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Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 65 – Drucksache 18/10170<br />
Erreichbarkeit versus Verkehrsberuhigung Viele zentrale Funktionen sind<br />
auch deshalb außerhalb der Ortskerne, weil sie so für den Kraftfahrzeugverkehr<br />
besser erreichbar, also autogerecht sind. Da zusätzlich mit veränderten Ansprüchen<br />
der Wohnenden Verkehrsbelastungen wie Lärm und Abgase im Zentrum<br />
als immer störender empfunden wurden, ist mit der Zeit eine Patt-Situation<br />
entstanden: Auf der einen Seite lässt sich die Wohnfunktion im Ortskern nur<br />
stabilisieren, wenn Durchgangs- und Erschließungsverkehr nicht zu überbordenden<br />
Belastungen und Störungen führen. Auf der anderen Seite setzt ein<br />
attraktives Wohnumfeld eine gewisse Nutzungsmischung bei gleichzeitig guter<br />
Erreichbarkeit von Infrastrukturangeboten voraus. Abhilfe können hier nur eine<br />
gute Standortplanung mit Blick auf wohnverträgliche Nutzungen und eine gute,<br />
den Ort bereichernde Verkehrsführung schaffen. Zwar sinkt mit abnehmender<br />
Einwohnerzahl in den Gemeinden auch die Relevanz des ÖPNV, doch angesichts<br />
der kurzen Wege innerhalb der Landgemeinden, Klein- und Mittelstädte bietet<br />
der Fuß- und Radverkehr ein großes Potenzial für eine Verbesserung der Verkehrssituation.<br />
Viele Gemeinden verfolgen für ihre historische Ortsmitte das entsprechende<br />
Ziel, Belastungen durch den motorisierten Individualverkehr einzudämmen und<br />
die Aufenthaltsqualität und Nutzerfreundlichkeit für Fuß- und Radverkehr zu<br />
erhöhen. So erhielt die Stadt Landsberg am Lech einen Preis im Bayerischen<br />
Landeswettbewerb 2014 „Modellhafte Stadt- und Ortssanierung. Lebensräume<br />
für Bürger“ für die Verlagerung einer stark frequentierten Straße am Hauptplatz<br />
der Stadt sowie die Reduzierung der Parkplätze. Die neue Platzgestaltung weist<br />
Mischflächen für Autos, Radfahrer und Fußgänger aus und bietet dadurch mehr<br />
Aufenthaltsqualität. Auch in der hessischen Stadt Eschwege ist es mit einem<br />
Shared-Space-Konzept für den Marktplatz gelungen, allen Verkehrsteilnehmern<br />
gerecht zu werden und gleichzeitig einen attraktiven zentralen Stadtplatz zu<br />
schaffen.<br />
Eine Baumaßnahme, die zur Attraktivitätssteigerung der Ortsmitte beitragen<br />
kann, ist die Verlagerung des Durchgangsverkehrs mit Hilfe einer Ortsumgehung.<br />
Im Bedarfsplan für Bundesfernstraßen wurde 2004 der Bau von 850 Ortsumgehungen<br />
beschlossen. Allein im Jahr 2013 wurden 302 davon als Bundestraßen<br />
gebaut. Eine Ortsumgehung soll die Wohn- und Lebensqualität in der betroffenen<br />
Gemeinde spürbar verbessern, indem der Durchgangsverkehr aus dem Ort<br />
genommen wird. Doch nicht immer fällt der Nutzen einer Ortsumgehung positiv<br />
aus. Durch die Verlagerung des Berufs- und Wirtschaftsverkehrs kommen potenzielle<br />
Nachfrager nicht mehr „zufällig“ in die Zentren, was nicht nur aus Sicht<br />
von Gewerbetreibenden gegen eine Umgehungsstraße spricht. Umgehungsstraßen<br />
ziehen oftmals die Ansiedlung von Fachmarktzentren außerhalb der<br />
Ortskerne nach sich. Der Bau einer Ortsumgehung sollte daher sorgfältig abgewogen<br />
werden und stets mit Maßnahmen der Aufwertung der Ortsmitte verbunden<br />
werden.<br />
Nutzungsmischung als Anker Das Sterben eines Ortskerns vollzieht sich<br />
meist schleichend: Vereinzelt schließen Geschäfte, der Bäcker geht in den<br />
Ruhestand, der Arzt und mit ihm der Apotheker folgen, Post und Banken strukturieren<br />
ihr Filialnetz um und in der nächstgrößeren Stadt eröffnet ein Shoppingcenter.<br />
So ist es schwer, den Punkt zu ermitteln, an dem es kippt, an dem<br />
sich das Gefühl ausbreitet, in einer Stadt zu leben, die an Lebensqualität und<br />
Rückbau von Verkehrsräumen<br />
als Aufgabe<br />
Für 19 % der Gemeinden zählt der Umoder<br />
Rückbau von Verkehrsräumen zu den<br />
wichtigen Aufgaben im Bereich Planen<br />
und Bauen. Es sind vor allem die größeren<br />
Kleinstädte und die Mittelstädte, die sich<br />
mit entsprechenden Vorhaben beschäftigen.<br />
K2<br />
Zu Fuß zur Arbeit<br />
Den Arbeitsweg legen durchschnittlich<br />
12 % der Bevölkerung zu Fuß zurück, auffällig<br />
hoch ist der Wert mit 20 % in den Landgemeinden.<br />
Vor allem gibt es altersbedingte<br />
Unterschiede: 19 % der 18- bis 29-Jährigen<br />
gehen zu Fuß zur Arbeit gegenüber 10 % bis<br />
12 % in den übrigen Altersklassen. B15<br />
<strong>Vorab</strong>-<strong>Fassung</strong> - wird durch lektorierte Verison ersetzt.