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Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 121 – Drucksache 18/10170<br />
bayerische Gemeinde Weyarn einen einstimmigen Beschluss gefasst, öffentliche<br />
Gebäude nur noch in Holzbauweise auszuführen und ist so beispielgebend für<br />
den Einsatz lokaler Baumaterialien. Solche Leitlinien müssen nicht zwingend<br />
von der Kommune initiiert werden, sondern können auch mit Bürgerbeteiligung<br />
oder auf Bewohnerinitiative hin entstehen, wie das Beispiel „Leitlinien von Bürgern<br />
für Bürger“ in der Gemeinde Bernau/Menzenschwand in Baden-Württemberg<br />
zeigt. Auch Farbfibeln, wie die Broschüre „Regionale Farbstrukturen“ der<br />
Region Mainfranken, oder Gestaltungshandbücher bieten Möglichkeiten der<br />
Anregung. Auf der anderen Seite stehen „harte“ Instrumente, bei denen Gestaltungsvorgaben<br />
per Satzung gesichert werden. Einen Mittelweg versucht die<br />
Stadt Korntal-Münchingen mit ihrer Erhaltungs- und Gestaltungssatzung zu<br />
beschreiten, mit der einerseits das Typische und Identitätsstiftende im Ortsbild<br />
erhalten, anderseits ausreichend Spielraum für individuelle Gestaltungswünsche,<br />
moderne Wohnbedürfnisse und vielfältige Nutzungsformen ermöglicht<br />
werden soll.<br />
Sowohl weiche Formate als auch das harte Instrument der Satzung ermöglichen<br />
es den Gemeinden, einen Minimalkonsens hinsichtlich von Gestaltungsregelungen<br />
im Ort und in Baugebieten zu etablieren. Hierbei geht es darum, das<br />
Ortsbild regionalbezogen zu harmonisieren und die schlimmsten „Stilbrüche“<br />
zu verhindern. Gut gestaltete Architektur wird durch diesen Rahmen nicht verhindert,<br />
sondern eher positiv flankiert. Sehr wichtig sind aber auch die in der<br />
Vergangenheit durch die Genehmigungsfiktionen der Bauordnungen häufig in<br />
Verwaltungen eingesparten Bauberatungsangebote durch die Baudienststellen<br />
oder beauftragte Dritte. Dies zeigt sich häufig auch als Prozess- und Vermittlungsdefizit<br />
bei der Städtebauförderung. Hier wäre – wie der Erfolg der Gemeinde<br />
Iphofen durch eine zielgerichtete, jahrzehntelange Städtebauförderung mit dem<br />
begleitenden, langjährigen Engagement des Ortsbürgermeisters und der Beratung<br />
durch einen externen Ortsplaner zeigt – ein wirkungsvoller Ansatz zur<br />
Effizienzsteigerung der Städtebauförderung. Wichtig in diesem Zusammenhang<br />
ist aber auch die Beteiligung der Bevölkerung im Rahmen von integrierten städtebaulichen<br />
Entwicklungskonzepten (INSEK), die in den Programmen der<br />
Städtebauförderung Fördervoraussetzung sind bzw. gefördert werden können.<br />
Vermittlung und Sensibilisierung<br />
Die tägliche Aneignung und Prägung des Raums durch Umbau, Neubau sowie<br />
Erneuerung und Weiterentwicklung des Bestands bieten die Möglichkeit, die<br />
lokale Kultur des Planens und Bauens regelmäßig zu überdenken und fortzuentwickeln.<br />
Baukultur zu schaffen und baukulturell hochwertige Prozesse durchzuführen,<br />
ist ein ständiger Lernprozess – Baukultur entsteht nicht von selbst.<br />
Um gebaute Qualitäten und gute Ansätze zu erkennen bzw. adaptieren zu können,<br />
müssen Akteure auf allen Ebenen zunächst dazu befähigt werden. Eine<br />
solche Sensibilisierung für die Bedeutung von Gestaltung ist sowohl bei professionellen<br />
Akteuren als auch in der Bevölkerung erforderlich. Dazu gehören Entscheidungsträger<br />
aus Politik, Verwaltung, Planungs- und Bauwesen, aber auch<br />
Vertreter der lokalen Wirtschaft, Händler, Vorhabenträger, Investoren und Bauherren.<br />
Neubaugebiete entstehen ohne<br />
gestalterische Vorgaben<br />
Gestalterische Vorgaben sind für die Ortskerne<br />
weit verbreitet: 66 % der Gemeinden<br />
haben hier Gestaltungsrichtlinien, aber<br />
nur 29 % für ortsnahe Lagen und 28 % für<br />
separate Ortsteile. Für die Ortsränder sind<br />
es sogar nur 19 %. Mittelstädte nutzen<br />
das Instrument generell deutlich häufiger,<br />
als Kleinstädte und Landgemeinden. K10<br />
Bauberatungen mit Hilfe Dritter<br />
50 % der Gemeinden holen sich für die<br />
Bauberatung regelmäßig oder im Einzelfall<br />
Unterstützung. Bis zu 16 % der Landgemeinden<br />
nutzen Externe hierfür regelmäßig,<br />
während nur knapp 5 % der Mittelstädte<br />
dies tun. Im Einzelfall sind es sogar 60 % der<br />
Landgemeinden gegenüber 23 % der Mittelstädte.<br />
K4<br />
<strong>Vorab</strong>-<strong>Fassung</strong> - wird durch lektorierte Verison ersetzt.