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Volltext - Deutsches Institut für Erwachsenenbildung

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end sich das Dritte-Welt-Gesamtangebot seit 1976 mehr als verdoppelt hat, sind<br />

die Angebote zu reinen Entwicklungsthemen in dieser Zeit im Anteil auf ein Drittel<br />

geschrumpft. Die Ausfallquote von ca. 30% in dieser Sparte liegt deutlich über der<br />

Durchschnittsquote aller Dritte-Welt-Angebote von 18%. D.h., die Bereitschaft, sich<br />

mit rein entwicklungspolitischen Fragen in institutionalisierten Angeboten zu beschäftigen,<br />

ist gering und hat abgenommen. Die Abbildung 1 gibt die Verteilung der<br />

Themenbereiche an deutschen Volkshochschulen 1990 wieder, wobei die Dominanz<br />

von kulturell und länderkundlich ausgerichteten Angeboten deutlich wird. Lehrplananalysen<br />

anderer Einrichtungen zu diesem Thema sind uns nicht bekannt. Wir vermuten<br />

ein in der Tendenz ähnliches Ergebnis. Die Begründung da<strong>für</strong> ist eigentlich<br />

trivial: Die Gruppe derjenigen, die beruflich eine entwicklungspolitische Weiterbildung<br />

benötigen, ist klein. „Reine“ entwicklungspolitische Themen haben einen nur<br />

entfernten Alltagsbezug.<br />

Die Konsequenz aus dieser Lage hat das <strong>Institut</strong> <strong>für</strong> Internationale Zusammenarbeit<br />

(IIZ) in seinen <strong>Erwachsenenbildung</strong>skonzepten zu Problemen von Drittweltländern<br />

gezogen, indem es entwicklungspolitische Inhalte auf Konkretes, Alltagsbezogenes<br />

„herunterbrach“ (IIZ Jahresbericht 1994). In Angeboten vom Typ „Wie<br />

töpfern, weben und kochen andere Kulturen?“ kann unter sachverständiger Anleitung<br />

etwas hergestellt bzw. nachgemacht werden, mit dessen Hilfe ein Verständnis<br />

<strong>für</strong> das Andere der Kultur, aus der die Techniken stammen, entstehen kann und das<br />

als Ausgangspunkt <strong>für</strong> weitere Fragestellungen zur Kultur, Geschichte und schließlich<br />

zur Entwicklung der Ursprungsländer dient. Der Nachteil dieses Ansatzes im<br />

Kontext entwicklungspolitischer Fragestellungen besteht u.E. darin, daß das bindende<br />

Interesse sich mehr auf das bezieht, was einen Zustand repräsentiert, sei es der<br />

Stand der Alltagstechniken oder der verschiedenen Kulturformen. Überlegungen zu<br />

Veränderungen, d.h. Fragen nach Art und Richtung von Entwicklungen, geraten<br />

unter allein kulturorientierter Perspektive leicht aus dem Blickfeld. Aufgrund einer<br />

negativen Bewertung des Verlustes alter Handwerkstechniken werden moderne<br />

Veränderungen mit Mißtrauen betrachtet. Aus westeuropäischer Sicht ist der Tonkrug<br />

edel und der Plastikeimer abscheulich – aus afrikanischer Sicht kann das allerdings<br />

anders gesehen werden. Einen Plastikeimer als sinnvoll anzusehen, nachdem<br />

man sich einfühlsam um das Tontöpfern bemüht hat, ist ein schwieriges Problem,<br />

das KursleiterInnen in der Regel wohl dadurch umgehen, daß sie Fragen der<br />

Weiterentwicklung nicht zum Gegenstand ihrer Kursarbeit machen.<br />

Entwicklungsdebatte in Deutschland<br />

Die Gegenposition besteht darin, die Entwicklung in Richtung des Standards der<br />

westlichen Welt als unhinterfragt positiv und gewissermaßen selbstverständlich anzusehen.<br />

Diese zumindest früher weit verbreitete Auffassung wurde schon im Begriff<br />

„Entwicklungsländer“ oder noch krasser im Bilde von den „unterentwickelten“<br />

Ländern festgeschrieben. In Volkshochschul- und anderen Bildungsangeboten zum<br />

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