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Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 73 – Drucksache 18/10170<br />
Gesundheits-, Bildungs- und Kultureinrichtungen miteinander und mit öffentlichen<br />
Funktionen verbinden, bieten eine Chance für einen lebendigen Ortskern,<br />
der wieder Dorftreffpunkt sein kann – auch in schrumpfenden Gemeinden.<br />
Nahversorgung Die Auswirkungen des Strukturwandels im Einzelhandel spüren<br />
alle Gemeinden. Neue Lebensmittelmärkte rechnen sich nur bei einer<br />
bestimmten Größe und einer guten Erreichbarkeit mit dem Auto. Für die Klein-<br />
und Mittelstädte sind die Folgen der Verlagerung und Konzentration von<br />
Nahversorgungsangeboten an die Ortsränder eher mittelbar: Während die Versorgungslage<br />
aufgrund der Angebote an autogerechten Standorten vielerorts<br />
als gut bezeichnet wird, setzt in den Ortskernen ein schleichender Funktionsverlust<br />
ein, der sich in Ladenleerständen und mangelnden Aufenthaltsqualitäten<br />
äußert. Kleine Städte und Landgemeinden spüren die Auswirkungen jedoch<br />
auch unmittelbar: Lebensmittelgeschäfte sind wirtschaftlich vielerorts nicht<br />
länger tragbar, so dass die Bevölkerung für die tägliche Versorgung weite Wege<br />
in Kauf nehmen muss. Für ältere Menschen mit zunehmend eingeschränkter<br />
Mobilität bzw. nicht vorhandenem Pkw wird dies zu einem regelrechten Versorgungsproblem.<br />
In den letzten Jahren ist eine Reihe von Pionier-Konzepten entstanden, die<br />
überwiegend auf bürgerschaftlichem Engagement basieren. In Jülich-Barmen<br />
in Nordrhein-Westfalen ist ein „DorV-Zentrum“ in einem ehemaligen Sparkassengebäude<br />
entstanden, in dem unterschiedliche Dienstleistungen – von<br />
Lebensmitteln über Paketannahme bis hin zu Reinigung, Kfz-Zulassungen, Handwerkerdienste<br />
oder Beratungsangebote für Versicherungen – gebündelt untergebracht<br />
sind. In Niedersachsen wurden das Dorfladen-Netzwerk gegründet<br />
und ein Handbuch zur „Sicherung der Nahversorgung im ländlichen Raum“<br />
erarbeitet, das Bürgerinitiativen bei der Konzepterstellung und dem Betrieb<br />
eines kleinen Lebensmitteleinzelhandels unterstützt. Nahversorgung wird damit<br />
auch zum Kommunikationsmittelpunkt in den Gemeinden. In den Ortskernen<br />
dünnt sich aber weiterhin die Einzelhandelsstruktur der ehemals inhabergeführten<br />
Fachgeschäfte, etwa der Bekleidungsbranche oder des Elektrofachhandels,<br />
aus. In diesem Feld geht es vor allem darum, frischen Wind zu erzeugen, Möglichkeitsräume<br />
für Experimente zu eröffnen. Das leisten u. a. Pop-up-Verkaufskonzepte,<br />
bei denen ein geringes Startrisiko durch überschaubare Mietkosten,<br />
kurze Mietzeiträume und den nicht eintretenden Imageverlust bei Ladenschließung<br />
zum Ausprobieren einladen. In Altena, einer Kleinstadt im Sauerland, haben<br />
sich 7 von 13 Teilnehmern nach zwei Pop-up-Testphasen von jeweils sechs<br />
Wochen langfristig für einen Standort in der Innenstadt entschieden. Damit ist<br />
ein entscheidender Beitrag zur Belebung der Innenstadt und Qualifizierung der<br />
Angebotsstruktur in der Gemeinde geleistet worden.<br />
Gesundheit Mit jedem zusätzlichen Lebensjahr nehmen erwachsene Menschen<br />
in Deutschland mehr medizinische Leistungen in Anspruch. Nach Erhebungen<br />
des Statistischen Bundesamtes bezeichneten sich im Jahr 2013 18 %<br />
der 65- bis 69-Jährigen als krank oder unfallverletzt, bei den 70- bis 74-Jährigen<br />
waren es 21 % und in der Altersgruppe ab 75 Jahre 28 %. Damit steigen im Zuge<br />
des demografischen Wandels die Anforderungen an die Gesundheitsversorgung<br />
– vor allem in ländlichen Räumen, in denen der Anteil der älteren Generationen<br />
voraussichtlich stärker zunehmen wird als in den großen Städten. In den ländlich<br />
Einkaufen auf dem Land –<br />
nur das Nötigste<br />
23 % der Landgemeinden geben an, über<br />
keine oder nur (sehr) schlechte Versorgungsangebote<br />
zu verfügen, 7 % der kleinen<br />
Kleinstädte sowie 1 % der größeren Kleinstädte<br />
und Mittelstädte beklagen dies. K13<br />
Nur die Hälfte geht zum<br />
Einkaufen in den Ortskern<br />
34 % der Bevölkerung von Landgemeinden,<br />
48 % der Bewohner von Kleinstädten<br />
und 57 % in den Mittelstädten gehen zum<br />
Einkaufen in den Ortskern. B5<br />
<strong>Vorab</strong>-<strong>Fassung</strong> - wird durch lektorierte Verison ersetzt.