Volltext - Deutsches Institut für Erwachsenenbildung
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James C. M. Shute/J. Kila Reimer<br />
Entwicklungspolitische Bildungsarbeit in Industrieländern:<br />
Typologie und Ansätze<br />
Entwicklungspolitische Bildungsarbeit in Kanada<br />
Entwicklungspolitische Bildung (epB) ist ein ungenauer Begriff, der sich auf Bildungsprogramme<br />
in den Industrieländern bezieht, in denen die internationale Entwicklung<br />
thematisiert wird. Formale epB bezieht sich auf das, was in den Schulen unterrichtet<br />
wird, wohingegen alle anderen epB-Programme als nicht-formale zu betrachten<br />
sind. Innerhalb dieser beiden Typen von epB gibt es wenigstens drei voneinander<br />
unterscheidbare Tätigkeitsfelder: Informations-, Bildungs- und Lobbyarbeit (vgl.<br />
Brodhead u.a. 1987, CCIC 1988). Nicht-formale epB schien zunächst einen Beitrag<br />
zur Reduktion von Armut in Entwicklungsländern leisten zu können (vgl. Christie<br />
1983); seither hat sie sich dahingehend verändert, daß sie auch vergleichbare Erscheinungen<br />
in Kanada und anderen Industrieländern aufgreift. Die Inhalte der epB<br />
haben sich darüber hinaus auf die Analyse der Ursachen von Armut, die Sorge um<br />
Gerechtigkeit und strukturelle Änderungsprozesse verlagert.<br />
Die Entstehung der nicht-formalen entwicklungspolitischen Bildungsarbeit in Kanada<br />
läßt sich auf die späten 60er Jahre datieren, als viele Entwicklungsinstitutionen<br />
daran arbeiteten, öffentliche Bildungsprogramme zu initiieren; dies läßt sich zum<br />
großen Teil auf den Einfluß der aus den Entwicklungsländern rückkehrenden Entwicklungshelfer<br />
zurückführen (vgl. ebd.). Mehr als 200 Nichtregierungsorganisationen<br />
in Kanada haben sich mit epB befaßt. Diese Organisationen können religiösen,<br />
weltlichen, lokalen oder nationalen Ursprungs sein, selber Projekte in den<br />
Entwicklungsländern durchführen oder auch nicht, den Arbeitsschwerpunkt auf eine<br />
Region oder ein entwicklungspolitisches Thema legen und formale oder nicht-formale<br />
Bildungsansätze anwenden. Zusätzlich zu diesen Initiativen einzelner Einrichtungen<br />
gibt es verschiedene größere Arbeitsgemeinschaften oder Dachverbände, die<br />
sich in unterschiedlichen Teilbereichen der entwicklungspolitischen Bildung engagieren.<br />
Sämtliche Bildungsstrategien machen – explizit oder implizit – jeweils spezifische<br />
Annahmen hinsichtlich der Lernenden und der intendierten Resultate des Lernprozesses.<br />
Die Typologie, die wir in diesem Beitrag herausarbeiten, erlaubt eine systematische<br />
Bewertung dieser verschiedenen Strategien. Obwohl die Anwendung einer<br />
besonderen epB-Strategie keine Garantie da<strong>für</strong> ist, daß bestimmte Resultate<br />
erreicht werden, so scheint es doch sicher, daß einige dieser Strategien eher Erfolge<br />
erzielen als andere.<br />
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