lastauto omnibus bus&coach 01/2016
lastauto omnibus e-Paper bus&coach mit einer großen Doppeldecker-Marktübersicht, einem Fahrbericht des Solaris-Gelenkbus Urbino 18, der Vorstellung des MAN Lion's Intercity und einer Historie der Büssing-Omnibusse.
lastauto omnibus e-Paper bus&coach mit einer großen Doppeldecker-Marktübersicht, einem Fahrbericht des Solaris-Gelenkbus Urbino 18, der Vorstellung des MAN Lion's Intercity und einer Historie der Büssing-Omnibusse.
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Für ein Wochehende drehte<br />
sich die Neoplan-Auwärter-<br />
Welt rund um Pilsting.<br />
NON-PLUS ULTRA<br />
Fahreindruck: Vierachsige Solobusse sind heute eine Seltenheit in Deutschland.<br />
Wir haben die einmalige Chance genutzt und sind zwei davon gefahren.<br />
In Pilsting fährt eine einmalige Mischung aus doppelstöckigen<br />
und vierachsigen Neoplan-Bussen<br />
auf. „So viele XXL-Neoplan auf einem Haufen –<br />
einmalig!“, schwärmt Andreas Schneider, der wohl<br />
das umfangreichste Neoplan-Archiv weltweit führt.<br />
Grund genug, uns die letzten für Deutschland gebauten<br />
Megaliner und Megashuttle vorzunehmen.<br />
Stammfahrer Patrick Wesolek räumt mit sichtlichem<br />
Unbehagen den Platz am Steuer des vierachsigen<br />
Megashuttles, der als Schulbus jahrelang im<br />
Bayerischen von Unternehmer Lobmeyer eingesetzt<br />
wurde und heute rund 200.000 Kilometer auf der<br />
Uhr hat. Erst vor wenigen Monaten hat der Unternehmer<br />
Hans-Jürgen Ach von Tempelhofer Reisen<br />
den Großraumbus Baujahr 1996 mit einer Kapazität<br />
von rund 120 Personen erworben und aufwendig<br />
instandgesetzt. Der Stadtbus, der auf dem 50.<br />
UITP Kongress 1993 in Sydney ausgestellt wurde,<br />
ist mit MAN D0826 und einem halbautomatischen<br />
ZF-AVS-Getriebe ausgestattet. Es gab sogar Versionen<br />
mit drei Treppen. Das typische, geschwungene<br />
Armaturenbrett der 90er Jahre stammt aus dem Neoplan-Baukasten<br />
und ist identisch auch im Megaliner<br />
der Firma Nies aus Selm verbaut, den wir zum Vergleich<br />
ebenfalls bewegen.<br />
Die Seltenheit und der Imagegewinn für das eigene<br />
Unternehmen waren eine wichtige Motivation,<br />
die auch bei Juniorchef Dennis Nies zu verspüren<br />
ist. Lange hat er nach einem Megaliner gesucht.<br />
Sein Wagen mit OM 442 Euro-2-Maschine und 523 PS<br />
ist mit einem typischen Doppel-H-Achtgang-Schaltgetriebe<br />
ausgerüstet. Die kurze Ausfahrt mit beiden<br />
Bussen beeindruckt. Gerade in Kreisverkehren sind<br />
die 15 Meter langen und bis zu 32 Tonnen schweren<br />
Gefährte einfacher zu handhaben als ein moderner<br />
Dreiachser gleicher Länge. Kein Wunder, alle Achsen<br />
sind gelenkt. Geradeauslauf und Fahrverhalten erinnern<br />
schon mehr an ein Schienenfahrzeug, so stabil<br />
und stoisch ziehen die Dinos ihre Runden und<br />
ernten erstaunte Blicke der Passanten.<br />
Bis zu 91 Personen können<br />
mühelos in diesem Megaliner<br />
befördert werden.<br />
nen als mit Wollen zu tun“, referiert<br />
Auwärter stolz. Einen der<br />
Telebusse hat er zur rollenden<br />
Kommandozentrale ausgebaut, die<br />
am Nachmittag die Doppeldecker-<br />
Prozession auf geschätzten 60 Achsen<br />
ins Auwärter-Museum nach<br />
Landau anführt.<br />
Der Tag steht ganz im Zeichen<br />
des Neoplan-Doppeldeckers und<br />
seiner Spielarten, der 2<strong>01</strong>5 den 50.<br />
Jahrestag begeht. „Nach dem Telebus<br />
kamen Skyliner, Megaliner und<br />
Jumbocruiser. Das waren seinerzeit<br />
die größten Busse der Welt und sie<br />
wurden in Pilsting gebaut und sonst<br />
nirgendwo,“ erzählt Auwärter.<br />
Zu sehen sind während der Ausfahrt<br />
exponierte Vertreter aller jener<br />
Großraumbusse, deren Zeit<br />
spätestens seit 2004 vorüber ist.<br />
Neben dem letzten für einen deutschen<br />
Kunden gebauten Megaliner<br />
Baujahr 2000 sowie dem letzten Mega-Shuttle<br />
als Stadtbus ist auch der<br />
einzige „Longliner“ als Schubgelenkbus<br />
vor Ort, wenn auch im Inneren<br />
in unausgebautem Zustand.<br />
Er soll von der Schrotthalde gerettet<br />
worden sein.<br />
Der letzte Neoplan Geschäftsführer<br />
Bob Lee staunt nicht schlecht<br />
„über die Zwischenstufe zum Megaliner“<br />
und lässt sich eine Begehung<br />
nicht nehmen. Das Fahrzeug<br />
erwies sich laut Lee damals jedoch<br />
als „nicht unkritisch im Hochgeschwindigkeitsbereich“.<br />
Die glorreichen Zeiten gingen<br />
zu Ende, Neoplan wurde nicht nur<br />
fahrzeugtechnisch auf Normalmaß<br />
zurechtgestutzt, die Marktanteile<br />
in Deutschland rangieren aktuell<br />
bei rund vier Prozent, mit einem<br />
erfreulichen Aufwärtstrend im Jahr<br />
2<strong>01</strong>5. Aus dem Mund von Konrad<br />
Auwärter hört sich das so an:<br />
<strong>lastauto</strong> <strong>omnibus</strong> 11/2<strong>01</strong>5