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Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 45 – Drucksache 18/10170<br />

Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft setzt innerhalb der<br />

Demografiestrategie bei den Themenschwerpunkten „Regionen im demografischen<br />

Wandel stärken – Lebensqualität in Stadt und Land fördern“ sowie<br />

„Jugend gestaltet Zukunft“ an. Und das Bundesbauministerium förderte bis 2015<br />

Modellregionen, in denen die Grundversorgung mit Schulen, Kindergärten,<br />

Gesundheits-und Beratungseinrichtungen, ÖPNV, Straßen und technischer<br />

Ver- und Entsorgung gefährdet ist. Hierzu wurde ein Leitfaden mit Handlungsempfehlungen,<br />

Tipps und guten Beispielen zusammengestellt, die sich an Kommunen<br />

mit Versorgungsdefiziten richten. Alle Fördermittel bieten gleichzeitig<br />

eine Chance, durch die Verbesserung der Versorgung auch neue Orte und Treffpunkte<br />

für eine vitale Gemeinde zu schaffen.<br />

Lebensmittel und Gastronomie Neben den medizinischen und schulischen<br />

Angeboten ist das alltägliche Einkaufen entscheidend für die Lebensqualität in<br />

einer Gemeinde. Der Gang zum Lebensmittelmarkt belebt das Ortszentrum im<br />

Alltag, schafft soziale Kontakte und Treffpunkte. Vor allem die älteren, weniger<br />

mobilen Bevölkerungsgruppen sind dabei auf kurze Fußwege angewiesen. Doch<br />

weisen die durchschnittlichen Entfernungen zum nächsten Markt ein starkes<br />

Stadt-Land-Gefälle auf. Während in dicht besiedelten Gebieten Angebote gut<br />

erreichbar sind und teilweise sogar ein Überangebot aufweisen, nehmen die<br />

Entfernungen in dünner besiedelten Gebieten stark zu, so dass die fußläufige<br />

Erreichbarkeit eher eine Ausnahme darstellt.<br />

Laut BBSR-Studie kann knapp ein Drittel der Bewohner von Landgemeinden<br />

den Lebensmittelmarkt ebenso wie Angebote der Daseinsvorsorge – den Hausarzt,<br />

die Apotheke, die Grundschule, Haltestellen des öffentlichen Nahverkehrs<br />

– nicht in einer Entfernung von maximal einem Kilometer erreichen, also 10 bis<br />

15 Minuten Fußweg. Mit abnehmender Größe und Zentralität der Städte und<br />

Gemeinden wachsen die Distanzen, wobei sich zusätzlich deutliche Unterschiede<br />

zwischen „Ost“ und „West“ zeigen. Bewohner von ostdeutschen Landgemeinden<br />

haben mit durchschnittlich 3,3 km längere Entfernungen zu bewältigen als<br />

Bewohner westdeutscher Landgemeinden mit 2,4 km.<br />

Tatsächlich hat vor allem in ländlichen Gemeinden das „Lebensmittelmarkt-<br />

Sterben“ stark zugenommen – ein Trend, der sich ohne Gegensteuerung weiter<br />

fortsetzen wird. Grund ist der massive Rückgang kleiner Betriebe im Lebensmitteleinzelhandel.<br />

Zwischen 1990 und 2010 ist die Anzahl der kleinen Lebensmittelgeschäfte<br />

mit weniger als 400 qm Verkaufsfläche von 66.451 im Jahr 1990<br />

auf 11.200 Betriebe im Jahr 2010 zurückgegangen – also nur noch ein Sechstel<br />

der Märkte ist nach 20 Jahren übrig geblieben –, während sich die Zahl der<br />

Discounter im selben Zeitraum mehr als verdoppelt hat. Hinzu kommt, dass der<br />

Lebensmitteleinzelhandel von einer immer kleiner werdenden Zahl von Supermarktketten<br />

dominiert wird, deren Märkte sich konzept- und marktabhängig<br />

erst ab einer bestimmten Größe rechnen. Allein bei Edeka – einem der Marktführer<br />

in der Branche – hat die durchschnittliche Verkaufsfläche eines Marktes<br />

zwischen 2009 und 2011 um 19 % von 760 m² auf 905 m² zugenommen. Auch<br />

die Prognosen für ganz Deutschland sehen keine Trendwende: In allen Bundesländern<br />

mit Ausnahme der Stadtstaaten wird bis 2025 mit einer Zunahme der<br />

Verkaufsfläche im Lebensmitteleinzelhandel gerechnet.<br />

Innerstädtische oder zentrumsnahe Grundstücke in Kleinstädten und<br />

Landgemeinden sind oft zu klein für die heutigen Formate im Lebensmittelein-<br />

Viele Einkaufsmöglichkeiten –<br />

aber Versorgungslücken auf<br />

dem Land<br />

92 % der Gemeinden geben an, (sehr) zufrieden<br />

mit der Nahversorgung vor Ort zu sein –<br />

Aber 19 % der Landgemeinden bewerten die<br />

Nahversorgung vor Ort als (eher) schlecht,<br />

4 % verfügen über gar kein entsprechendes<br />

Angebot. K13<br />

Viele Landbewohner unzufrieden<br />

mit Nahversorgung<br />

88 % der befragten Bevölkerung zeigen<br />

sich (sehr) zufrieden mit dem Angebot an<br />

Einkaufsmöglichkeiten für den täglichen<br />

Bedarf. Allerdings sind 24 % der Bewohner<br />

von Landgemeinden (sehr) unzufrieden<br />

damit. B4<br />

<strong>Vorab</strong>-<strong>Fassung</strong> - wird durch lektorierte Verison ersetzt.

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