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Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 47 – Drucksache 18/10170<br />

In Landgemeinden, in denen weder die tägliche Versorgung mit Lebens mitteln<br />

gesichert ist noch ein gastronomisches Angebot existiert, wird das<br />

Defizit – ähnlich wie im Bereich Mobilität – zunehmend über ehrenamtliches<br />

Engagement aufgefangen. Es entstehen Konzepte für rollende Supermärkte<br />

oder Dorfläden, die als Genossenschaft oder GmbH organisiert werden. Bundesweit<br />

hat sich ein Netzwerk zum Thema Nahversorgung gegründet, das über<br />

Bürgerinitiativen informiert und interessierte Gemeinden bei der Unterstützung<br />

von entsprechenden Initiativen berät. Über 40 Dorfläden „von Bürgern für Bürger“<br />

in acht Bundesländern sind in dem Netzwerk gelistet, die Zahl wird bundesweit<br />

auf mehr als 200 geschätzt. In vielen Dörfern werden Cafés und Treffpunkte<br />

ehrenamtlich betrieben. Eine Initiative, die ebenfalls zunehmend<br />

Verbreitung findet, ist das „DORV“-Konzept – eine multifunktionale Nahversorgungseinrichtung,<br />

bei der das Lebensmittelangebot für den täglichen Bedarf<br />

mit sozialen oder medizinischen Dienstleistungen gekoppelt wird, so dass nicht<br />

nur die Grundversorgung der Bewohner gelingt, sondern auch wieder ein lebendiger<br />

Ort im Zentrum einer Gemeinde entsteht, der oftmals positive Entwicklungen<br />

nach sich zieht.<br />

Weitere Güter und Online-Handel Seit je her bestehen in ländlichen Räumen<br />

Lücken bei der Versorgung mit Gütern für den gelegentlichen Bedarf wie Kleidung,<br />

Bücher oder Haushaltswaren. Eine zunehmende Filialisierung im Einzelhandel<br />

verstärkt das Defizit und führt zu einer Konzentration auf Standorte<br />

mit großen Einzugsbereichen. In ländlichen Räumen finden sich günstige Standortvoraussetzungen<br />

für entsprechende Filialen höchstens noch in den Mittelstädten<br />

und einigen Kleinstädten. Andernorts sind keine wirtschaftlich tragfähigen<br />

Rahmenbedingungen mehr gegeben, vor allem wenn durch die oben<br />

beschriebenen Fachmarktzentren außerhalb der Ortskerne die Konkurrenz<br />

hausgemacht ist.<br />

Das Internet kann das teilweise vorhandene Versorgungsdefizit ausgleichen:<br />

Online sind sämtliche Artikel auch in ländlichen Räumen in kurzer Zeit verfügbar.<br />

2015 lag der Umsatz im Online-Handel bei knapp 53 Mrd. Euro, für 2016 und<br />

2017 wird ein Anstieg auf 62,5 Mrd. bzw. 73 Mrd. Euro erwartet. 2014 waren noch<br />

zwei Drittel der Kunden im Online-Handel Großstädter, die Bevölkerung in ländlichen<br />

Gegenden wird aber aufgrund der lückenhaften Angebotsstruktur langfristig<br />

als versandhandelsaffin eingeschätzt. Lokale Versorgungsstrukturen<br />

geraten vor allem bei geringen Einwohnerzahlen immer stärker unter Druck, eine<br />

negative Wechselwirkung zwischen den Lücken in der Versorgung im Ort und<br />

Online-Angeboten kann die Folge sein.<br />

Aber je vielfältiger das Angebot an unterschiedlichen Einrichtungen und<br />

Gütern im Ortskern ist, desto mehr übernimmt er die Funktion eines sozialen<br />

Treffpunkts. Neben der Angebotsmischung sind es zudem ein intaktes Ortsbild<br />

und die Aufenthaltsqualität der öffentlichen Räume, die die baukulturelle Qualität<br />

ausmachen. Eine enge Zusammenarbeit mit den Händlern vor Ort, Investitionen<br />

in den öffentlichen Raum und eine Verkehrsplanung, die zwischen dem<br />

Bedürfnis nach Aufenthaltsqualität und guter Erreichbarkeit vermittelt, sind<br />

wesentliche Bausteine, mit denen die Verwaltung ein Mehr an Lebensqualität<br />

in den Gemeinden bewirken kann. Jeder einzelne Laden, jedes Wirtshaus, die<br />

Schule oder die Arztpraxis haben dabei vor allem in kleinen Gemeinden eine<br />

Bedeutung für den ganzen Ort.<br />

Umsatz im Online-Handel<br />

nimmt zu<br />

… und sinkt im stationären Handel<br />

Quelle: IFH Institut für Handelsforschung GmbH 2014;<br />

Statista GmbH 2016c<br />

448<br />

27<br />

€ Milliarden<br />

405<br />

Große Unzufriedenheit<br />

bei Einkaufsmöglichkeiten<br />

für gelegentlichen Bedarf<br />

77<br />

2010 2020<br />

Das lokale Angebot für den gelegentlichen<br />

Bedarf sehen 59 % der Landgemeinden und<br />

55 % der kleinen Städte (bis 10.000 EW)<br />

als (eher) schlecht an. Unabhängig von der<br />

Gemeindegröße ist etwa ein Drittel der<br />

Bevölkerung unzufrieden mit den Einkaufsmöglichkeiten<br />

vor Ort für den gelegentlichen<br />

Bedarf. B4 + K13<br />

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