Bundesweites Integrationsprogramm Angebote der ...
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B. Sprachliche Integration<br />
2.3 Sprachliche Bildung für Beruf und berufliche Weiterbildung: Berufsbezogene<br />
Deutschför<strong>der</strong>ung weiterentwickeln<br />
In Deutschland hat sich die Zahl <strong>der</strong> Tätigkeiten drastisch reduziert, bei denen Deutschkenntnisse<br />
keine o<strong>der</strong> nur eine untergeordnete Rolle spielen. In nahezu allen Arbeitsbereichen sind heute<br />
unterschiedliche komplexe sprachlich-kommunikative Kompetenzen erfor<strong>der</strong>lich, insbeson<strong>der</strong>e für<br />
hoch qualifizierte Tätigkeiten. Gute berufsbezogene Deutschkenntnisse werden aber zunehmend<br />
auch bei solchen Tätigkeiten benötigt, die überwiegend von niedrig qualifizierten sowie un- und<br />
angelernten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern ausgeübt werden. Dies gilt auch für Bereiche,<br />
die früher nicht als ausgeprägt sprachintensiv galten, beispielsweise im Lager-, im Verkaufs- o<strong>der</strong><br />
im Pflegebereich. In vielen Fel<strong>der</strong>n sind in den letzten Jahren durch die immer umfassen<strong>der</strong>en<br />
Qualitätssicherungs- und Dokumentationsanfor<strong>der</strong>ungen auch die Ansprüche an die schriftsprachlichen<br />
Fähigkeiten enorm gestiegen. 71 Um erfolgreich auf dem Arbeitsmarkt agieren zu können,<br />
sind berufsbezogene Deutschkenntnisse somit ganz überwiegend unverzichtbar. Berufsbezogene<br />
Deutschför<strong>der</strong>ung bildet daher eine wichtige Säule <strong>der</strong> sprachlichen Bildung für Erwachsene.<br />
Erwerb und Ausbau berufssprachlicher und arbeitsplatzbezogener Deutschkenntnisse dienen <strong>der</strong><br />
Verbesserung <strong>der</strong> beruflichen Handlungsfähigkeit und sind damit auch eine wichtige Voraussetzung<br />
für die Teilhabe an beruflicher Weiterbildung. Insofern kann <strong>der</strong> berufsbezogene Unterricht<br />
Deutsch als Zweitsprache auch ein wichtiger Bestandteil <strong>der</strong> Personalentwicklung sein. Vielen Unternehmen<br />
ist die Bedeutung von Sprache und Kommunikation für den erfolgreichen Arbeitsablauf<br />
bewusst, Deutschkurse werden jedoch bisher selten als Instrumente <strong>der</strong> Personalentwicklung eingesetzt.<br />
In Betrieben, in denen z.B. aufgrund spezieller Anfor<strong>der</strong>ungen beson<strong>der</strong>er Sprachför<strong>der</strong>bedarf<br />
besteht, sollten entsprechende <strong>Angebote</strong> geprüft werden. Sowohl Arbeitgeber als auch Arbeitnehmer<br />
können davon profitieren, wenn Unternehmen ihre sprachlichen Anfor<strong>der</strong>ungen explizit<br />
formulieren und diese zur Grundlage von Weiterbildungsangeboten machen. Als mittel- o<strong>der</strong> langfristiges<br />
Ziel des berufsbezogenen Deutschunterrichts kann auch <strong>der</strong> Erwerb von formalen Berufsabschlüssen<br />
berücksichtigt werden, gegebenenfalls auch die Anerkennung von Berufsabschlüssen<br />
aus dem Herkunftsland.<br />
In jedem Betrieb und je<strong>der</strong> öffentlichen Institution gibt es kommunikative Regeln, welche die Beherrschung<br />
spezieller sprachlicher Register notwendig machen. Darüber hinaus weisen je<strong>der</strong> Beruf<br />
und jedes Berufsfeld – unabhängig vom jeweiligen Betrieb – eigene Formen <strong>der</strong> Kommunikation<br />
auf. Berufsbezogener Deutschunterricht muss vor diesem Hintergrund konkrete berufs(feld)- und<br />
arbeitsplatzbezogene Inhalte sowie Kenntnisse über kommunikative Regeln am Arbeitsplatz vermitteln.<br />
Dies macht eine spezielle Didaktik und Methodik notwendig. <strong>Angebote</strong> müssen gegebenenfalls<br />
differenziert werden nach Arbeitsplatzbezogenheit, Berufs(feld)bezogenheit sowie Arbeitsmarktorientierung.<br />
Berufsbezogener Deutschunterricht richtet sich an verschiedene Zielgruppen. Zwei große Gruppen<br />
mit unterschiedlichen Bedarfen und Lernzielen sind dabei primär von Bedeutung: arbeitslose Menschen,<br />
bei denen berufsbezogene Deutschkenntnisse zur (Re)Integration in den Arbeitsmarkt beitragen<br />
sollen, sowie Berufstätige, die im Zuge <strong>der</strong> Fort- und Weiterbildung ihre berufsbezogenen<br />
Deutschkenntnisse verbessern wollen bzw. müssen. Berufsbezogene Deutschför<strong>der</strong>ung richtet<br />
sich daher insbeson<strong>der</strong>e an Menschen in folgenden Maßnahmen:<br />
• Qualifizierungen im Rahmen des SGB II und III; dazu gehören auch überbetriebliche Ausbildungsmaßnahmen<br />
für die Gruppe <strong>der</strong> U25 (unter 25 Jahre)<br />
• Innerbetriebliche Fortbildung<br />
71 Vgl. Grünhage-Monetti, Matilde (2009): Sprachlicher Bedarf von Personen mit Deutsch als Zweitsprache in Betrieben.<br />
Expertise im Auftrag des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge, Bonn, S. 59.<br />
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