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Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 39 – Drucksache 18/10170<br />

Selbst in schrumpfenden Regionen wird entsprechendes Bauland ausgewiesen<br />

und neu erschlossen. Gleichzeitig stehen an anderen Orten Einfamilienhäuser<br />

leer oder sind Gegenstand einer massiven Entwertung. Bereits vor zehn Jahren<br />

hat Nordrhein-Westfalen in einer Studie prognostiziert, dass sich zwischen 2005<br />

und 2025 im eigenen Land ein gravierender Überschuss an Ein- und Zweifamilienhäusern<br />

entwickeln wird – 22 %, also mehr als jedes 5. Einfamilienhaus, wird<br />

leer stehen. Das Überangebot entsteht, weil die Jahrgänge der um 1940 Geborenen,<br />

von denen ein hoher Anteil im Einfamilienhaus wohnt, in die Phase der<br />

Haushaltsauflösung kommen. Zum anderen wird die Gruppe der 30- bis 45-jährigen<br />

potenziellen Familiengründer und Eigenheimerwerber aufgrund geburtenschwacher<br />

Jahrgänge kleiner. Außerdem ist jeder fünfte Nachfrager<br />

ausschließlich an einem Neubau interessiert, so die Studie aus Nordrhein-Westfalen.<br />

Dieses Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage hat zur Folge,<br />

dass sowohl der Bau von Ein- und Zweifamilienhäusern als auch der Wohnungsleerstand<br />

weiter zunehmen werden. Bis 2030 geht das BBSR von 3,3 bis 4,6 Mio.<br />

Wohnungsüberhängen in Deutschland aus. Besonders betroffen werden Regionen<br />

sein, in denen die Bevölkerungszahlen stark zurückgehen, also vor allem<br />

die ländlichen Räume, während in den wachsenden Städten die Wohnungsknappheit<br />

bleibt.<br />

Pendelverkehr Zwischen Wohnstandort und Arbeitsplatz wird gependelt –<br />

nicht nur in ländlichen Räumen, sondern im gesamten Bundesgebiet. Offiziell<br />

pendelt jeder Arbeitnehmer zwischen Wohn- und Arbeitsort, der nicht auf demselben<br />

Grundstück lebt und arbeitet, demnach würden rund 96 % der deutschen<br />

Bevölkerung pendeln. Im Sprachgebrauch wird mit Pendeln jedoch meist der<br />

Umstand bezeichnet, in der einen Gemeinde zu leben und in der anderen zu<br />

arbeiten. 60 % der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Deutschland<br />

verlassen auf dem Weg zur Arbeit ihr Gemeindegebiet. Unabhängig davon, ob<br />

die Gemeindegrenzen überschritten wurden, pendelten 2012 laut Statistischem<br />

Bundesamt 27 % der Erwerbstätigen 10 bis 25 Kilometer in eine Richtung, 17 %<br />

hatten eine Strecke von 25 Kilometern und mehr auf dem Weg zur Arbeit zu<br />

überwinden, darunter 4 % mehr als 50 Kilometer. Häufig wird von ländlichen<br />

Räumen in die nächstgelegene Großstadt gependelt, aber auch viele Großstädter<br />

legen weite Wege zum Arbeitsort in einer kleineren Gemeinde zurück. Vergleichsweise<br />

kommen die Erwerbstätigen in ländlichen Räumen jedoch deutlich<br />

schneller an den Arbeitsplatz als Erwerbstätige in Ballungsräumen. Etwa ein<br />

Drittel der Beschäftigten, die in einer ländlich gelegenen Gemeinde wohnen,<br />

hat tägliche Entfernungen unter fünf Kilometern bei Wegezeiten bis max. zehn<br />

Minuten zu bewältigen. Jeder dritte Pendler bezeichnet das Pendeln als „Überlebensstrategie“,<br />

als Notwendigkeit, um Arbeit zu haben. Rund jeder zweite<br />

Arbeitnehmer ist deswegen zu einem Umzug bereit, aber tatsächlich sind es nur<br />

14 % der jährlich 4,8 Mio. umziehenden Haushalte, die laut Marktforschung ihren<br />

Job als Grund für den Umzug angeben.<br />

Das berufsbedingte Pendeln belastet die Verkehrsinfrastruktur in Deutschland<br />

ökonomisch und ökologisch, zudem hat es soziale Folgen, denn weite Wege<br />

bedeuten vor allem eins: Stress und gesundheitliche Belastung. Das Pendeln<br />

im Individualverkehr befördert zudem die Zersiedlung der Landschaft und den<br />

Flächenverbrauch außerhalb des Siedlungszusammenhangs, verhindert eine<br />

Funktionsmischung und verringert damit die Identität und Lebendigkeit vor allem<br />

Pendlerland Deutschland<br />

Anstieg der gemeindeübergreifenden<br />

Pendler von 2004–2012<br />

Quelle: BBSR 2016<br />

Kurze Arbeitswege<br />

+11%<br />

2004 2012<br />

Pendlerverflechtungen in<br />

Deutschland<br />

Stand 2009<br />

Quelle: Destatis 2014<br />

31 % bis 36 % der Bewohner von Landgemeinden,<br />

kleinen und mittleren Städten gibt<br />

an, Arbeitswege unter 10 Minuten zurückzulegen.<br />

Besonders lange Wege werden anteilig<br />

von immer weniger Menschen bewältigt.<br />

Eine Ausnahme: 21 % der Bewohner von kleinen<br />

Kleinstädten (5–10.000 EW) brauchen<br />

zwischen 41 und 50 Minuten zum Arbeitsplatz.<br />

B14<br />

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