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Drucksache 18/10170 – 34 – Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode<br />

Kirche als Träger von Baukultur<br />

35 % der Gemeinden benennen die Zivilgesellschaft<br />

beispielsweise in Form von<br />

Kirchengemeinden als wichtigen Akteur für<br />

baukulturelle Themen – vor allem in Landgemeinden<br />

mit bis zu 5.000 Einwohnern und<br />

in kleineren Mittelstädten. K7<br />

des Landes Brandenburg oder die Arbeitsgemeinschaft „Historische Stadt- und<br />

Ortskerne in NRW“. Auch das Europäische Jahr des kulturellen Erbes im Jahr<br />

2018 wird unter dem Motto „Sharing Heritage“ von der EU, Bund und Ländern<br />

getragen. Das Themenjahr will europaweit für die gesellschaftliche Bedeutung<br />

des gebauten Kulturerbes sensibilisieren. Mit Hilfe von zahlreichen Veranstaltungen<br />

sollen vor allen Dingen die „Erben des Erbes“ auf ihre gesellschaftliche<br />

Verantwortung angesprochen werden.<br />

Nichtsdestotrotz gibt es nach wie vor viele wertvolle Bestandsbauten, die<br />

abgerissen werden oder von Abriss bedroht sind. Nur durch eine tragfähige<br />

Nutzungsidee können Gebäude dauerhaft erhalten werden. Manchmal steht auch<br />

eine hoheitlich argumentierende Denkmalpflege Nutzungskonzepten im Weg,<br />

die einen Eingriff in den Bestand bedeuten würden. Hier sind eine lösungsorientierte<br />

Ermessensausübung und Bauberatung gefragt. Nur gemeinsam mit allen<br />

Akteuren – Eigentümer, Nutzer, Architekt, Denkmalpflege und Gemeinde – kann<br />

eine sinnvolle, tragfähige und gestalterisch überzeugende Lösung gefunden<br />

werden, die den wertvollen Baubestand nicht nur bewahrt, sondern ihn lebendig<br />

werden lässt und so für die Gemeinde einen baukulturellen Mehrwert darstellt.<br />

Nachnutzung von Kirchengebäuden Kirchen sind oft das soziale und städtebauliche<br />

Zentrum eines Ortes, seine Silhouette in der Landschaft wird von der<br />

Kirchturmspitze geprägt. Seit alters her sprechen wir davon, die „Kirche im Dorf“<br />

zu lassen, und auch heute noch zeichnen Kinder ein Dorf immer mit der Kirche.<br />

Stadt- und Ortsbild sind daher gefährdet, wenn Kirchengebäude ungenutzt und<br />

vom Abriss bedroht sind. 45.000 oft denkmalgeschützte Kirchengebäude der<br />

evangelischen und katholischen Kirche gibt es im Bundesgebiet. Hinzu kommen<br />

Friedhofskapellen, Pfarr- und Gemeindehäuser und weitere Einrichtungen, die<br />

die bauliche Erscheinung der Gemeinden prägen.<br />

Von ca. 24.500 katholischen Gotteshäusern stehen etwa 23.000 unter<br />

Denkmalschutz, bei den rund 21.000 evangelischen Kirchen sind es ca. 17.000<br />

geschützte Gebäude. Die Deutsche Bischofskonferenz ging im Jahr 2013 allein<br />

für die katholische Kirche von 700 Gotteshäusern aus, deren Bedeutung und<br />

Verwendung sich in den folgenden zehn Jahren ändern wird. Von den etwa 6.000<br />

Kirchengebäuden beider Konfessionen in Nordrhein-Westfalen sind nach<br />

Erkenntnissen der Landesinitiative StadtBauKultur NRW langfristig 25 %, das<br />

heißt 1.500 Kirchen von einer Schließung betroffen. Die Evangelische Kirche in<br />

Deutschland (EKD) gibt an, dass gerade in den östlichen Landeskirchen große<br />

Anstrengungen unternommen werden müssen, um den Bestand an sanierungsbedürftigen<br />

Baudenkmälern zu erhalten. Stabilität und Wachstumspotenziale<br />

für Kirchengemeinden bestehen lediglich in Klein- und Mittelstädten mit guter<br />

Infrastrukturausstattung und wachsenden Bevölkerungszahlen.<br />

Langfristig ist ein Erhalt von betroffenen Kirchengebäuden nur möglich,<br />

wenn sich der Kreis der Nutzer und die Art der Nutzungen für das Gebäude<br />

erweitern. Ein frühzeitiger und vor allem intensiverer Dialog zwischen Verwaltung,<br />

Kirchengemeinde und anderen örtlichen Akteuren ist dazu notwendig. Stadt-<br />

BauKultur NRW weist in ihrer Publikation „Kirchen im Wandel – Veränderte<br />

Nutzung denkmalgeschützter Kirchen“ zu Recht auf den breiten Erfahrungsschatz<br />

der Niederlande mit Kirchenumnutzungen hin, und auch in Großbritannien<br />

finden sich zahlreiche unkonventionelle Nutzungen wie die Unterbringung von<br />

Hostels, Gastronomie, Postämtern oder Buchhandlungen in sakralen Bauten.<br />

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