Vorab-Fassung
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Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 77 – Drucksache 18/10170<br />
Grundlage für den Tourismus. Allein auf zeitgenössische, moderne Architektur<br />
setzen Projekte wie die Baumhäuser bei Bad Zwischenahn in der Nähe vom<br />
niedersächsischen Zwischenahner Meer – außergewöhnliche Ferienunterkünfte,<br />
die in luftiger Höhe auf einer Waldlichtung entstanden sind und von der Wechselwirkung<br />
zwischen zeitgenössischer Architektur und Natur leben.<br />
Leuchttürme Um ihre touristische Attraktivität zu erhöhen und die überregionale,<br />
regionale oder lokale Bedeutung von Gemeinden zu steigern, bedarf es<br />
besonderer Orte: die Sehenswürdigkeit, das Denkmal, die historische Altstadt,<br />
die man als Bewohner einer Stadt seinen Gästen als erstes zeigt. Wer aufgrund<br />
seiner Geschichte nicht über eine solche Adresse verfügt, versucht oft, eine neu<br />
zu schaffen. Nicht immer funktioniert das, für Großstädte wird der äquivalente<br />
„Bilbao-Effekt“ inzwischen nicht umsonst eher kritisch gesehen. Existierende<br />
Beispiele zeigen, dass vor allem eines wichtig ist: Der „Leuchtturm“ muss eine<br />
Beziehung zum Ort entwickeln. Wie diese Verbindung aussieht – ob durch das<br />
Aufgreifen lokalspezifischer Bautraditionen oder Funktionen, die Verwendung<br />
regionaler Baustoffe oder allein durch die Beteiligung weiter Teile der Bevölkerung<br />
an der Planung eines Vorhabens –, bleibt individuellen Lösungsansätzen<br />
vorbehalten. Gelingt das Wagnis, einen neuen Ort zu erschaffen, ist es nebensächlich,<br />
ob er von außen initiiert, neu geformt oder wiederentdeckt wurde. Er<br />
wird Teil der Identität des Ortes, sollte sie aber nicht ersetzen. Fügt sich das<br />
neue Angebot gut in die vorhandenen Strukturen ein, treten oft Synergieeffekte<br />
durch angegliederte Einrichtungen wie Gastronomie oder Einzelhandel auf. Sie<br />
sind Auslöser für weitere Investitionen oder Ideen, so dass der ganze Ort von<br />
der Initialzündung des „Leuchtturms“ profitiert.<br />
Das Museum in Ahrenshoop in Mecklenburg-Vorpommern ist ein gelungenes<br />
Beispiel für die Bereicherung eines Urlaubsortes durch moderne Architektur,<br />
die gleichzeitig Anleihen an die historische Bauweise der Reetdächer sucht.<br />
Der Gemeinde Blaibach im Bayerischen Wald ist es gelungen, mithilfe Aufsehen<br />
erregender Architektur und zahlreicher engagierter Menschen nicht nur die<br />
Ortsmitte neu zu gestalten, sondern zahlreiche Synergieeffekte und Folgeinvestitionen<br />
auszulösen, die den Ort neu beleben. Die Anstrengungen, etwas<br />
Besonderes zu schaffen, bleiben jedoch noch zu oft auf kulturelle Bauwerke<br />
beschränkt. Eine Herausforderung besteht darin, auch die Qualität von Alltagsbauten<br />
zu steigern und Supermärkte, Landwirtschaftsbetriebe oder Gewerbe<br />
gestalterisch zu qualifizieren. Es gibt wenige Beispiele von Akteuren, die auch<br />
in Alltagsarchitektur investieren und damit architektonische Leuchttürme schaffen.<br />
Die österreichische Lebensmittelkette MPreis hat beispielsweise ihre herausragende,<br />
nachhaltige Architektur zum Markenzeichen erklärt und damit<br />
bereits zahlreiche Preise und Auszeichnungen gewonnen.<br />
Gäste und Gastfreundschaft Ziel der Gemeinden sollte es sein, Rahmenbedingungen<br />
für einen lokal verträglichen Tourismus zu schaffen, der die regionalund<br />
ortstypischen Besonderheiten bewahrt und die eigene finanzielle und organisatorische<br />
Leistungsfähigkeit nicht übersteigt. Der Tourismus sollte für die<br />
Bevölkerung eine Bereicherung sein und nicht zur Einschränkung der eigenen<br />
Lebensqualität führen. Im Bereich des Tagestourismus gelingt dies mitunter<br />
leichter als im Übernachtungstourismus, für den mehr Infrastruktur vorgehalten<br />
werden muss und der sich entsprechend baulich stärker manifestiert. Negativ<br />
Moderne Gebäude wichtig für<br />
das Ortsbild<br />
Durchschnittlich halten 65 % der Gemeinden<br />
moderne Gebäude für (sehr) wichtig in ihrem<br />
Ortsbild. Die Bedeutung wächst mit zunehmender<br />
Ortsgröße: 48 % der Landgemeinden,<br />
61 % der kleinen Kleinstädte, 70 % der großen<br />
Kleinstädte und 76 % der Mittelstädte<br />
halten moderne Gebäude für ein wichtiges<br />
Element im Ortsbild. K9<br />
<strong>Vorab</strong>-<strong>Fassung</strong> - wird durch lektorierte Verison ersetzt.