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Drucksache 18/10170 – 94 – Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode<br />

Bruttostromerzeugung<br />

in Deutschland 2015<br />

Quelle: Destatis 2016<br />

30,1%<br />

Erneuerbare Energieträger<br />

13,5 %<br />

Windkraft<br />

0,8 %<br />

Mineralölprodukte<br />

4,3 %<br />

Sonstige<br />

9,1%<br />

Erdgas<br />

9,3%<br />

6,2%<br />

6,8 %<br />

Biomasse<br />

14,1%<br />

Kernenergie<br />

Ziel 2025<br />

40–45%<br />

15,1%<br />

5,9 %<br />

Photovoltaik<br />

3,0%<br />

Wasserkraft<br />

0,9 %<br />

Hausmüll<br />

18,1%<br />

Steinkohle<br />

Ziel 2035<br />

55–60%<br />

23,6%<br />

2000 2004 2008 2012<br />

4,1%<br />

Übrige<br />

Energieträger<br />

23,8%<br />

Braunkohle<br />

Geplanter Anteil erneuerbarer<br />

Energien am Bruttostromverbrauch<br />

in Deutschland<br />

Quelle: BMWi 2016<br />

Mit dieser Form der „Negativplanung“, bei der nur geeignete Restflächen identifiziert<br />

werden, verbleibt gestalterisch eine Willkür gegenüber dem Landschaftsraum.<br />

Eine ordnende Gliederung und aktive, gezielte Gestaltung verlangt mehr,<br />

als die Beeinträchtigung durch Lärm und Schatten möglichst gering zu halten.<br />

Wichtig ist, dass nicht allein die verfügbare Grundstücksfläche und deren jeweilige<br />

Preise oder Partikularinteressen über die Errichtung einer Anlage – eher<br />

zufällig und nicht geplant – entscheiden. Vielmehr sollten die vorhandene Topografie<br />

und das Landschaftsbild bei der Ausweisung von Standorten mitberücksichtigt<br />

werden. Denn bei einer Betonung von Höhenzügen in der Geest, Reihungen<br />

in der Marsch oder anderen natürlichen Gegebenheiten sind<br />

Windkraftanlagen harmonischer in ihre natürliche Umgebung eingefügt, als es<br />

momentan meist der Fall ist. Auch das Aufgreifen von Trassen vorhandener<br />

Infrastrukturen wie Stromleitungen oder Straßenverläufe sind sinnvolle Anknüpfungspunkte<br />

für eine Gestaltung. Die Konzentration und Massierung von Anlagen<br />

in (vor)belasteten Gebieten sind vor allem denkbare Strategien, um die Unberührtheit<br />

und Einzigartigkeit von besonders schützenswerten oder historisch<br />

wertvollen Landschaftsräumen zu sichern. Eine simple Separierung in Naturschutzräume,<br />

Abstandflächen und verbleibende rein funktionale „Resträume“<br />

ist nicht akzeptabel – denn diese „Resträume“ sind die Alltagsräume der Menschen<br />

und müssen gestaltet werden.<br />

Frankreich und Belgien haben sich bereits mit den Wirkungen und Potenzialen<br />

von Windkraftanlagen auf höchster Ebene beschäftigt. So wurden auf<br />

Seiten der Regierungen Empfehlungen für Standortuntersuchungen in einem<br />

Handbuch zur Planung von Windkraftanlagen aufbereitet. Darin veranschaulichen<br />

Entwurfsanalysen und Variantendarstellungen, wie die Morphologie von<br />

Landschaften analysiert und angemessen berücksichtigt werden kann. Als wichtige<br />

Gestaltungselemente werden dabei u. a. Sichtbeziehungen thematisiert,<br />

die sowohl zu einem bewussten Ausschluss von Anlagen führen können als auch<br />

zu einer gezielten Aufstellung. In Deutschland hat die TU München mit der Publikation<br />

„Windenergie und Landschaftsästhetik: Zur landschaftsgerechten<br />

Anordnung von Windfarmen“ konkrete Lösungsvorschläge zur Platzierung und<br />

Anordnung von Masten aus Sicht der Landschaftsarchitektur aufbereitet.<br />

In der Planungspraxis finden die Gestaltungskriterien jedoch kaum Berücksichtigung.<br />

Der kommunale Leitfaden „Windenergie und Kommunen“ des Landes<br />

Rheinland Pfalz legt beispielsweise den Fokus auf die Wertschöpfungsoptimierung<br />

und interkommunale Zusammenarbeit und auch die „Gebietskulisse<br />

Windkraft als Umweltplanungshilfe für Kommunen“ im Energie-Atlas Bayern hat<br />

über 40 Kriterien zusammengestellt, die in erster Linie geeignete Standorte<br />

über Ausschlusskriterien wie Abstandsflächen und Schutzgebiete identifiziert.<br />

Diese inhaltlichen Schwerpunktsetzungen sind für das gesamte Bundesgebiet<br />

richtig und wichtig, müssen aber um gestalterische Aspekte ergänzt werden.<br />

Auch wenn die meisten Gemeinden im Bundesgebiet in der Umfrage der Bundesstiftung<br />

Baukultur die Wirkung, die von den technischen Anlagen ausgeht,<br />

noch nicht als sonderlich gravierend einschätzen, wird sich das absehbar im<br />

Zuge des weiteren Ausbaus ändern. Kaum eine Kommune nimmt schon jetzt die<br />

Anlagen als Bereicherung wahr. Eine gestalterische Auseinandersetzung mit<br />

der Planungs- und Bauaufgabe ist also mehr denn je erforderlich.<br />

<strong>Vorab</strong>-<strong>Fassung</strong> - wird durch lektorierte Verison ersetzt.

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