Vorab-Fassung
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Drucksache 18/10170 – 70 – Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode<br />
vertreten als in den Städten: Nach den Daten der Gebäude- und Wohnungszählung<br />
(GWZ) des Statistischen Bundesamtes steigen die Anteile von privatem<br />
Eigentum, selbstnutzenden Eigentümern und Einfamilienhäusern jeweils proportional<br />
zur sinkenden Einwohnergröße der Gemeinden. Entsprechend ist auch<br />
die Bedeutung größerer Wohnungsunternehmen in ländlichen Räumen relativ<br />
gering, wobei zwischen Ost und West unterschieden werden muss. In den ostdeutschen<br />
Flächenländern befinden sich 25 % der Wohnungen in einem kommunalen<br />
oder genossenschaftlichen Wohngebäude, in einigen Regionen der<br />
westdeutschen Länder sind es nur maximal zwölf Prozent, in der Regel aber nur<br />
bis zu sechs Prozent. Damit wird der ohnehin überschaubare Mietwohnungsmarkt<br />
in Landgemeinden, Klein- und Mittelstädten vornehmlich von privaten<br />
Kleinvermietern geprägt, deren Spielräume für strategische Investitionsentscheidungen<br />
oder nutzerspezifische Umbauten deutlich geringer sind als der<br />
von institutionellen Eigentümern. So hat beispielsweise die Evaluierung des<br />
KfW-Programms „Altersgerecht Umbauen“ ergeben, dass die Förderung –<br />
gemessen am Wohnungsbestand in Deutschland – im Zeitraum 2009 bis 2013<br />
überproportional stark durch professionell-gewerbliche Vermieter in Anspruch<br />
genommen wurde, die in ländlichen Räumen kaum vertreten sind.<br />
All das hat zur Folge, dass der Wohnungsmarkt in kleinen Gemeinden zu<br />
wenig ausdifferenziert ist. Vor allem ältere Generationen und junge Menschen<br />
mit temporären oder spezifischen Wohnbedarfen treffen nicht auf adäquate<br />
Angebote an kleineren oder entsprechend ausgestatteten Mietwohnungen.<br />
Umso mehr sind die Gemeinden gefragt, private Bauherren bei Planungs- und<br />
Baufragen zu beraten oder auf kommunalen Grundstücken Projekte zu initiieren,<br />
die den lokalen Wohnungsmarkt bedarfsgerecht ergänzen. In der niedersächsischen<br />
Gemeinde Dötlingen ist dies mit einem von Bevölkerung, Politik, Gemeindeverwaltung,<br />
Unternehmen und Kirchen gemeinsam geplanten Mehrgenerationenprojekt<br />
gelungen. In integrierter Lage wurden fünf verschiedene<br />
Haustypen nahe dem Ortskern entwickelt, die unterschiedlichen Bedarfen<br />
gerecht werden: Grundrisse für Familien, Senioren-WGs, Paare und Alleinstehende<br />
werden durch Gemeinschaftseinrichtungen ergänzt. Rückzugsorte und<br />
Räume für Nachbarschaft und Kommunikation halten sich die Waage. Die bayerische<br />
Gemeinde Weyarn kauft in ihrer Gemeinde Grundstücke zum doppelten<br />
landwirtschaftlichen Preis und verpflichtet sich, diese an junge Familien sowie<br />
Gewerbebetriebe im Erbbaurecht zu vergeben oder aber für Infrastruktureinrichtungen<br />
zu nutzen.<br />
Lebendige Wohnquartiere Vitale Gemeinden und lebendige Quartiere haben<br />
keinen nennenswerten Leerstand. Sowohl die Bevölkerungsrückgänge in vielen<br />
ländlichen Räumen als auch die Ausweisung von Neubaugebieten über den<br />
tatsächlichen Bedarf hinaus verursachen aber Leerstände. Der „Donut-Effekt“<br />
mit Leerstand und Lücken im Zentrum bei wachsenden Siedlungsrändern ist<br />
vielerorts Realität. Dennoch bieten die meisten Gemeinden jenseits der Großstädte<br />
weiter neues Bauland für Einfamilienhäuser an, das auch für die Nachfrageseite<br />
zunächst attraktiv scheint. Denn private Bauherren rechnen in der<br />
Regel kurzfristig – niedrigere Grundstückspreise, niedrigere Steuern, niedrigere<br />
Mieten bzw. monatliche Belastungen als in der Großstadt machen kleine Gemeinden<br />
zu einer echten Standortalternative. Das zweite Auto oder die Zeit, die fürs<br />
Pendeln bzw. die familiäre Organisation verwendet werden muss, wird meist<br />
<strong>Vorab</strong>-<strong>Fassung</strong> - wird durch lektorierte Verison ersetzt.