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Volltext - Deutsches Institut für Erwachsenenbildung

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3.2 Formalisierte Bildung und formalisiertes Wissen haben Frauen unterdrückt<br />

und entmachtet<br />

Zu Beginn der Menschheitsgeschichte erwarben sowohl Männer als auch Frauen<br />

Wissen. Feministische und auch andere AnthropologInnen haben aufgezeigt, daß<br />

Frauen die Landwirtschaft eingeführt und bestimmte Handwerke erfunden haben,<br />

Frauen waren die ersten Heilkundigen; sie entwickelten die Medizin.<br />

Doch während der letzten Jahrhunderte, als der Erwerb von Wissen zu einer separaten<br />

und formalisierten Angelegenheit wurde, übernahmen Männer der begüterten<br />

Klassen fast die gesamte Kontrolle darüber. Lernen, Bildung und der Erwerb von<br />

Wissen wurden zum exklusiven Privileg der Männer der Oberklasse (und Oberkaste).<br />

Darüber hinaus gab es eine Vorherrschaft westlicher Wissenschaft und<br />

westlichen Wissens über die Wissenschafts- und Wissenssysteme anderer Kulturen.<br />

Sogenannte gelehrte Männer schufen formalisierte, organisierte, moderne Religionen,<br />

die das weibliche Herrschaftsprinzip abschafften, Göttinnen absetzten und<br />

da<strong>für</strong> männliche Götter und religiöse Männerhierarchien einführten. In der neuen<br />

Weltordnung spielten Frauen bei der Definition von Religion keine Rolle. Darum sind<br />

alle modernen Religionen patriarchalisch. Sie haben Frauen von religiöser Einflußnahme<br />

ausgeschlossen.<br />

Männliche geistliche Oberhäupter definierten Ethik, Moral und Gesetz. Sie definierten<br />

die Stellung, Rollen und Aufgaben <strong>für</strong> Männer und Frauen; sie definierten Männlichkeit<br />

und Weiblichkeit. Bis heute basieren die meisten Persönlichkeitsrechte auf<br />

religiösen Rechten und sind daher voll von zweierlei Maß und Ungerechtigkeiten<br />

gegenüber Frauen.<br />

Seitdem Bildung und Religionen eng miteinander verknüpft worden waren, waren<br />

Frauen auch systematisch von Bildung ausgeschlossen. Einige hinduistische Texte<br />

sagen, man solle geschmolzenes Wachs in die Ohren derjenigen Frauen und Männer<br />

der unteren Kasten gießen, die es wagten, den Veden oder religiösen Traktaten<br />

zuzuhören. So erstaunt es nicht, daß sogar heutzutage 75% aller Menschen auf der<br />

Welt, die weder lesen noch schreiben können, Frauen sind. In Südasien stehen die<br />

Mädchen und Frauen den Jungen und Männern, was die Alphabetisierung und alle<br />

bildungspolitischen Errungenschaften angeht, nach.<br />

Weil die Männer der priviligierten Klassen (und Kasten) die ausschließliche Kontrolle<br />

über den Erwerb von Wissen hatten, hatten sie die Macht zu definieren. Männliche<br />

Ärzte haben den weiblichen Körper und Frauenkrankheiten beschrieben. Männliche<br />

Psychologen haben uns erklärt, was weibliche Psychologie ist. Männliche Historiker<br />

schrieben eine Geschichte aus männlicher Sicht und ließen die weibliche dabei total<br />

außer acht mit dem Ergebnis, daß Frauen weder eine Geschichte noch eine Vorstel-<br />

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