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Drucksache 18/10170 – 116 – Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode<br />

Planungskultur in der Politik<br />

noch nicht verankert<br />

27 % der Befragten konstatieren ein Desinteresse<br />

an „Planungskultur und Prozessqualität“<br />

bei der lokalen Politik. Diese<br />

Wahrnehmung des mangelnden Interesses<br />

von Seiten der Kommunalpolitik ist in<br />

Landgemeinden geringer ausgeprägt als<br />

bei den anderen Gemeindegrößen. K28<br />

Zusammen mit den Nachbarn<br />

Knapp 43 % aller Kommunen bestätigen<br />

eine interkommunale Zusammenarbeit mit<br />

ihren Nachbargemeinden bei Bau- und<br />

Planungsaufgaben. Dabei erfolgt eine Zusammenarbeit<br />

in 48 % der Landgemeinden, in<br />

37 % der Kleinstädte und in 46 % der Mittelstädte.<br />

K5<br />

Baukultur als Handlungsebene der öffentlichen Planung<br />

Bezeichnend für kleine Städte und Gemeinden ist vor allem die große „Nähe“<br />

innerhalb der Kommunalverwaltung sowie zwischen Verwaltung und Bevölkerung<br />

– „man kennt sich“. Abstimmungen können direkter erfolgen und das lokale<br />

Engagement berücksichtigen. Abhängig von den persönlichen Interessen der<br />

Entscheidungsträger können bei einem fehlenden Verständnis für Baukultur der<br />

Prozess und die Umsetzung eines Projektes aber auch erschwert werden. Je<br />

kleiner die Kommune, desto größer sind in der Regel zumindest die Chancen,<br />

die sich aus den lokalen Strukturen ergeben. Gerade die – haupt- oder ehrenamtlichen<br />

– Bürgermeister haben als zentrale Akteure für baukulturelle Prozesse<br />

Einflussmöglichkeit auf die lokale Baukultur. Zwar unterscheiden sich die Amtsperioden<br />

je nach Gemeindeordnung der Bundesländer, aber vielerorts ist die<br />

Amtszeit des Bürgermeisters länger als die des Gemeinderats – im Saarland<br />

reicht sie bis zu zehn Jahren. Daraus ergibt sich eine große Chance für die Kontinuität<br />

und Dauerhaftigkeit baukultureller Prozesse in den Gemeinden. Von<br />

zentraler Bedeutung ist, dass die Kommune ihre Rolle aktiv ausfüllt und ihre<br />

Planungshoheit sowie die Regeln, Möglichkeiten und Chancen des Baurechts<br />

nicht nur ernst nimmt, sondern vor allem verantwortungsbewusst umsetzt –<br />

kommunale Selbstverwaltung ist nicht nur Recht, sondern im Sinne der Gemeinwohlorientierung<br />

und Daseinsvorsorge auch Pflicht zur Gestaltung eines lebenswerten<br />

Ortes.<br />

Kommunalpolitik und Verwaltungsspitze als Treiber Wichtige Akteure<br />

bei der Einführung von Baukultur in die öffentliche Planung sind die Kommunalpolitik<br />

– die lokalen Gemeinderäte oder -vertreter – und die jeweilige Verwaltungsspitze.<br />

Im Idealfall werden Gemeindeentwicklungs- oder Dorferneuerungsprozesse<br />

durch die Politik angestoßen und zusätzlich zur „Chefsache“<br />

erklärt. Solche Prozesse bilden das „Dach“ für alle weiteren Handlungsansätze.<br />

Baukultur wird so zum integralen Bestandteil der Gemeindeentwicklung mit<br />

dem Ziel, ein Bewusstsein für den Mehrwert von ortsgerechter Gestaltung zu<br />

schaffen. Um dieses Ziel zu erreichen, bedarf es der interkommunalen Kooperation,<br />

der ausgewogenen Berücksichtigung aller Ortsteile und transparenter<br />

Partizipationsprozesse für die Öffentlichkeit. Die Erfahrungen der kommunalen<br />

Realität zeigen jedoch, dass vor allem die interkommunale Kooperation vor dem<br />

Hintergrund eines „Kirchturmdenkens“ vielerorts eine Herausforderung darstellt:<br />

Zusammenarbeit findet bei eher „weichen“ Themen wie Tourismusentwicklung<br />

oder einem gemeinsamen Radwegenetz meist problemlos statt, bei konkreten<br />

baulichen Themen hingegen seltener. Interkommunales Handeln bedarf oft erst<br />

eines gewissen „Leidensdrucks“, beispielsweise wenn Problemlagen nicht mehr<br />

auf kommunaler Ebene bewältigt werden können oder die Grenzen kommunalen<br />

Agierens erreicht sind. Beispiele wie die „Interkommunale Allianz Oberes<br />

Werntal“ – ein Zusammenschluss von zehn bayerischen Gemeinden – zeigen<br />

jedoch, dass eine gemeindeübergreifende Betrachtung der Flächen- und Gebäudepotenziale<br />

auch das schwierige Ziel „Innenentwicklung vor Außenentwicklung“<br />

erfolgreich anpacken kann.<br />

Auch innerhalb der Gemeinde sind offene Kommunikationsstrukturen und<br />

ein Interessenausgleich zwischen Ortsteilen notwendig. Denn in ländlichen<br />

Räumen umfassen die Verwaltungseinheiten meist mehrere, räumlich vonein-<br />

<strong>Vorab</strong>-<strong>Fassung</strong> - wird durch lektorierte Verison ersetzt.

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