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Drucksache 18/10170 – 68 – Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode<br />
Wachstum von innen<br />
47 % der befragten Gemeinden messen<br />
der Realisierung von Neubauten im Ortskern<br />
eine besondere Rolle bei. Dabei gilt: je<br />
größer die Gemeinde, desto höher die Relevanz<br />
von Neubauvorhaben im Zentrum. K2<br />
Leere Läden im Ortskern<br />
39 % der Gemeinden geben an, nennenswerten<br />
Gewerbeleerstand in der Gemeinde<br />
zu haben. Betroffen ist vor allem das Zentrum:<br />
59 % der Gemeinden mit nennenswertem<br />
Gewerbeleerstand sehen diesen<br />
im Ortskern. K15<br />
-vielfalt verloren hat. Jeder Arbeitsstättenverlust und jedes Defizit im Angebot<br />
alltäglicher Waren, Dienstleistungen oder Freizeitmöglichkeiten zwingt die<br />
Bewohner, auf nächstgelegene größere Orte auszuweichen. In Folge werden<br />
auch der Arbeitsplatz automobil erreicht und weitere Aktivitäten anderswo und<br />
zunehmend auch online erledigt, so dass nach und nach der Ortsbezug verloren<br />
geht. Geht der Verlust des öffentlichen Lebens dann noch mit Bevölkerungsrückgängen<br />
und Abwanderung einher, werden die Ortskerne auf lange Sicht<br />
geschwächt – das Wohnen und das öffentliche Leben verlagern sich an die<br />
Ortsränder oder ins nächstgelegene Zentrum. Eine wichtige Stellschraube, um<br />
dieser Abwärtsspirale entgegenzuwirken, liegt in der räumlichen Konzentration<br />
verschiedener Angebote im Ortskern. Die Sanierung und (Um-)Nutzung<br />
von Bestandsgebäuden, die Nachverdichtung mit Neubauten, das gezielte<br />
Anwerben von Unternehmen im Ortskern, das Wohnangebot sowie eine sorgfältige<br />
Gestaltung von öffentlichen Räumen sind wichtige bauliche Maßnahmen<br />
zur Stärkung der Ortsmitte. Gemeinden können selbst aktiv dafür Sorge tragen,<br />
indem sie ihre öffentlichen Einrichtungen im Ortskern in Kombination mit weiteren<br />
Infrastrukturangeboten konzentrieren.<br />
Die Gemeinde Lietzendorf in Bayern hat zur Gestaltung ihrer Ortsmitte eine<br />
modellhafte Sanierung und Umnutzung eines leerstehenden Gebäudes zum<br />
Bürgerhaus mit dem Neubau der Bücherei einschließlich Versammlungssaal<br />
verbunden und die Baumaßnahmen durch eine Neugestaltung des umliegenden<br />
zentralen Platzes ergänzt. Sowohl während der Planungsphase als auch beim<br />
Betrieb der Bücherei wurden die Bürger stark eingebunden – damit ist nicht nur<br />
eine qualitätvolle neue Ortsmitte sondern gleichzeitig ein Ort der Identifikation<br />
entstanden. Die unterfränkische Kleinstadt Iphofen hat durch die auf einen<br />
langen Zeitraum angelegte, in der Durchführung konsequente und genaue, aber<br />
auch flexible Anwendung einer Gestaltungssatzung die baukulturelle Entwicklung<br />
der Altstadt gesteuert und mit Hilfe der Städtebauförderung flankierend<br />
finanziert. Dadurch hat sich zum einen das Baugenehmigungsverfahren verkürzt,<br />
zum anderen bei den Sanierungen, Neubauten und Freiflächengestaltungen<br />
eine Handwerkerkultur entwickelt, die von regionaler Bedeutung ist. Auch die<br />
bayerische Gemeinde Wettstetten hat ihrem Zentrum durch die Konzentration<br />
von neuen und zentralen Einrichtungen eine ganz neue Identität verliehen. Wenn<br />
es zudem wie hier gelingt, regionaltypische Baustoffe mit moderner Architektursprache<br />
zu kombinieren, tragen baukulturelle Qualitäten ganz entscheidend<br />
zur Herausbildung einer identitätsstiftenden Mitte bei.<br />
Wohnen in vitalen Gemeinden<br />
Die Abwanderung vor allem junger Menschen aus den ländlichen Räumen führt<br />
momentan zum Wachstum der Metropolen. Doch auch wenn der demografische<br />
Wandel diesen Trend noch zusätzlich verstärkt, erwachsen hieraus für die kleinen<br />
Städte und Gemeinden ländlicher Räume Chancen: Sie können und werden<br />
auch zukünftig attraktive Wohn- und Arbeitsorte sein, wenn sie sich auf die<br />
Bedarfe der unterschiedlichen Altersgruppen einstellen. Mit einer konsistenten<br />
Siedlungs- und Wirtschaftsentwicklung, mit einem differenzierten Wohnungsangebot<br />
und baukulturellen Qualitäten nehmen die Gemeinden gezielt Einfluss<br />
auf ihre Zukunftsfähigkeit.<br />
<strong>Vorab</strong>-<strong>Fassung</strong> - wird durch lektorierte Verison ersetzt.