Volltext - Deutsches Institut für Erwachsenenbildung
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gesellschaft“ wieder auf. Das umgestaltete neue Hochschulwesen – und damit jedes<br />
seiner Elemente (Universitäten) als Bestandteile, als von den Massen in Anspruch<br />
genommene, zunehmend „offene“ Einrichtungen – ist Teil dieser Entwicklung.<br />
Die Universitäten bieten die Möglichkeit von Fern- oder Teilzeitstudium, der Ausbildung<br />
mit selbstbestimmtem Studieninhalt oder Tempo; sie unterhalten Partnerschaften<br />
mit einer Vielzahl anderer Organisationen auf lokaler Ebene, im Ausland, im<br />
Bildungsbereich oder in der Geschäftswelt etc. Die Universität ist „älter“ geworden,<br />
insbesondere was ihre Studentenschaft angeht – sie ist „erwachsen“ geworden und<br />
hat den Weg in die „weite Welt“ gefunden.<br />
Vor allem aber ist die gesamte Atmosphäre der Universität heute ganz anders, als sie<br />
die älteren Absolventen aus ihrer Studienzeit in angenehmer Erinnerung haben. Die<br />
Kontakte mit den Lehrkräften und die Nutzung anderer Ressourcen haben stark abgenommen.<br />
Die meisten Universitäten sind wesentlich internationaler geworden, was<br />
die Studentenschaft und möglicherweise auch die Studienpläne angeht: „Die internationale<br />
Rolle einer Universität ist heute ein dominierender Trend und keine Randerscheinung<br />
mehr, und das zeigt sich in ihrer besonderen Erwähnung in der Darlegung<br />
der Aufgabenstellung der Universität, in der Beteiligung von Management-Spitzenkräften<br />
an der Festlegung der Zielbestimmung ... “ (Back/Davies 1995, S. 31). Anschließend<br />
zitieren diese beiden Autoren die jüngste Beobachtung der UNESCO,<br />
daß das Hochschulwesen <strong>für</strong> viele Länder ein wichtiger Exportsektor ist und daß die<br />
Hauptnutznießer hiervon die Hochschuleinrichtungen in den Industriestaaten sind.<br />
Die Internationalisierung des Hochschulwesens könnte die „neue Universität“ mit der<br />
internationalen <strong>Erwachsenenbildung</strong>sbewegung auf einen Nenner bringen; doch als<br />
Geschäftszweig scheint sie jene ausbeuterische, neokolonialistische Nord-Süd-Beziehung<br />
zu verstärken, die die <strong>Erwachsenenbildung</strong> so sehr ablehnt. Die Mehrzahl<br />
der internationalen Studenten sind junge – zumeist aufgrund von familiärer Herkunft<br />
privilegierte – Menschen, während Erwachsene vorwiegend eher örtliche Bildungseinrichtungen<br />
bevorzugen. Es ist daher keineswegs klar, daß die Internationalisierung<br />
des Hochschulwesens die Harmonisierung der <strong>Erwachsenenbildung</strong> mit der<br />
Hochschulbildung fördert, wenn auch der rapide Fortschritt in Richtung Lernen und<br />
Lehren mit Internet-Superautobahnen den Zugang privilegierter, wirtschaftlich besser<br />
gestellter Erwachsener zu Ausbildungsangeboten vielleicht überall ermöglichen<br />
wird. Die Aussichten, daß durch Internationalisierung und neue Informationstechnologien<br />
eine Chancengleichheit <strong>für</strong> benachteiligte Erwachsene erreicht wird,<br />
sind auf den ersten Blick nicht sehr vielversprechend.<br />
Eine in der <strong>Erwachsenenbildung</strong> allgemein akzeptierte Wertvorstellung ist die<br />
partizipatorische Demokratie – sowohl bei der Unterrichts- und Lehrplangestaltung<br />
als auch bei der Festlegung von Aufgabenstellung und genereller sozialer Zielsetzung.<br />
Die Zunahme von Größe, Kosten und Komplexität von Hochschulsystemen<br />
fördert Managertum, Bürokratismus und Qualitätsdenken, die außerdem die Leitung<br />
der Lehranstalt <strong>für</strong> erwachsene Studierende in weitere Ferne rücken und weniger<br />
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