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Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 75 – Drucksache 18/10170<br />
lokalspezifische Rahmenbedingungen und Ideen, die zwar anderen Gemeinden<br />
als Vorbild, nicht aber als Patentrezept dienen können.<br />
In der Mittelstadt Schwerte hat sich beispielsweise mit Hilfe mehrerer Kooperationspartner<br />
ein Bürgerkino gegründet, das an vier unterschiedlichen Standorten<br />
bzw. Lokalitäten in der Stadt im wechselnden Rhythmus Filmvorführungen<br />
organisiert. Im Landkreis Sigmaringen in Baden-Württemberg konnte der Bürgerbusverein<br />
für die Schülerbeförderung gewonnen werden und bringt nun im<br />
Auftrag der Gemeindeverwaltung Ostrach mit dem Gemeindebus die Schüler<br />
zur weiterführenden Schule. In der bayerischen Gemeinde Berg ist die Bürgergemeinschaft<br />
„Dorfmitte“ Berg e. V. verantwortlich für Kinoabende, Konzerte<br />
und Informationsveranstaltungen zu aktuellen Themen. In Lichtenfels ist u. a.<br />
mit Hilfe von LEADER-Mitteln ein Dorfgemeinschaftshaus entstanden, das durch<br />
eine Bürgergenossenschaft erfolgreich betrieben wird.<br />
Diese und weitere Beispiele bereichern das Gemeindeleben ganz entscheidend.<br />
Vor allem Anschubfinanzierungen aus dem Förderprogramm LEADER<br />
der Europäischen Union, mit denen bereits seit 1991 innovative Aktionen im<br />
ländlichen Raum unterstützt werden, haben viele Projekte ins Rollen gebracht.<br />
Wenn die Menschen vor Ort einen passenden Ansprechpartner finden, müssen<br />
gute Ideen also nicht an der Finanzierung scheitern. Auch für die Gemeindeverwaltung<br />
ist der Nutzen von bürgerschaftlichem Engagement immens: Mit einer<br />
realisierten Idee kann häufig Leerstand behoben werden, so dass das Ortsbild<br />
aufgewertet wird; Bewohner wie auch potenzielle Besucher profitieren von<br />
Baukultur schafft soziale Funktionen<br />
Overmeyer Landbaukultur – Gelungene<br />
Symbiose von biodynamischer<br />
Landwirtschaft und guter Gestaltung<br />
Für den Hofladen der Familie Overmeyer im niedersächsischen Seevetal<br />
sollten eine neue Hofanlage für zeitgemäßen Biolandbau und die<br />
Vermarktung der Produkte entstehen, gleichzeitig wollten die Betreiber<br />
Heim und Lebensmittelpunkt errichten. Für Landwirte nicht alltäglich,<br />
beauftragten die Overmeyers einen Strategieberater; sie ließen zudem<br />
ein städtebauliches Konzept für den Hof durch einen Landschaftsarchitekten<br />
entwerfen. Sechs Architekturbüros wurden zur Abgabe einer<br />
Ideenskizze eingeladen.<br />
Durch das außergewöhnliche und gelungene Zusammenwirken von<br />
Landwirtschaft und Gestaltung ist ein Vierseithof entstanden, auf<br />
dem es Blickbeziehungen zwischen allen Gebäuden und Freiflächen<br />
unterschiedlicher Funktionen gibt. Es kommt wieder zusammen, was<br />
sonst bewusst voneinander getrennt wird: Arbeiten und Wohnen,<br />
Produktion und Verkauf, Versorgung und Freizeit. Auf der ganzheitlich<br />
gestalteten Hofanlage sind etwa 40 Mitarbeiter beschäftigt. Der<br />
Hof ist ein Begegnungsort, der seinen Besuchern auf dem Hof, im<br />
Hofladen und in der Manufaktur sowie durch kulturelle Angebote die<br />
Vielfalt und Funktion der Kreisläufe, in denen landwirtschaftliche<br />
Produkte entstehen, erfahrbar und verständlich macht.<br />
Gemeinden und Bürger arbeiten<br />
zusammen<br />
Vereine, Einzelpersonen und Bürgerini -<br />
tia tiven bzw. die Zivilgesellschaft sind die<br />
drei wichtigsten Kooperationspartner für<br />
die Gemeinden, wenn es um baukulturelle<br />
Themen geht. K7<br />
BAUKULTUR AUF EINEN BLICK<br />
• Ganzheitliches Gestaltungskonzept durch<br />
Zusammenarbeit von Landwirt, Strategieberater<br />
und Architekten<br />
• Einheit von Produktion, Vertrieb und Lebensort<br />
auf einem Gelände<br />
• Einblick für die Besucher in die landwirtschaftliche<br />
Produktion und die Veredelung der Produkte<br />
Fakten<br />
Planung und Bau: 2010–2013<br />
Bauherren: Kerstin und Ulrich Overmeyer GbR<br />
Planer: BeL Associates, Köln; Scaven Hütz, Hamburg;<br />
Urban Catalyst Studio, Berlin; M. Oberhokamp<br />
Ingenieurbüro für Bauwesen, Lemgo; Anja Herold,<br />
architekturpraxis, Berlin; Günther van Ravenzwaay,<br />
Hamburg<br />
Größe: 3,5 ha<br />
Kosten: 3,5 Mio. Euro<br />
Mehr Informationen im Projektsteckbrief im Anhang<br />
<strong>Vorab</strong>-<strong>Fassung</strong> - wird durch lektorierte Verison ersetzt.