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Volltext - Deutsches Institut für Erwachsenenbildung

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Möglichkeit auf Teilzeitbasis und/oder in einem Fernstudium und häufig aufbauend<br />

auf einer beruflichen Tätigkeit – zur Erlangung einer besseren Qualifikation. In der<br />

Universität Warwick in England zum Beispiel waren 1993/94 schätzungsweise<br />

20.000 der insgesamt 28.500 eingeschriebenen Studierenden Erwachsene.<br />

In Gesellschaften wie der britischen ist die <strong>Erwachsenenbildung</strong> in starkem Maße<br />

in Universitäten und andere Einrichtungen des formellen Bildungssystems „eingezogen“,<br />

wo sie nunmehr eine bedeutende Rolle spielt. Die <strong>Erwachsenenbildung</strong> ist<br />

„mündig geworden“ und hat „ihre Mehrheit erlangt“; sie ist keine ausgegrenzte, marginale<br />

Kraft mehr, die häufig in Opposition zur etablierten Universität stand. Im Zeitalter<br />

lebenslangen Lernens haben heute viele Erwachsene Zugang zu den einstmals<br />

verschlossenen heiligen Hallen gefunden. Ist die Ära der „Lerngesellschaft“ angebrochen?<br />

Können altmodische entwicklungsorientierte Erwachsenenbildner jetzt<br />

den Sieg im Kampf um die dominierende Rolle im Hochschulbereich feiern und sich<br />

zur Ruhe setzen, da ihre Studierenden nun die Mehrheit der gesamten Studentenschaft<br />

des neuen Hochschulwesens bilden?<br />

Eine solche Feier wäre vielleicht verfrüht. Denn wir müssen fragen, welche Erwachsene<br />

heute in die Universitäten kommen und warum. Bevor ich versuche, diesen<br />

Zustrom Erwachsener zum neuen Massenhochschulsystem zu beleuchten, möchte<br />

ich die Tradition der <strong>Erwachsenenbildung</strong> darlegen.<br />

2. <strong>Erwachsenenbildung</strong>, Demokratie, Partizipation<br />

Es gibt viele Traditionen der <strong>Erwachsenenbildung</strong>, ebenso wie es viele Universitätstraditionen<br />

und Ursprünge verschiedener „Ideen einer Universität“ gibt; die Vielfalt<br />

der Praxis der <strong>Erwachsenenbildung</strong> innerhalb einzelner Länder und im Vergleich von<br />

Land zu Land ist noch größer. Dennoch liegt insbesondere auf der Ebene von internationalen<br />

Treffen, Literatur und Gedankenaustausch hinsichtlich Wert- und Zielbestimmung<br />

eine generelle Betonung auf einer <strong>Erwachsenenbildung</strong> <strong>für</strong> die Entwicklung,<br />

die oft als „authentisch“ oder „<strong>für</strong> den Menschen bestimmt“, im Gegensatz zu<br />

auf rein wirtschaftliches Wachstum ausgerichtet, charakterisiert wird.<br />

Von der Basis kommende Entwicklung wird in Kontrast gestellt mit und favorisiert<br />

gegenüber der „Trickle down-Theorie“. Das Präfix „radikal“ ist beliebt. Die <strong>Erwachsenenbildung</strong><br />

ist mißtrauisch gegenüber einer Modernisierung, wo diese die Form<br />

von Neokolonialismus anzunehmen scheint; sie lehnt Abhängigkeit ab und legt großen<br />

Wert auf die Teilhabe an der Macht; sie erstrebt Reziprozität in den Nord-Süd-<br />

Beziehungen anstelle einer Geber-Empfänger-Beziehung. Der Internationale Rat <strong>für</strong><br />

<strong>Erwachsenenbildung</strong> (ICAE) befaßt sich insbesondere mit den Bedürfnissen der<br />

„Ärmsten der Armen“. Die <strong>Erwachsenenbildung</strong> ist somit eindeutig lokalisiert und mit<br />

einer globalen Politischen Ökonomie identifizierbar. Die gleichen Wert- und Zielvorstellungen<br />

finden auch in der „radikalen <strong>Erwachsenenbildung</strong>“ Ausdruck, wie sie<br />

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