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lastauto omnibus bus&coach 01/2016

lastauto omnibus e-Paper bus&coach mit einer großen Doppeldecker-Marktübersicht, einem Fahrbericht des Solaris-Gelenkbus Urbino 18, der Vorstellung des MAN Lion's Intercity und einer Historie der Büssing-Omnibusse.

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[ 82 ] FAHRZEUGE | Alternative Antriebe von Daimler Buses<br />

terie- oder Brennstoffzellenantrieb<br />

führen, so Tuschen. Für die Citaro-Baureihe<br />

rechnet Daimler mit<br />

einem Volumenanteil von 70 Prozent<br />

im Jahr 2030 im Vergleich zum<br />

Dieselbus.<br />

Und noch eine Aussage dürfte<br />

den Wettbewerb aufhorchen lassen:<br />

„Partiell emissionsfreie Antriebe,<br />

also alle Arten von Hybridantrieben,<br />

werden in der künftigen<br />

Modellpalette von Daimler Buses<br />

keine Rolle spielen“, sagt Tuschen.<br />

Der Aufwand dafür sei unverhältnismäßig<br />

hoch, vor allem aber genüge<br />

nur partiell emissionsfreies<br />

Fahren nicht dem Anspruch moderner<br />

Stadtbus-Mobilitätslösungen.<br />

Deshalb werde man diesen Weg<br />

künftig nicht mehr beschreiten.<br />

Der klassische Verbrennungsmotor<br />

nach Euro 6 im Citaro erreicht<br />

laut Daimler ein so hohes Niveau,<br />

dass Aufwand und Ergebnis komplexer<br />

Hybridsysteme nicht mehr<br />

zusammenpassen. Für Daimler<br />

Buses heißt die Devise deshalb:<br />

nicht teilweise, sondern komplett<br />

emissionsfrei.<br />

Für den Busmarkt in Europa sieht<br />

Tuschen schon in einigen Jahrzehnten<br />

– im Gegensatz zu den Schwellenländern<br />

– in den Städten fast<br />

ausnahmslos Batterie- und Brennstoffzellen-Busse.<br />

Geht es um emissionsfreie<br />

Busse, steht für den Entwicklungschef<br />

aber nicht nur der<br />

Antrieb an sich im Vordergrund.<br />

Wichtig sei auch die Abstimmung<br />

des Fahrzeugs auf die Bedürfnisse<br />

der Kunden. Elektrobusse<br />

„Die modular aufgebaute E-Plattform ermöglicht<br />

emissionsfreies Fahren zu vertretbaren Kosten“<br />

seien kein Produkt von der Stange,<br />

selbst wenn Daimler sie bald in<br />

Serie baue.<br />

Man müsse jedes Fahrzeug genau<br />

abstimmen, beispielsweise auf<br />

den jeweiligen Einsatzort und das<br />

Streckenprofil. Auch die Anzahl der<br />

Haltestellen auf den Linien sei ein<br />

entscheidender Faktor, schließlich<br />

sollte die Batterie so lange halten,<br />

wie der jeweilige Stadtlinienibus im<br />

Einsatz ist.<br />

Der Energiebedarf eines Elektrobusses<br />

muss für den Hersteller<br />

und den Verkehrsbetrieb vorhersehbar<br />

sein, auch weil es zusätzlich<br />

zum Fahrbetrieb weitere Verbraucher<br />

an Bord gibt: „Mit aktiver<br />

Heizung oder Klimaanlage kann<br />

sich die Reichweite eines Elektrobusses<br />

schnell mal halbieren“, erklärt<br />

Gustav Tuschen. Deshalb habe<br />

Daimler auch das Thermomanagement<br />

in die Planungen einbezogen.<br />

Elek trobusse seien heute noch nicht<br />

wirtschaftlich darstellbar – noch<br />

nicht, betont Tuschen.<br />

Passend zum 125-jährigen Geburtstag<br />

des Omnibusses von Carl Benz<br />

werden die ersten, reinen Elektrobusse<br />

mit Stern in fünf Jahren auf<br />

der Straße fahren. Nicht als Versuchsträger,<br />

sondern dann schon<br />

als Serienfahrzeuge, ist sich Daimler-Entwicklungsleiter<br />

Gustav<br />

Tuschen sicher. <br />

◼<br />

Brenstoffzellen- und Elektroantriebe kommen noch in diesem Jahrzehnt<br />

Interview: Daimler-Entwicklungschef Gustav Tuschen über die Zukunft der Omnibus-Antriebe.<br />

Seit 2<strong>01</strong>3 verantwortet Gustav Tuschen die<br />

Entwicklung der Bussparte von Daimler.<br />

Das Gespräch führte Rüdiger Schreiber.<br />

?: Mit Blick auf die wachsende Elektromobilität in<br />

Ballungszentren wird der Citaro E-Cell mit Spannung<br />

erwartet. Wann schicken Sie den ersten Testbus<br />

oder Prototypen auf die Straße?<br />

Tuschen: Die Phase der Technologie-Erprobung<br />

haben wir mit Auslauf der dritten Genera tion<br />

des Citaro F-Cell abgeschlossen. Nun geht es<br />

darum, die Erkenntnisse, die wir mit diesen<br />

Fahrzeugen sowie den Vorgänger-Generationen<br />

gewinnen konnten, in die Serien-Entwicklung<br />

einfließen zu lassen. Es steht nun<br />

vor allem die Wirtschaftlichkeit der Fahrzeuge<br />

im Vordergrund. Über den genauen Zeitpunkt<br />

der Serieneinführung werden wir rechtzeitig<br />

informieren. Wir rechnen mit den ersten<br />

Fahrzeugen zum Ende dieses Jahrzehnts.<br />

?: Welche Technologiesprünge müssen noch<br />

stattfinden?<br />

Tuschen: Heute ist der technologische und wirtschaftliche<br />

Reifegrad eines elektrischen Antriebs<br />

noch nicht ausreichend, um den Dieselantrieb<br />

im Stadtbus zu ersetzen. Reichweite,<br />

Fahrgastkapazität und Kosten erreichen noch<br />

nicht das Niveau von Omnibussen mit Dieselantrieb.<br />

Eine weitere Herausforderung ist<br />

die energieaufwendige Klimatisierung im<br />

Fahrzeug. Hier bedarf es eines intelligenten<br />

Energie-Managements, um den Betreibern zukünftig<br />

Fahrzeuge zur Verfügung stellen zu<br />

können, die keine grundlegende Neustrukturierung<br />

innerbetrieblicher Abläufe erfordert.<br />

Die Antriebsstrategie für die Stadtbusse von<br />

morgen von Daimler Buses steht damit auf drei<br />

Säulen: kontinuierliche Weiterentwicklung des<br />

konventionellen Antriebsstrangs mit Dieselmotoren<br />

und des kürzlich vorgestellten Gasmotors<br />

M 936G, Entwicklung des Citaro E-Cell<br />

mit rein elektrischem Antrieb und Citaro F-Cell<br />

als Brennstoffzellen-Hybridbus.<br />

?: Und wann ist der Citaro E-Cell dann reif für den<br />

täglichen Einsatz im Linienverkehr?<br />

Taschen: Noch in diesem Jahrzehnt werden<br />

wir den Mercedes-Benz Citaro E-Cell in Serie<br />

anbieten können.<br />

?: Beim Citaro E-Cell setzen Sie – anders als der<br />

Wettbewerb – auf konduktives Laden. Warum?<br />

Tuschen: Die derzeit in Entwicklung befindlichen<br />

induktiven Ladesysteme sind von ihrer<br />

Leistung her noch nicht auf einem Niveau angekommen,<br />

das ausreichend ist, um damit die<br />

Batterien eines E-Cell-Busses, beispielsweise<br />

während des Haltens in einer Haltestelle, in<br />

kurzer Zeit ausreichend aufladen zu können.<br />

Die Übertragung derart großer Energiemengen<br />

in kurzer Zeit kann nach unserer Erkenntnis<br />

derzeit nur durch konduktive Ladesysteme<br />

sichergestellt werden. Wir erwarten auch<br />

in naher Zukunft noch nicht den benötigten<br />

Durchbruch bei induktiven Ladeverfahren.<br />

Sollte die Technologie in Zukunft auf einem<br />

Niveau angekommen sein, das sie für die Anwendung<br />

im Omnibus nutzbar macht, werden<br />

wir diese aufgrund der modularen Bauweise<br />

der Citaro-E-Mobility-Plattform auch in unsere<br />

Fahrzeuge integrieren und unseren Kunden<br />

anbieten können.<br />

?: Wird der Citaro E-Cell ein eigenes Design erhalten?<br />

Tuschen: Lassen Sie sich überraschen ...

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