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Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 43 – Drucksache 18/10170<br />

Eine besondere Relevanz für eine vitale Gemeinde hat der Fußverkehr. Nur durchschnittlich<br />

neun Prozent aller Wege werden in ländlichen Räumen zu Fuß zurückgelegt.<br />

Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels wird die Schaffung<br />

von barrierefreien Räumen und Wegen dringend erforderlich. Gemeinden in<br />

ländlichen Räumen bieten aufgrund ihrer räumlichen Nähe zur Landschaft viele<br />

Möglichkeiten, sich zu Fuß fortzubewegen und in der Natur zu erholen. Für den<br />

Weg zum Einkauf oder zur Arbeit muss dagegen meist auf andere Mobilitätsarten<br />

zurückgegriffen werden. Dies liegt daran, dass innerörtliche Fußwegeverbindungen<br />

unzureichend sind oder dass zentrale Angebote und Einrichtungen<br />

nicht mehr im Ortskern vorhanden sind. Zur Belebung von Ortskernen ist jedoch<br />

all dies unerlässlich: erreichbare Angebote, die der Versorgung dienen, attraktive<br />

Wege, die es allen Verkehrsteilnehmern ermöglichen, das Zentrum anzusteuern<br />

und qualitätvolle Aufenthaltsbereiche für alle.<br />

Daseinsvorsorge Je größer eine Gemeinde ist, desto mehr lokale Versorgungsangebote<br />

existieren. Mit abnehmender Einwohnerzahl steigt stattdessen<br />

die Wohnfunktion, vor allem bei einer Lage in Großstadtregionen. Kleinere Städte<br />

sind laut BBSR in der Regel vor allem Wohnstandorte. Ein Mindestangebot an<br />

Versorgungseinrichtungen ist jedoch auch in kleineren Gemeinden unverzichtbar,<br />

damit sie als Wohnort attraktiv bleiben. Für die öffentliche Daseinsvorsorge<br />

ist zunächst der Staat verantwortlich. Zur Daseinsvorsorge werden wirtschaftliche,<br />

soziale und kulturelle Dienstleistungen gerechnet – Abfallwirtschaft und<br />

Abwasserentsorgung, Wasserversorgung, Energieversorgung, Öffentlicher<br />

Personennahverkehr, Bildungsangebote, Krankenhäuser und Sparkassen –,<br />

deren Tragfähigkeit allerdings von Einwohnerzahlen und Einzugsbereichen<br />

abhängig ist. In vielen Landgemeinden und Kleinstädten stellt sich daher schon<br />

lange die Frage, welche öffentlichen Dienstleistungen von kommunaler Hand<br />

noch angeboten und welche beispielsweise von Privatunternehmen und der<br />

Zivilgesellschaft übernommen werden oder ganz entfallen müssen.<br />

Während im Bereich der Energieversorgung und Wasserver- bzw. -entsorgung<br />

schon seit langem regionale Strategien gefunden wurden, um eine flächendeckende<br />

Versorgung sicherzustellen, wirken sich die Folgen des Bevölkerungsrückgangs<br />

in anderen Feldern spürbar negativ aus. So ist die<br />

gesundheitliche Versorgung räumlich nicht mehr überall gewährleistet, obwohl<br />

der größer werdende Anteil der älteren Bevölkerung und die zunehmende<br />

Lebenserwartung zu einer stärkeren Nachfrage führen werden. Mecklenburg-<br />

Vorpommern und Sachsen-Anhalt, aber auch Brandenburg, Sachsen und Thüringen<br />

verzeichnen zum Beispiel eine zunehmende Unterversorgung mit Hausärzten,<br />

die durch die Krankenhäuser aufgefangen werden muss. Laut aktuellem<br />

Krankenhaus-Rating-Report wird zudem bis 2020 jedes achte Klinikum im<br />

Bundesgebiet schließen müssen; insolvenzgefährdet sind vor allem die Kliniken<br />

in ländlichen Räumen, die dort auch wichtige Arbeitgeber sind. Wenn Krankenhäuser<br />

und Ärzte fehlen, lassen sich in der Regel auch Apotheker und Physiotherapeuten<br />

nicht halten, so dass weitere Versorgungslücken entstehen. Für<br />

die Lebensqualität in den Gemeinden ist aber genau der Mix an ergänzenden<br />

Versorgungs- und Dienstleistungsangeboten entscheidend.<br />

Ähnlich schwierige Bedingungen zeichnen sich bei den Bildungsangeboten<br />

ab, vor allem im Bereich der Grundschulen. Rückläufige Schülerzahlen<br />

führen in ländlichen Räumen zu immer mehr Schulschließungen, während in<br />

ÖPNV auf dem Land<br />

unzureichend<br />

Über Busverbindungen verfügen nahezu<br />

alle Gemeinden, aber nur 36 % erachten das<br />

Angebot als gut, 46 % als ausreichend und<br />

17 % halten es für unzureichend. Besonders<br />

unzufrieden sind 32 % der Landgemeinden<br />

und 20 % der Kleinstädte, die vielfach auf<br />

den Bus angewiesen sind, da sie über keinen<br />

Bahnanschluss verfügen. K19<br />

Mehr Fahrradwege geplant<br />

44 % der Gemeinden geben an, dass der<br />

Ausbau von Fahrradwegen eine der wichtigsten<br />

Aufgaben im Bereich Planen und Bauen<br />

ist. Mit zunehmenden Einwohnerzahlen<br />

steigt die Relevanz des Fahrrads: Während<br />

34 % der Landgemeinden den Ausbau von<br />

Radwegen als wichtige Aufgabe benennen,<br />

sind es bei den Mittelstädten schon 57 %.<br />

K2<br />

Fahrrad auf dem Land noch kein<br />

Mittel der Alltagsmobilität<br />

Nur 2 % der Befragten aus Landgemeinden<br />

und 8 % aus kleineren Kleinstädten nutzen<br />

das Fahrrad, um zur Arbeit zu gelangen.<br />

In größeren Kleinstädten sind es aber schon<br />

23 % und in Mittelstädten 22 %. B15<br />

Medizinische Versorgung auf<br />

dem Land<br />

Im Durchschnitt 10 % der Gemeinden meinen,<br />

dass das medizinische Angebot (eher)<br />

schlecht ist, von den Landgemeinden sind es<br />

schon 19 %. 26 % der Bewohner von Landgemeinden<br />

und 25 % von kleinen Städten (bis<br />

10.000 EW) sind unzufrieden mit der medizinischen<br />

Versorgung. B4 + K13<br />

Ausreichendes Bildungsangebot?<br />

29 % der Landgemeinden bezeichnen das<br />

Angebot in der Gemeinde als (eher) schlecht,<br />

6 % der Landgemeinden verfügen über keine<br />

Bildungseinrichtung. K13<br />

Vor allem junge Leute unzufrieden<br />

Unzufrieden mit dem Bildungsangebot vor<br />

Ort sind mit 24 % vor allem junge Menschen<br />

zwischen 18 und 29 Jahren. B4<br />

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