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Volltext - Deutsches Institut für Erwachsenenbildung

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lung ihres Beitrags dazu hatten. Männliche Wirtschaftswissenschaftler haben festgelegt,<br />

was Arbeit ist und was von Wert ist, und nach ihrer Definition ist die Arbeit, die<br />

Frauen leisten, weder Arbeit noch wertvoll. Sogar unsere Sprachen sind patriarchalisch.<br />

Nach verschiedenen Analysen der heutigen Text- und Lehrbücher <strong>für</strong> Alphabetisierungsprogramme<br />

von Frauen ist man zu dem Schluß gekommen, daß sogar sie<br />

sexistisch und voreingenommen sind, daß sie patriarchalische Vorstellungen aufrechterhalten<br />

und daß sie daher schließlich die Frauen domestizieren, anstatt sie zu<br />

emanzipieren.<br />

Diese Art männlichen Wissens läßt Wissen, das auf Erfahrung basiert, unberücksichtigt.<br />

Nur Bücherwissen und akademische Grade gelten als wertvoll, angesehen<br />

und relevant. Darum werden Frauen, die auf der ganzen Welt Erziehungsarbeit leisten,<br />

nicht als Erzieherinnen angesehen; Frauen, die Menschen pflegen und behandeln,<br />

nicht als Heilkundige; Frauen, die 60% der landwirtschaftlichen Leistungen<br />

erbringen, nicht als Landwirtinnen, sie sind Frauen von Landwirten.<br />

Diese Art männlichen Wissens hat den Frauen Unrecht getan, indem es Frauenwissen<br />

außer acht ließ, den Beitrag der Frauen verdrängte, indem es Frauen als<br />

untergeordnet zunächst definierte und schließlich tatsächlich dazu machte. Solche<br />

Bildungs- und Wissenssysteme sind <strong>für</strong> das Entstehen einer starken patriarchalischen<br />

Ideologie verantwortlich. Sie konnten und können Frauen nur domestizieren<br />

und sie nicht emanzipieren. Aber schlimmer noch ist die Tatsache, daß Wissen, das<br />

auf den Erfahrungen der Hälfte der Menschheit beruht, selbst nur halbwahr, halbgültig<br />

und unzulänglich sein soll. Dies ist offensichtlich nicht die Art von Bildung, die<br />

bei der Emanzipation von Frauen hilfreich sein kann.<br />

Die aufregendste und revolutionärste Veränderung, die es in jüngerer Zeit gegeben<br />

hat, ist die Tatsache, daß eine ansehnliche Zahl von Frauen damit begonnen hat,<br />

Wissen zu erwerben. Während der letzten 150 Jahre wurden Frauen ausgebildet und<br />

begannen damit, patriarchalisches Wissen zu erforschen und in Frage zu stellen.<br />

Historikerinnen stellen nun die männliche Geschichte in Frage, Theologinnen beginnen,<br />

männliche Religionen und Religionswissenschaften anzuzweifeln. Dasselbe<br />

wird von Soziologinnen, Anthropologinnen, Ärztinnen, Rechtsanwältinnen, Erziehungswissenschaftlerinnen<br />

und Erwachsenenbildnerinnen usw. auf ihren jeweiligen<br />

Fachgebieten unternommen.<br />

Frauen untersuchen Textbücher, Lehrbücher usw., um sexistische Tendenzen zu<br />

entfernen, sie prüfen Hochschulen und Universitäten, um sexistische Strömungen<br />

zu erkennen, Frauen sehen sich Nicht-Regierungsorganisationen an und kommen<br />

zu der Erkenntnis, daß die meisten Nicht-Regierungsorganisationen männerdominiert<br />

sind, sie erfahren und analysieren den Umstand, daß auch Genossinnen<br />

in linken Parteien und Gewerkschaften Patriarchinnen sein können.<br />

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