Volltext - Deutsches Institut für Erwachsenenbildung
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gewählt, die aus den ehemaligen kommunistischen Parteien hervorgegangen sind.<br />
Angesichts der unvollständigen Informationen (die so lange nicht vervollständigt<br />
werden können, bis nicht einige Fragen hinsichtlich der Struktur geklärt sind, die<br />
notwendigen Gesetze verabschiedet und marktwirtschaftliche Regeln ausgebildet<br />
werden) wächst der Widerstand gegen das Neue. Die Menschen sind stark verunsichert;<br />
von diesem Zustand aus ist es nur noch ein kleiner Schritt hin zu destruktivem<br />
Verhalten.<br />
Die Suche nach Auswegen und Lösungsmöglichkeiten ist nicht einfach. Die <strong>Erwachsenenbildung</strong><br />
kann hierbei eine wichtige Rolle spielen. Es ist daher von Interesse,<br />
– wie die einzelnen Länder mit <strong>Erwachsenenbildung</strong> umgehen und wie sie sie durch<br />
bildungspolitische Maßnahme stärken;<br />
– wie die Länder den Problemstellungen der politischen Bildung gegenüberstehen<br />
und wie sie Aktivitäten in diesem Bereich der <strong>Erwachsenenbildung</strong> anregen.<br />
Alle Länder Mittel-und Osteuropas mußten sich nach dem Zweiten Weltkrieg dem<br />
sowjetischen Bildungsmodell unterordnen, ohne Rücksicht auf frühere Traditionen<br />
und Entwicklungen in der <strong>Erwachsenenbildung</strong>. Das sowjetische Modell setzte die<br />
Schwerpunkte auf bestimmte Bereiche und Inhalte, die in Übereinstimmung mit<br />
politischen und ideologischen Kriterien ausgewählt wurden.<br />
Das ist das Erbe, mit dem die betreffenden Länder in die postkommunistische Ära eintreten.<br />
Die meisten Staaten sehen heute <strong>Erwachsenenbildung</strong> als Kind und Relikt des<br />
Kommunismus an und unterstützen sie deshalb auch nicht. Die Regierungen sehen<br />
den Nutzen der <strong>Erwachsenenbildung</strong> nicht bzw. wollen ihn gar nicht sehen (vgl. Kulich<br />
1994). Die wirtschaftlichen Bedingungen sind überall kritisch; das macht sich besonders<br />
bemerkbar in der Abnahme der öffentlichen Förderung von Bildung, von der letztendlich<br />
die <strong>Erwachsenenbildung</strong> wiederum nur einen besonders geringen Teil erhält.<br />
Dieser Bereich wird dem Wirken der Marktgesetze überlassen. Deswegen sind die<br />
Programme am erfolgreichsten, die individuelle Interessen (Fremdsprachen, EDV,<br />
Betriebswirtschaft) oder wirtschaftliche Interessen (Geschäftsleute, Manager) ansprechen.<br />
Nur wenn dadurch soziale Konflikte vermieden werden können (Programme<br />
zur Bekämpfung von Arbeitslosigkeit), muß der Staat diese Programme finanzieren.<br />
<strong>Erwachsenenbildung</strong> erhält also nicht mehr automatisch die Unterstützung des<br />
Staates, und ebenso wenig kann sie mit breiter Unterstützung von Unternehmen und<br />
Wirtschaft rechnen. Folge sind sinkende Teilnehmerzahlen an Programmen der allgemeinen<br />
Weiterbildung und zum Nachholen von Schulabschlüssen, es gibt keine ausreichende<br />
Förderung <strong>für</strong> politische Bildung usw. Diese Situation ist treffend damit beschrieben,<br />
daß „der Bildungsbereich <strong>für</strong> die neue demokratische Regierung zu den<br />
unteren Prioritäten zählt und die <strong>Erwachsenenbildung</strong> innerhalb des gesamten<br />
Bildungssektors an letzter Stelle steht“ (Basel 1992, S. 57). Das ist gerade <strong>für</strong> die Länder<br />
kennzeichnend, in denen die <strong>Erwachsenenbildung</strong> weiter entwickelt war (Tschechische<br />
Republik, Ungarn, Polen). Dahingegen ist die Situation z.B. in den Baltischen<br />
Staaten und Slowenien besser, wo neue soziale Gegebenheiten (Staatsgründung,<br />
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