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Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 25 – Drucksache 18/10170<br />
Verfügbarkeit der Flächen fördert die Spekulation. Auch die anhaltende Privatisierung<br />
ehemaliger LPG-Flächen in den neuen Bundesländern durch die bundeseigene<br />
Bodenverwertungs- und -verwaltungs GmbH (BVVG) fördert die<br />
Veräußerung an große, zahlungskräftige Unternehmen, da Vorzugspreise für<br />
LPG-Nachfolger oder Alteigentümer nur bis 2010 bestanden. Große Anbauflächen<br />
werden international gesucht und zum Teil spekulativ bewertet, um die<br />
Nahrungsversorgung für die wachsende Weltbevölkerung, aber auch die Förderung<br />
regenerativer Energien sicherzustellen.<br />
Für die Baukultur bedeuten die Umwandlung der Landwirtschaft und die<br />
internationalen Interessen an landwirtschaftlichen Flächen vor allem eins: den<br />
Verlust von Vielfalt, von abwechslungsreicher Landschaft, von regionaltypischen<br />
Eigenarten und lokal agierenden Akteuren. Das erschwert es den Gemeinden,<br />
ihre landschaftliche und bauliche Identität aufrechtzuerhalten. Gleichzeitig<br />
verlieren sie zunehmend die Möglichkeit, selbst mit einer aktiven Bodenpolitik auf<br />
eine zukunftsfähige Entwicklung hinzuwirken. Denn mit Hilfe von verfügbaren<br />
Flächen können Gemeinden Siedlungstätigkeit und Standortentscheidungen am<br />
einfachsten bedarfsgerecht und im Sinne des Gemeinwohls steuern. In Reaktion<br />
auf die geschilderten Tendenzen in der Landwirtschaft hat die Agrarministerkonferenz<br />
(AMK) eine Bund-Länder-Arbeitsgruppe „Bodenmarktpolitik“ eingerichtet,<br />
die Anfang 2015 ihren Abschlussbericht vorgelegt hat. Die konsequente und<br />
transparente Anwendung des derzeitigen Bodenrechts sowie eine verbesserte<br />
Datengrundlage wurden u. a. als wichtige Voraussetzungen zur Verbesserung der<br />
Situation auf den Bodenmärkten identifiziert. Zudem müssen die Gemeinden dem<br />
Verwertungsdruck als sogenanntes „Bauerwartungsland“ für Einfamilienhausund<br />
Gewerbegebiete im Flächennutzungsplan entschiedener entgegentreten.<br />
Produktion und Dienstleistung Kleine und mittlere Städte nahe einer Großstadt<br />
sind in der Regel stark auf das Wohnen ausgerichtet, während peripher<br />
gelegene Klein- und Mittelstädte als Arbeitsplatz und Versorgungszentrum an<br />
Bedeutung gewinnen. In ländlichen Räumen zählen Unternehmen des Dienstleistungssektors<br />
und – mit deutlichem Abstand – des produzierenden Gewerbes<br />
zu den wichtigsten Arbeitgebern, mehr als landwirtschaftliche Betriebe.<br />
Bereits 2008 waren 96 % der hier ansässigen Erwerbstätigen im Dienstleistungssektor<br />
oder produzierenden Gewerbe beschäftigt. Auch Freizeit- und<br />
Fremdenverkehrseinrichtungen zählen zu den wichtigen Arbeitgebern – zumindest<br />
in Touristenstädten und landschaftlich attraktiven Regionen.<br />
Vor allem kleinere Unternehmen tragen die wirtschaftliche Entwicklung in<br />
ländlichen Räumen, während sich Großunternehmen traditionell eher in den<br />
großen Städten oder zumindest in deren Nähe ansiedeln. Die Branchen leiten<br />
sich nicht zwangsläufig aus den lokalen Bedarfen oder ortsspezifischen Potenzialen<br />
ab. Häufig veranlassen niedrige Gewerbesteuerhebesätze und die Flächenverfügbarkeit<br />
in Gewerbegebieten kleiner Gemeinden die Betriebe zu der<br />
Standortwahl außerhalb von Agglomerationsräumen. Eine lokale Wirtschaftsförderung,<br />
Unternehmensbeziehungen und Clusterbildungen können weitere<br />
Gründe für die Gewerbeansiedlung in ländlichen Räumen sein.<br />
Gewerbestandorte in der Nähe eines Autobahnanschlusses bzw. logistisch<br />
gut angebundener Knotenpunkte machen oft Sinn für den Wirtschaftsverkehr.<br />
Daher suchen großräumige Betriebe wie Logistik- oder großflächige Einzelhandelsunternehmen<br />
in ländlichen Räumen hier gezielt verfügbare Flächen. Bayern<br />
Gewerbe als Hoffnungsträger<br />
für Kleinstädte<br />
Für 65 % der befragten Gemeinden zählt<br />
Gewerbeansiedlung zu den wichtigsten<br />
aktuellen Planungsaufgaben, mit 75 % sagen<br />
dies vor allem die größeren Kleinstädte<br />
(10–20.000 EW). Gleichzeitig stellen gerade<br />
diese Gemeinden aber einen überdurchschnittlichen<br />
Gewerbeleerstand im Ortskern<br />
fest. K2 + K15<br />
<strong>Vorab</strong>-<strong>Fassung</strong> - wird durch lektorierte Verison ersetzt.