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Volltext - Deutsches Institut für Erwachsenenbildung

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Alle diese sozialen Kritik- und Protestbewegungen werden durch die ungewollte oder<br />

gewollte Ausgrenzung provoziert, die wiederum vielfache Ursprünge hat: ökonomische,<br />

soziale, gesundheitliche Probleme, rassische Diskriminierung. Diese lösen<br />

spezifische Bewegungen aus mit leider oft nicht vereinten Aktionen. Die sozialen<br />

Bewegungen sind heute vielfältig, entstehen an verschiedenen Orten und sind kurzlebiger<br />

als in der Vergangenheit; ein Individuum kann sich an mehreren Bewegungen<br />

beteiligen, deren Zielsetzungen zuweilen widersprüchlich sein können. Der Arbeitslose<br />

kann fortschrittliches Mitglied in einer Arbeitslosenvereinigung oder Gewerkschaft<br />

sein und doch samstags oder sonntags im Stadion ein „Ultra“ werden auf<br />

der Suche nach Identität. Arbeiter, die am Arbeitsplatz ihren Kampf zur Verteidigung<br />

ihrer Arbeit und der ihrer Kollegen führen, können sich gleichzeitig in ihrem Viertel<br />

in „Selbstschutzgruppen“ zusammenschließen, die reaktionären, ja rassistischen<br />

Bewegungen nahestehen. Ohne diese Widersprüche zu erkennen, ist es schwierig<br />

zu begreifen, wie ein Teil der Randgruppen, aber auch der Lohnarbeiter, politische<br />

Entscheidungen trifft, die von ihren objektiven Interessen sehr weit entfernt sind.<br />

4. Wandlungen im sozialen und im Bildungsbereich<br />

Parallel zu diesen existierenden und kämpfenden sozialen Bewegungen gibt es<br />

„Nicht-Bewegungen“, die von dem Teil der Bevölkerung repräsentiert werden, der<br />

durch sichere Arbeitsplätze im Bereich der Ausbildung oder Forschung geschützt ist.<br />

Das mag paradox erscheinen, ist aber eine Realität. Auch Universitätsstudenten<br />

kämpfen bei ihren jüngsten Demonstrationen <strong>für</strong> eine Verbesserung der Studienbedingungen,<br />

berücksichtigen dabei aber selten die sozialen gesellschaftlichen<br />

Bedingungen auf lokaler, nationaler und internationaler Ebene. Viele Arbeiter verteidigen<br />

wirksam ihre Interessen, beziehen aber selten Arbeitslose, immigrierte Arbeitnehmer<br />

oder ihre Kollegen ein, die in anderen Ländern unter schwierigen Bedingungen<br />

arbeiten. Wissenschaftler in Forschungszentren und Universitäten können<br />

im persönlichen Bereich <strong>für</strong> soziale Probleme sensibel sein, aber in ihrer Berufstätigkeit,<br />

in der Organisation der Forschung und in ihren vergleichenden Studien<br />

sind sie oft sehr weit entfernt von den Bedürfnissen, den Schwierigkeiten und den<br />

Wünschen der Bevölkerungsmehrheit. Warum gibt es diese „Nicht-Bewegungen“?<br />

Man kann von den Randgruppen allein, die im Norden Minorität und im Süden Majorität<br />

sind und unter dramatischen oder unwürdigen Bedingungen leben, nicht verlangen,<br />

Motor wirklicher Demokratie, neuer Modernität oder menschlicher Kreativität<br />

zu werden. Ein isolierter Kampf der Randgruppen begegnet deutlichen Schwierigkeiten.<br />

Neue gemeinsame Strategien der aktiven sozialen Bewegungen und<br />

„Nicht-Bewegungen“ sind erforderlich. Gesellschaftsformen, die gekennzeichnet sind<br />

durch Ausgrenzung, Gewalt, Konformismus, wachsende gegenseitige Kontrolle,<br />

Mangel an Kreativität dürfen nicht weiter gestärkt werden. Tägliche Utopie ist heute<br />

gefordert zum Überleben.<br />

Alle Gesellschaften sind einem ständigen Wandel unterworfen, nicht nur die, die sich<br />

auf dem Wege zur Demokratie befinden. Profit, erwirtschaftet durch Finanz-<br />

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