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Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 69 – Drucksache 18/10170<br />

Wunsch und Wirklichkeit Viele Menschen leben gerne in ländlich geprägten<br />

Gemeinden, viele Städter träumen zudem von einem Leben auf dem Dorf – das<br />

hat die Bevölkerungsbefragung der Bundesstiftung Baukultur ergeben. Neben<br />

dem Bedürfnis nach Ruhe und Natur ist es vor allem das Wohnen im Einfamilienhaus,<br />

das das Leben in ländlichen Räumen attraktiv erscheinen lässt. Für<br />

viele ein wichtiges Argument, denn für knapp 30 % der Deutschen stellt das<br />

Einfamilienhaus den Wohntraum dar. Und laut einer Studie im Auftrag des<br />

Baufinanzierers Interhyp liegt ein attraktives Zuhause – gleich hinter der Gesundheit<br />

– auf Platz zwei der bedeutendsten Dinge im Leben der deutschen Bevölkerung.<br />

Kleine Gemeinden in ländlichen Räumen geraten damit für weite Teile<br />

der Bevölkerung auf der Suche nach einem geeigneten Wohnstandort ins Blickfeld.<br />

Es scheint für viele erstrebenswerter zu sein, ein persönliches Traumhaus<br />

neu zu bauen, als mit gebrauchten Immobilien – dem Traumhaus eines Vorbesitzers<br />

– Kompromisse einzugehen. Finanzierbar scheint das für die meisten<br />

nur mit einem Fertighaus zu sein. Rund 90 Hersteller von Fertighäusern und<br />

2.000 angebotene Modelle gibt es in Deutschland. Spitzenreiter bei der Genehmigung<br />

von Ein- und Zweifamilienhäusern in Fertigbauweise sind Baden-<br />

Württemberg, Rheinland-Pfalz und Hessen, in denen der Anteil der Fertighäuser<br />

am gesamten Neubau in Deutschland 2014 zwischen 22 % und 27 % lag. Doch<br />

auch wer nicht auf das Angebot der Fertighaushersteller zurückgreift, spart<br />

häufig an der Planung und damit an gestalterischer Qualität: Da Handwerksmeister<br />

des Bauhauptgewerbes, Bautechniker und Bauingenieure ebenfalls<br />

Bauanträge für kleinere Wohngebäude einreichen können – im Detail wird die<br />

Bauvorlagenberechtigung von den jeweiligen Landesbauordnungen geregelt –,<br />

sind Architekten auf dem Land nur selten Entwurfsverfasser.<br />

Die Gestaltung des einzelnen Fertighauses ist jedoch nicht das Problem,<br />

sondern ihre gestalterische Vielfalt im Neubaugebiet und das Fehlen regionaler<br />

Bezüge. Die Gemeinden setzen häufig den individuellen Wohnvorstellungen<br />

der Bauherren kaum Grenzen. Sie könnten zwar über Bebauungspläne und<br />

Gestaltungssatzungen die Gestaltung und Gebäudestellung von Einfamilienhäusern<br />

steuern, doch werden die Möglichkeiten in der kommunalen Praxis<br />

meist nicht angewandt. Das erstaunt, denn die meisten Kommunen äußern sich<br />

unzufrieden über die gestalterische Qualität von Einfamilienhäusern. Die rund<br />

10.000 Einwohner zählende Stadt Lauffen am Neckar in Baden-Württemberg<br />

hat in diesem Zusammenhang ein vorbildliches Vorgehen entwickelt und für<br />

ein geplantes Neubaugebiet ein Gestaltungshandbuch beschlossen und veröffentlicht,<br />

das sowohl idealisierte Grundrisse, Tipps zur Gestaltung sowie<br />

bereits gebaute Beispiele, u. a. von Fertighausfirmen, vorstellt. Auch die Strategie<br />

der 7.000 Einwohner zählenden bayerischen Gemeinde Pfaffenhofen a.d.<br />

Roth sollte Schule machen: Sie hat ein Gestaltungshandbuch für Bestandsquartiere<br />

erarbeitet und zeigt Möglichkeiten einer ortsgerechten Qualifizierung<br />

der vorhandenen Gebäude auf. Auch werden Anregungen für die Umgestaltung<br />

von privaten Freiflächen gegeben. Ein eigenes kommunales Förderprogramm<br />

schafft finanzielle Anreize für die Hausbesitzer, private Maßnahmen auch tatsächlich<br />

umzusetzen.<br />

Der Wunsch nach dem Einfamilienhaus ist stark verknüpft mit der Idee von<br />

Eigentum. Nach Angaben des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung<br />

wünschen sich drei Viertel der Mieter in Deutschland ein Leben in den eigenen<br />

vier Wänden. Wohneigentum ist in den ländlichen Räumen deutlich häufiger<br />

Gemeinden unzufrieden mit<br />

ihren Einfamilienhäusern<br />

57 % aller Gemeinden und sogar 73 % der<br />

Mittelstädte bewerten die baukulturelle<br />

Qualität ihrer Einfamilien- und Reihenhäuser<br />

als (eher) gering. K17<br />

Kaum Gestaltungsvorgaben<br />

für Einfamilienhausgebiete<br />

Während 95 % der befragten Gemeinden<br />

in den Bebauungsplänen für neu entstehende<br />

Einfamilienhausgebiete Vorgaben<br />

zur Gebäudehöhe, 93 % zur Bauweise und<br />

86 % zur Gebäudestellung machen, regeln<br />

nur 26 % mit Hilfe der Bauleitplanung den<br />

Gestaltungsrahmen von Einfamilienhausgebieten.<br />

K16<br />

<strong>Vorab</strong>-<strong>Fassung</strong> - wird durch lektorierte Verison ersetzt.

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