lastauto omnibus bus&coach 01/2016
lastauto omnibus e-Paper bus&coach mit einer großen Doppeldecker-Marktübersicht, einem Fahrbericht des Solaris-Gelenkbus Urbino 18, der Vorstellung des MAN Lion's Intercity und einer Historie der Büssing-Omnibusse.
lastauto omnibus e-Paper bus&coach mit einer großen Doppeldecker-Marktübersicht, einem Fahrbericht des Solaris-Gelenkbus Urbino 18, der Vorstellung des MAN Lion's Intercity und einer Historie der Büssing-Omnibusse.
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FAHRZEUGE | Büssing und MAN [ 165 ]<br />
111 Jahre Büssing-Busse<br />
Die sogenannten Trilex-Räder des Büssing<br />
waren eine Schweizer Technik-Spezialität.<br />
mit einem enormen politischen Echo einhergegangen<br />
sei, erinnert sich Urs Kern, Teamleiter Service<br />
Support bei MAN in Otelfingen, der damals<br />
bei den VBZ in der Instandhaltung arbeitete. „Die<br />
relativ preiswerten Wagen sollten ohne große<br />
Revisionen maximal acht Jahre laufen, das war<br />
ein echter Paradigmenwechsel damals.“<br />
Weil sich die Busse aber als robust und zuverlässig<br />
zeigten, ließ man sie dann doch ihre 10<br />
bis 12 Jahre mit einer durchschnittlichen Kilometerleistung<br />
von rund 45.000 Kilometern laufen –<br />
freilich nicht ganz ohne Überholungen. Den Zuschlag<br />
erhielt Büssing als erster ausländischer<br />
Lieferant vor allem wegen des neuartigen Konzepts<br />
mit dem Unterflur-Heckmotor sowie der<br />
seltenen Bereitschaft, Dreitürer zu liefern.<br />
Abgesehen von dieser Extravaganz zeigt<br />
sich der Büssing-Elf-Meter-Solowagen voll der<br />
Norm der ersten VÖV-Standardbus-Generation<br />
verschrieben, inklusive der stark gewölbten<br />
Frontscheibe (auch Werkspoor- oder Jukebox-<br />
Scheibe). Der Raumeindruck in der sehr hoch<br />
angebrachten Fahrerkanzel ist durch diese Ei-<br />
1 Ungewöhnlicher Luxus im Gelenkbus: Stehtische,<br />
Teppichboden und Espressomaschine.<br />
2 Die Dokumentation wurde bei Büssing groß<br />
geschrieben. In drei dicken Ordnern findet<br />
sich jede Information über den Oldtimer.<br />
Zum ausgesuchten Erscheinungsbild des MAN<br />
Lion’s City gehören natürlich Alcoa-Alufelgen.<br />
genart sehr gut, die Blendwirkung der Transistor-Innenbeleuchtung<br />
wird hierdurch und durch<br />
eine massive Blende unterhalb der Scheibe stark<br />
vermindert.<br />
Der Wagenboden ist bis auf die vorderen Radkästen<br />
podestfrei, diese sind jedoch geschickt mit<br />
Querbänken verdeckt, die dem Vorderwagen einen<br />
luftigen Eindruck verschaffen. Der generelle<br />
Eindruck hat mit einem Niederflurbus kaum<br />
etwas gemein. Man fühlt sich eher wie in einem<br />
Hochboden-Überlandwagen, auch wenn sich die<br />
Gesamthöhe von drei Metern nicht wesentlich<br />
vom modernen MAN Lion‘s City unterscheidet.<br />
Eine kleine Fahrt von Otelfingen, wo der Wagen<br />
mehr als 25 Jahre nach seinem letzten Einrücken<br />
restauriert worden war, zum Betriebshof<br />
der VBZ lässt die Anstrengungen der Fahrer<br />
damals erahnen, auch wenn diese den „robusten<br />
und einfachen Bus“ sehr goutierten, so Kern.<br />
Zwar gibt sich der Büssing-Motor mit 186 PS<br />
ohne Aufladung nicht gerade als Rennwagen zu<br />
erkennen, aber er hält den maximal 15,5 Tonnen<br />
2<br />
Mit Doppeldeckern („Deckbussen“) für<br />
London wurde Büssing schnell bekannt.<br />
Noch elf Jahre vor MAN begann Heinrich<br />
Büssing (1843–1929) in Braunschweig<br />
Busse zu bauen und selbst auf Linie unter<br />
schwersten Bedingungen zu testen. Der<br />
berühmte „Wendeburg-Bus“, der 1904 seinen<br />
Dienst nördlich von Braunschweig antrat,<br />
steht immer noch als Replika im ehemaligen<br />
Werk 2 in Salzgitter-Watenstedt. Der<br />
Braunschweiger<br />
Welfen-Löwe findet<br />
sich noch heute als<br />
MAN-Löwe auf dem<br />
Fahrzeug-Bug.<br />
Sehr früh steigt<br />
Büssing ins Englandgeschäft<br />
ein<br />
und lieferte so<br />
viele Doppedecker<br />
nach London, dass<br />
man 1906 bereits<br />
eine Lizenz vergab.<br />
Später lieferte man<br />
auch Chassis für<br />
Erst mit fast 60<br />
Jahren stieg Heinrich<br />
Büssing in den Nutzfahrzeug-Bau<br />
ein.<br />
Doppeldecker an Berlin und spezialisierte<br />
sich auf schwere Dreiachser. Die erste VÖV-<br />
Standardlinienbus-Generation sollte auch<br />
die letzte für Büssing sein. Statt Namen wie<br />
„Konsul“ und „Senator“ bekam das Modell<br />
die Bezeichnung BS 110. Er war einer der<br />
letzten Busse, der noch ohne MAN-Einfluss<br />
entstand, der sich 1970 mit der Übernahme<br />
von Büssing dann schnell festigte.<br />
1<br />
Ein ähnlicher Büssing BS 110 im Jahr<br />
1979 vor dem Züricher Hauptbahnhof.<br />
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