Bundesweites Integrationsprogramm Angebote der ...
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D. Gesellschaftliche Integration<br />
2. Empfehlungen zur Weiterentwicklung von <strong>Angebote</strong>n im Handlungsfeld gesellschaftliche<br />
Integration<br />
2.1 Migrantenorganisationen als Akteure <strong>der</strong> Integrationsför<strong>der</strong>ung stärken<br />
In Deutschland gibt es eine große Vielfalt an Organisationen, in denen sich Menschen mit Migrationshintergrund<br />
zusammenschließen. Diese Organisationen engagieren sich neben den traditionellen,<br />
anerkannten Trägern in <strong>der</strong> Integrationsför<strong>der</strong>ung, manche von ihnen schon seit Jahrzehnten.<br />
„Die“ Migrantenorganisation existiert dabei jedoch ebenso wenig, wie „die“ Migrantin o<strong>der</strong> „<strong>der</strong>“<br />
Migrant. 135<br />
Migrantenorganisationen sind im Hinblick auf Aufgaben und Ziele, Zusammensetzung <strong>der</strong> Vereinsmitglie<strong>der</strong><br />
und Organisationsgrad sehr heterogen: Neben religiösen, kulturellen o<strong>der</strong> politischen<br />
Vereinen, gibt es Organisationen bestimmter Zuwan<strong>der</strong>ungsgruppen, Vertriebenenverbände,<br />
Studierendenvereinigungen, Fachverbände bzw. anerkannte Träger <strong>der</strong> Sozialarbeit, Sportvereine,<br />
Unternehmerverbände o<strong>der</strong> Bildungsträger. Migrantenorganisationen können auch ausschließlich<br />
ganz bestimmte Zielgruppen ansprechen, etwa Frauen, Mütter, Männer, Väter, Eltern,<br />
Senioren o<strong>der</strong> Jugendliche. Seit einigen Jahren beginnen sie verstärkt, ihre <strong>Angebote</strong> auch für<br />
Menschen an<strong>der</strong>er Herkunftsgruppen zu öffnen. Neben wenigen bundesweit agierenden Dachverbänden<br />
ist die Mehrzahl <strong>der</strong> Organisationen vor allem vor Ort engagiert, als eingetragene Vereine<br />
o<strong>der</strong> informelle Zusammenschlüsse. Von Bedeutung für die Integration können auch interkulturelle<br />
Vereine sein, in denen sich Menschen unterschiedlicher Herkunft engagieren. Diese Gruppen können<br />
in beson<strong>der</strong>em Maße Brücken über Herkunftsgrenzen hinweg bauen.<br />
Im Blickfeld des bundesweiten <strong>Integrationsprogramm</strong>s und <strong>der</strong> hier ausgesprochenen Empfehlungen<br />
stehen Organisationen, die sich nachweislich in <strong>der</strong> Integrationsarbeit engagieren, nicht nur<br />
nach innen wirken, son<strong>der</strong>n auch eine Brücke zwischen Menschen mit und ohne Migrationshintergrund<br />
bilden können. Auf gesellschaftliche Integration zielen dabei alle Aktivitäten von Migrantenorganisationen<br />
ab, die die Teilhabe ihrer Mitglie<strong>der</strong> bzw. Zielgruppen an den gesellschaftlichen<br />
Einrichtungen und Prozessen mittelbar o<strong>der</strong> unmittelbar för<strong>der</strong>n.<br />
Die Zahl <strong>der</strong> Migrantenorganisationen in Deutschland ist bislang nicht erhoben worden. Eine Annäherung<br />
bietet das Bundesauslän<strong>der</strong>vereinsregister, das alle Vereine ausländischer Drittstaatsangehöriger<br />
registriert und diese 2001 mit 16.000 bundesweit angegeben hat. 136 Die bisher einzige<br />
Vollerhebung von Migrantenorganisationen wurde in Nordrhein-Westfalen 1999 durch das Zentrum<br />
für Türkeistudien und das Institut für Politikwissenschaft <strong>der</strong> Westfälischen Wilhelms-Universität<br />
Münster im Auftrag <strong>der</strong> Landesregierung durchgeführt und konnte über 2.200 Organisationen ermitteln.<br />
137<br />
Die Kenntnisse über Entwicklung und Einsatzfel<strong>der</strong> sind detaillierter, wenn auch nicht repräsentativ<br />
belegt. Neben den in Westdeutschland bekannten, klassischen, herkunftshomogenen (Kultur-)-<br />
Vereinen wurden in den letzten Jahren zahlreiche neue, zum Teil auch heterogene Vereine gegründet,<br />
die Integrationsför<strong>der</strong>ung als einen ihrer Arbeitsschwerpunkte definieren. In Ostdeutschland<br />
ist eine steigende Bereitschaft zur Selbstorganisation zu beobachten. Insbeson<strong>der</strong>e im letzten<br />
135 Unter Migrantenorganisationen werden im vorliegenden Text Vereinigungen verstanden, die überwiegend von Zugewan<strong>der</strong>ten<br />
gegründet wurden und <strong>der</strong>en Mitglie<strong>der</strong> vornehmlich Menschen mit Migrationshintergrund sind.<br />
136 Hunger, Uwe (2005): Auslän<strong>der</strong>vereine in Deutschland – Eine Gesamterfassung auf <strong>der</strong> Basis des Bundesauslän<strong>der</strong>vereinsregisters.<br />
In: SelbstHilfe – Wie Migranten Netzwerke knüpfen und soziales Kapital schaffen, Freiburg.<br />
137 Ministerium für Arbeit, Soziales und Stadtentwicklung, Kultur und Sport (Hg.) (1999): Selbstorganisationen von<br />
Migrantinnen und Migranten in NRW: wissenschaftliche Bestandsaufnahme. Düsseldorf.<br />
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