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Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 27 – Drucksache 18/10170<br />

Die baulichen Sehenswürdigkeiten wie Schloss, Burg, Kirche, Kloster oder Altstadt,<br />

überhaupt das Ortsbild und die Nutzungsvielfalt im Ortskern sind ausschlaggebende<br />

Argumente für die Wahl eines Urlaubsortes und gleichzeitig<br />

zentrale Themen der Baukultur. Die Straße der Backsteingotik, Weltkulturerbe-<br />

Städte wie Goslar, Bamberg und Regensburg oder auch Schloss- und Residenzstädte<br />

wie Schwerin werben mit baukulturellen Sehenswürdigkeiten für Touristen.<br />

Auch für Festivals, Stadt- und Kulturfeste ist die historische Kulisse wie bei<br />

den Rheinsberger Konzerten oder der Neuhardenberger Schlössernacht unerlässlicher<br />

Bestandteil des Erfolgs. Das Stadtbild, einzelne historische Sehenswürdigkeiten<br />

– sie sind dabei nicht nur Teil eines wirtschaftlichen Interesses,<br />

meist stiften sie der Bevölkerung vor Ort auch Heimatverbundenheit, Identifikation<br />

und Stolz auf ihre Gemeinde.<br />

Alleiniges wirtschaftliches Standbein ist der Tourismus für die meisten<br />

Gemeinden in Deutschland jedoch nicht. Dennoch ist die saisonale Abhängigkeit<br />

der Tourismusbranche eine der schwierigsten Herausforderungen – nicht nur<br />

für den Arbeitsmarkt. Die Ortskerne sind häufig von einem Wechselspiel aus<br />

Belebung und Verödung betroffen. Vor allem kleine Städte und Landgemeinden<br />

befinden sich diesbezüglich in einem Dilemma, denn die Gewährleistung eines<br />

Mindestangebots an Infrastruktur bildet die Voraussetzung für funktionierenden<br />

Tourismus. Insbesondere in schrumpfenden Regionen fehlt es aber an lebendigen<br />

Dorfkernen mit dem erforderlichen Mix aus Lebensmittelgeschäften, Postund<br />

Bankfilialen sowie gastronomischen Einrichtungen, die für Einheimische<br />

und Touristen gleichermaßen wichtig sind. Zu Konflikten kommt es auch, wenn<br />

touristische Infrastrukturen – häufig öffentlich gefördert – so stark in das Landschafts-<br />

oder Ortsbild eingreifen, dass für die Einwohner eine Beeinträchtigung<br />

der Lebensqualität entsteht. Kostenintensive Freizeiteinrichtungen wie Spaßbäder<br />

können hierfür ebenso Beispiel sein wie die landschaftliche Überformung<br />

von Skigebieten, deren Anlagen außerhalb der Saison brachliegen.<br />

Auch unverhältnismäßig viele Ferienunterkünfte oder Zweitwohnsitze mit<br />

ihren fast immer heruntergelassenen Rollläden führen zu einer negativen Ortsentwicklung<br />

ebenso wie monofunktionale Ferienhausgebiete. Ein baukulturelles<br />

Gebot der Stunde wäre die Stärkung des klassischen Beherbergungsgewerbes<br />

durch Gasthöfe und Pensionen. Da die meisten Gemeinden in Deutschland<br />

nicht ausschließlich auf den Tourismus ausgerichtet sind, überwiegen die Chancen,<br />

die durch den Tourismus entstehen. Die im Jahr 2014 erschienene Studie<br />

„Regionale Baukultur und Tourismus“ des BBSR (BMUB) belegt anhand von<br />

Fallstudien, dass Gemeinden dabei gerade ihre baukulturelle Identität als Qualitätslabel<br />

für den Tourismus nutzen können. Mit dem neuen Projekt „Die Destination<br />

als Bühne: Wie macht Kulturtourismus ländliche Räume erfolgreich?“<br />

untersucht das BMWi die Potenziale kultureller Angebote für den Tourismus und<br />

greift damit einen zentralen tourismuspolitischen Auftrag im Koalitionsvertrag<br />

auf. Auch die Länder schaffen wichtige Grundlagen für einen erfolgreichen<br />

Tourismus in ihren Kommunen: Schleswig-Holstein hat beispielsweise eine<br />

Tourismusstrategie mit Perspektive 2025 entwickelt und damit Grundlagen für<br />

eine gezielte Förderung von Tourismusinfrastruktur geschaffen, Bayern bietet<br />

ein umfassendes Förderangebot für gewerbliche Tourismusunternehmen an.<br />

Kleinstädte brauchen Tourismus<br />

75 % der befragten Gemeinden geben an,<br />

dass Tagestourismus für sie eine Rolle spielt,<br />

55 % meinen dies in Bezug auf den Übernachtungstourismus.<br />

In beiden Bereichen<br />

sind es in erster Linie die Kleinstädte zwischen<br />

10.000 und 20.000 Einwohnern, für die<br />

der Tourismus besonders wichtig ist. K11<br />

<strong>Vorab</strong>-<strong>Fassung</strong> - wird durch lektorierte Verison ersetzt.

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