Bundesweites Integrationsprogramm Angebote der ...
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B. Sprachliche Integration<br />
Deutsch als Zweitsprache von Bedeutung ist. So heißt es beispielsweise im bayerischen Lehrplan,<br />
<strong>der</strong> von Berlin, Bremen, Nie<strong>der</strong>sachsen, Rheinland-Pfalz und Thüringen übernommen wurde: „Die<br />
Erstsprache ist ein bedeuten<strong>der</strong> Mittler zwischen den Lebenswelten Familie und Schule. Ihre Akzeptanz<br />
und ihre Präsenz im Unterricht för<strong>der</strong>n den Zweitspracherwerb. Mehrsprachigkeit erhält in<br />
einem mo<strong>der</strong>nen Sprachunterricht eine beson<strong>der</strong>e Bedeutung.“ 80 Die Kultusministerkonferenz <strong>der</strong><br />
Län<strong>der</strong> weist in ihren Bildungsstandards für das Fach Deutsch in Haupt- und Realschule darauf<br />
hin, dass Erfahrungen mit Mehrsprachigkeit zu vertiefter Sprachkompetenz und Sprachbewusstheit<br />
führen. 81<br />
Bei <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung von Herkunftssprachen verfolgen die Län<strong>der</strong> unterschiedliche Ansätze: In einigen<br />
existiert seit den 1970er Jahren muttersprachlicher Ergänzungsunterricht, beson<strong>der</strong>s in den<br />
Sprachen <strong>der</strong> ehemaligen Anwerbestaaten <strong>der</strong> Bundesrepublik, als freiwilliges Angebot unter<br />
staatlicher Schulaufsicht, etwa in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz o<strong>der</strong> dem Saarland. Dieser<br />
Unterricht wurde in <strong>der</strong> Regel mit <strong>der</strong> Intention eingerichtet, eine sprachliche „Brücke“ zum Herkunftsland<br />
(<strong>der</strong> Eltern) zu bilden. Diese Funktion des herkunftssprachlichen Unterrichts steht heute<br />
nicht mehr im Mittelpunkt, da bei den meisten Migrantinnen und Migranten keine Rückkehrabsicht<br />
mehr besteht. Im Zuge des verstärkten Engagements <strong>der</strong> Län<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Deutschför<strong>der</strong>ung werden<br />
die für den muttersprachlichen Ergänzungsunterricht aufgewendeten Mittel zum Teil in Maßnahmen<br />
zur För<strong>der</strong>ung von Deutschkenntnissen umgeleitet. In manchen Bundeslän<strong>der</strong>n wird dieser<br />
Unterricht ergänzt o<strong>der</strong> ersetzt durch herkunftssprachlichen Unterricht, <strong>der</strong> von den Herkunftslän<strong>der</strong>n<br />
selbst finanziert wird (sogenannter Konsularunterricht). So unterstützt z.B. <strong>der</strong> italienische<br />
Staat die För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Italienischkenntnisse von Kin<strong>der</strong>n und Jugendlichen mit italienischem<br />
Migrationshintergrund in Deutschland. Die Lehrpläne für den Konsularunterricht liegen in <strong>der</strong> Verantwortung<br />
<strong>der</strong> Kultusbehörden <strong>der</strong> Entsendelän<strong>der</strong>, die auch die Lehrkräfte finanzieren.<br />
Die Län<strong>der</strong> eröffnen Kin<strong>der</strong>n und Jugendlichen zum Teil auch die Möglichkeit, Herkunftssprachen<br />
als Wahlpflichtfach bzw. dritte Fremdsprache o<strong>der</strong> als Pflichtfremdsprache / zweite Fremdsprache<br />
zu wählen – etwa in Nordrhein-Westfalen o<strong>der</strong> Thüringen. In Nordrhein-Westfalen gibt es herkunftssprachlichen<br />
Unterricht in staatlicher Verantwortung flächendeckend – fast 900 Lehrerstellen<br />
werden dafür eingesetzt. Ab 2010 soll er in den weiterführenden Schulen schrittweise in einen<br />
Fremdsprachenunterricht überführt werden. 82 Nie<strong>der</strong>sachsen hat ein am Gemeinsamen Europäischen<br />
Referenzrahmen für Sprachen orientiertes Kerncurriculum „Herkunftssprachlicher Unterricht“<br />
als Grundlage für den Unterricht im Primarbereich geschaffen. 83 In Deutschland gibt es außerdem<br />
etwa 600 Schulen mit bilingualem Angebot, in denen neben Deutsch auch eine Fremdsprache<br />
als Unterrichtssprache verwendet wird. Darunter sind auch einzelne Schulen, in denen <strong>der</strong><br />
Unterricht in Deutsch sowie einer <strong>der</strong> Hauptherkunftssprachen <strong>der</strong> Menschen mit Migrationshintergrund<br />
abgehalten wird, etwa Türkisch, Russisch o<strong>der</strong> Italienisch.<br />
Für Ausbildung und Beruf ist Deutsch die zentrale Sprache, aber: „Die Mehrsprachigkeit <strong>der</strong> Jugendlichen…“,<br />
so die Län<strong>der</strong> in ihrem Beitrag zum Nationalen Integrationsplan, „…gewinnt in <strong>der</strong><br />
Phase <strong>der</strong> Ausbildung eine beson<strong>der</strong>e Bedeutung… und sollte, wo immer dies möglich ist, berufsbezogen<br />
weiterentwickelt werden und zu einer Stärkung <strong>der</strong> Auszubildenden in ihren künftigen<br />
Arbeitsbereichen führen.“ 84 <strong>Angebote</strong> die darauf zielen, das Potenzial von Mehrsprachigkeit für<br />
80 Vgl. Reich et. al. 2008: a.a.O., S. 45.<br />
81<br />
Sekretariat <strong>der</strong> Ständigen Konferenz <strong>der</strong> Kultusminister <strong>der</strong> Län<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Bundesrepublik Deutschland (Hg.) (2005):<br />
a.a.O., S. 7 bzw. Dies. (2004): a.a.O., S. 7.<br />
82<br />
Ministerium für Schule und Weiterbildung des Landes Nordrhein-Westfalen: Erlass „Unterricht für Schülerinnen und<br />
Schüler mit Zuwan<strong>der</strong>ungsgeschichte, insbeson<strong>der</strong>e im Bereich <strong>der</strong> Sprachen“ vom 21.12.2009<br />
(http://www.schulministerium.nrw.de/BP/Schulrecht/Erlasse/Herkunftssprache.pdf).<br />
83<br />
Presse- und Informationsamt <strong>der</strong> Bundesregierung (Hg.) (2008): a.a.O., S. 125.<br />
84 Presse- und Informationsamt <strong>der</strong> Bundesregierung (Hg.) (2007): a.a.O., S. 27.<br />
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