Volltext - Deutsches Institut für Erwachsenenbildung
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Jorge Osorio V.<br />
<strong>Erwachsenenbildung</strong> und Entwicklungsanforderungen<br />
in Lateinamerika<br />
1. Allgemeiner interpretatorischer Rahmen<br />
Das Verhältnis von <strong>Erwachsenenbildung</strong> und Entwicklung ist in den letzten Jahren<br />
in Lateinamerika vor dem Hintergrund tiefgreifender politischer und strategischer<br />
Veränderungen erörtert worden. Die <strong>Erwachsenenbildung</strong> wurde in ihren Bestimmungen<br />
und Orientierungen sehr stark durch die vielfältigen politischen, sozialen<br />
und wirtschaftlichen Prozesse der Region beeinflußt (vgl. Rivero 1993, S. 120). Die<br />
jüngsten Studien (Picón 1990, Palma 1994) und unsere eigenen Beobachtungen beweisen,<br />
daß die <strong>Erwachsenenbildung</strong> die innovativste, heterogenste und am unmittelbarsten<br />
mit den sozialen und politischen Veränderungen verknüpfbare Bildungsform<br />
ist (vgl. Rivero 1993, S. 121).<br />
Insoweit diese Situation die Schaffung eines integrierten, landesweiten <strong>Erwachsenenbildung</strong>ssystems<br />
beeinträchtigt, könnte sie negativ eingeschätzt werden. Tatsächlich<br />
ist aber gerade die enorme Vielfalt von Formen, Methodik und Teilnehmerkreisen<br />
die größte Stärke der <strong>Erwachsenenbildung</strong>.<br />
Die vielgestaltige Dynamik der <strong>Erwachsenenbildung</strong> zielte mit aktiven und<br />
partizipativen Methoden auf die Verbesserung der sozialen und politischen Kompetenzen<br />
sowie der Bildungsmöglichkeiten der einfachen und marginalisierten<br />
Bevölkerungsteile unserer Länder.<br />
Dieser Entwicklungsprozeß der <strong>Erwachsenenbildung</strong> geht einher mit der Ausarbeitung<br />
neuer Ansätze in Pädagogik und Forschung, die sowohl bei den öffentlichen<br />
Trägern als auch bei den privaten <strong>Erwachsenenbildung</strong>szentren in pädagogische<br />
Praxis umgesetzt wurden.<br />
Ein Schwerpunkt der <strong>Erwachsenenbildung</strong> der letzten zwanzig Jahre war die Entwicklung<br />
von Bildungsstrategien und -maßnahmen im Kampf gegen die Armut, insbesondere<br />
im Bereich der regierungsunabhängigen Organisationen (NGOs). Diese<br />
Maßnahmen wurden im Rahmen weitergreifender sozialer und pädagogischer Initiativen<br />
durchgeführt, die auf die Stärkung von Basisorganisationen, von Bürgerbewegungen,<br />
von wirtschaftlichen Bedingungen und der örtlichen Entwicklung von<br />
ländlichen und städtischen Gemeinden abzielten. Die <strong>Erwachsenenbildung</strong> hat in<br />
diesem Zusammenhang sehr erfolgreich auf die konkreten Bedürfnisse der benachteiligten<br />
Schichten, nämlich Alphabetisierung, berufsorientierte Ausbildung, gemeinschaftlich<br />
organisierte Gesundheitsversorgung, Menschenrechte, Mitwirkung der<br />
Frau u.a.m., eingehen können.<br />
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