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Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 115 – Drucksache 18/10170<br />

Angepasste Wettbewerbe Eines der wichtigsten und bekanntesten Instrumente<br />

zur Stärkung von baukulturellen Qualitäten sind Wettbewerbe im Bauwesen.<br />

Sie tragen dazu bei, die bestmögliche Lösung für städtebauliche, architektonische,<br />

baulich-konstruktive oder künstlerische Aufgaben zu erreichen, so<br />

die Richtlinie für Planungswettbewerbe (RPW). Planerische Wettbewerbe sind<br />

zudem ein Mittel der Kommunikation zwischen allen Beteiligten: Eigentümern,<br />

Bauherren, Bevölkerung sowie späteren Nutzern. Sie zeigen Alternativen auf<br />

und ermöglichen die Diskussion um die geeignetste Lösung. Auch für kleinere<br />

Städte und Gemeinden bieten Wettbewerbe (oder vergleichbare Verfahren)<br />

große Chancen und Potenziale für eine erfolgreiche Ortsentwicklung. Sie<br />

gewährleisten eine intensive Auseinandersetzung mit der Aufgabenstellung bei<br />

allen Akteuren, sichern in der Regel eine breite Zustimmung zu einem kommunalen<br />

Vorhaben, schaffen klare und optimierte Rahmenbedingungen, fordern<br />

Qualität von den beteiligten Planern ein und sichern diese durch die (Jury-)<br />

Entscheidung. Gleichzeitig sind gerade viele kleinere Gemeinden im Umgang<br />

mit Wettbewerben oder Gutachterverfahren eher unerfahren. Zwar werden in<br />

Deutschland jährlich zwischen 250 und 350 Planungswettbewerbe ausgelobt,<br />

doch konnte eine Auswertung der Jahrgänge zwischen 1989 und 2008 der<br />

Fachzeitschrift „Wettbewerbe aktuell“ insgesamt nur 150 Projekte in Landgemeinden<br />

und Kleinstädten in ländlichen Räumen identifizieren.<br />

In ländlichen Räumen bedarf es daher angepasster, niedrigschwelliger Verfahren<br />

– Erfahrungen aus großen Städten sind nicht ohne Weiteres übertragbar<br />

und müssen durch einfachere Instrumente ergänzt oder teilweise ersetzt werden.<br />

Um Wettbewerbe in ländlichen Räumen zu stärken, kann beispielsweise die<br />

Bevölkerung im Verfahren beteiligt werden, indem Bürger als Sachverständige<br />

in das Verfahren und die Jurysitzung eingebunden oder Wettbewerbe in ein<br />

mehrstufiges Konzept der Bürgerbeteiligung integriert werden. Auf diese Weise<br />

wird gleichzeitig auch eine Steigerung der Akzeptanz von Juryentscheidung und<br />

Preisträger bewirkt. Der österreichischen Gemeinde Fließ (Tirol) ist die erfolgreiche<br />

Ergänzung eines Wettbewerbsverfahrens um die Mitwirkung der Bürger<br />

bereits gelungen. Hier wurde die Bevölkerung im Vorfeld des geplanten Verfahrens<br />

für die anstehende Planungsaufgabe sensibilisiert: Nach Auswahl eines<br />

(interdisziplinär besetzten) Planungsteams fand im Rahmen eines dreitägigen<br />

Workshops eine gemeinsame Diskussion von Planern und Bewohnern zur Aufgabenstellung<br />

statt, auf deren Grundlage die Rahmenbedingungen definiert<br />

wurden. Nach Einreichung der Wettbewerbsbeiträge, Jurydiskussion und<br />

Aufhebung der Anonymität wurden zudem öffentliche Jurysitzungen durchgeführt<br />

– ideale Orte für die „baukulturelle Weiterbildung“ der Öffentlichkeit – und<br />

Fragen der in Form von Sachverständigen eingebundenen Bevölkerung an die<br />

Planungsteams ermöglicht. Erfahrungen wie diese haben wichtige Vermittlungsund<br />

Vorbildfunktionen für andere Gemeinden: So hat die Gemeinde Baiersbronn<br />

im Rahmen einer Ideenkonkurrenz mit drei interdisziplinär besetzten Experten-<br />

Teams aus Architekten, Stadt-, Landschafts- und Verkehrsplanern ein städtebauliches<br />

Leitbild für das Ortszentrum entwickelt und durch regelmäßige<br />

Bürgerstammtische begleiten lassen. Auch im bayerischen Wolfertschwenden,<br />

2016 mit dem Allgäuer Baukulturgemeindepreis ausgezeichnet, werden Wettbewerbe<br />

nicht nur zur Gewinnung hoher baukultureller Qualität eingesetzt,<br />

sondern dienen der Transparenz von Urteilsfindungen und als „Bildungsmaßnahme“<br />

für Gemeinderat und Öffentlichkeit.<br />

Wettbewerbe nur bei<br />

besonderen Bauten<br />

43 % der Gemeinden, in denen in den<br />

letzten zehn Jahren Bau- oder Umbauvorhaben<br />

für öffentliche Bauten oder Kirchen<br />

umgesetzt wurden, haben hierfür Wettbewerbsverfahren<br />

durchgeführt. 41 % bestätigen<br />

dies für zentral gelegene Bauvorhaben,<br />

37 % für ortsbildprägende Projekte. K24<br />

Kaum Wettbewerbe im<br />

Wohnungs- und Gewerbebau<br />

Bei der überwiegenden Mehrheit des tatsächlichen<br />

Bauvolumens aber spielen<br />

Wettbewerbe keine Rolle: Im Wohnungsbau<br />

sind es 14 %, 8 % bei Gewerbe- bzw. Büronutzungen.<br />

K24<br />

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