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Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 127 – Drucksache 18/10170<br />
Formulierung und Vermittlung des Ziel- und Erwartungshorizonts. Darüber<br />
hinaus sind Transparenz und Ergebnisoffenheit entscheidende Aspekte für<br />
erfolgreich durchgeführte Mitwirkung.<br />
Regionale Unterschiede Für die lokale Einführung von Planungskultur und<br />
Prozessqualität mittels Beteiligung spielt nicht nur die Gemeindegröße eine<br />
Rolle, sondern vor allem auch die lokalen Traditionen und Mentalitäten. Im Bundesgebiet<br />
ist eine regional sehr unterschiedliche Bereitschaft zur Beteiligung<br />
an Gemeindeentwicklungsprozessen zu beobachten. Während manche Instrumente<br />
und Verfahren in einigen Bundesländern eher gut „funktionieren“, werden<br />
sie andernorts nicht im gleichen Maße angenommen. Nach Zahlen des Vereins<br />
Mehr Demokratie e. V. werden beispielsweise die Instrumente Bürgerentscheid<br />
und Bürgerbegehren am häufigsten in Bayern, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen<br />
eingesetzt, deutlich seltener hingegen in den neuen Bundesländern.<br />
Auch in den Ergebnissen einer vom Difu 2012 durchgeführten Kommunalbefragung<br />
zu aktuellen Formen der Bürgerbeteiligung spiegeln sich regionale<br />
Unterschiede wider: Sowohl der Stellenwert des Themas „Bürgerbeteiligung“<br />
in Verwaltung und Kommunalpolitik als auch das Beteiligungsinteresse innerhalb<br />
der Bürgerschaft wurden in Mittelstädten mit max. 50.000 Einwohnern deutlich<br />
geringer eingeschätzt als in größeren Städten. Die positivsten Einschätzungen<br />
haben die Befragten in Baden-Württemberg abgegeben.<br />
Die Gründe für die regionalen Unterschiede in der Beteiligungsbereitschaft<br />
sind vielfältig und variieren stark. Vermutlich werden sie von einer Mischung aus<br />
historischer „Überlieferung“, lokalen Erfahrungen, aktuellen Rahmenbedingungen<br />
und persönlichen Prioritäten der Einwohnerschaft getragen. Vor allem in<br />
den neuen Bundesländern haben beispielsweise die geringe Eigentumsbindung<br />
und die vielen Gemeindegebietsreformen, Eingemeindungen und Zusammenschlüsse<br />
zu Identitätsverlusten geführt. In den Ortsteilen der so entstandenen<br />
Verwaltungskonstrukte entwickeln sich nur schwer ein Zusammengehörigkeitsgefühl<br />
und eine Identifikation mit der regionalen und lokalen Entwicklung.<br />
Vielleicht ist es symptomatisch, dass gerade in den neuen Bundesländern auch<br />
die sogenannte „Deutsche Grundkarte“ (DGK) nicht existiert. Diese amtliche<br />
topografische Karte im Maßstab 1:5.000 enthält alle Gebäude, Grundstücksgrenzen<br />
und Höhenlinien und hat sich z. B. als Basis für die gemeindliche Flächennutzungsplanung<br />
in den alten Bundesländern über Jahrzehnte bewährt. In<br />
den neuen Bundesländern existieren nur halb so detaillierte topografische Karten<br />
im Maßstab 1:10.000. Aussagekräftige Lagepläne für Baumaßnahmen, häufig<br />
aus der DGK abgeleitet, sind dort viel schwerer zu erarbeiten oder fehlen im<br />
Ergebnis ganz. Letztlich braucht es aber verständliche Pläne und Illustrationen<br />
dessen, was geplant ist, damit Beteiligung gelingen kann. Generell sind Beteiligungsformate<br />
gefragt, die der Gemeindeentwicklung neue Impulse verleihen.<br />
Die Öffnung der Verwaltung nach außen und die Aktivierung der Bevölkerung<br />
werden sich auszahlen, denn – das hat die Bevölkerungsbefragung gezeigt – bei<br />
der überwiegenden Mehrheit ist durchaus Interesse am baulichen Geschehen<br />
im eigenen Wohnumfeld vorhanden.<br />
Kreative Kommunikation Beteiligungsprozesse brauchen Inhalte und relevante<br />
Fragestellungen, die ergebnissoffen, aber zielorientiert behandelt werden.<br />
Innovative Formate sind hilfreich, um Interesse und die Bereitschaft zur Mitwirkung<br />
Positive Motivation bei<br />
Bürgerbeteiligung<br />
17 % der Befragten haben in der jüngeren<br />
Vergangenheit Beteiligungsangebote wahrgenommen,<br />
32 % haben zukünftig Interesse<br />
daran. Als Motiv geben 89 % das durch ein<br />
Engagement ausgelöste persönliche positive<br />
Gefühl an. 62 % der Befragten glauben,<br />
mit der Beteiligung etwas bewegen zu können<br />
und nur 27 % möchten ein Vorhaben verhindern.<br />
B11 + B12<br />
<strong>Vorab</strong>-<strong>Fassung</strong> - wird durch lektorierte Verison ersetzt.