Volltext - Deutsches Institut für Erwachsenenbildung
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lautet: Für diesen Ansatz sind drei Dinge – in dieser Reihenfolge – erforderlich: Zeit,<br />
Zeit und Zeit. Männer und Frauen, Erwachsene, brauchen Zeit, um diese neue Lernerfahrung<br />
zu verarbeiten, um Unterricht zu gestalten und das praktische Unterrichten<br />
einzuüben, um über das erhaltene Feedback nachzudenken, um ans „Reißbrett“<br />
zurückzugehen und erneut zu gestalten und zu unterrichten. Sie brauchen Zeit, um<br />
aus den kleinen Gruppen Arbeitsgruppen zu machen und um die Freundschaften,<br />
die hieraus entstehen, zu pflegen.<br />
Bei der Unterrichtsgestaltung und beim praktischen Unterrichten wird paarweise<br />
gearbeitet, wobei die Männer und Frauen ihre Partner und ihre Lehrinhalte selber<br />
auswählen. Das bekräftigt ihren Status als Subjekte, als Entscheidungsträger in ihrem<br />
eigenen Lernprozeß. Sie unterrichten die anderen Teilnehmer im Raum auf<br />
gleichberechtigter Basis, ohne irgendwelche anderen Rollen zu spielen. Sie erarbeiten<br />
<strong>für</strong> ihre gleichberechtigten „Schüler“ eine ehrliche Einschätzung von Lernbedürfnissen<br />
und Fähigkeiten. Dieser Bezug zur Realität – die Vermittlung realer<br />
Lehrinhalte an reale Menschen, die sie brauchen und sich aneignen wollen – verstärkt<br />
die Glaubwürdigkeit und die Herausforderungen des praktischen Unterrichts.<br />
Wir nehmen alle Unterrichtseinheiten und alle Feedback-Sitzungen auf Video auf,<br />
so daß die Teams ihre Leistung überprüfen können, bevor sie mit der Gestaltung der<br />
zweiten Unterrichtseinheit beginnen.<br />
Den Abschluß bildet die Erarbeitung einer kognitiven Synthese, <strong>für</strong> die neue Teams<br />
zusammengestellt werden. Dieser Fragenkatalog zu den gesamten Lehrinhalten der<br />
abgelaufenen Woche ist nicht als Test gedacht. Er soll bei den Teilnehmern zum einen<br />
das Erkennen ihres neuen Wissensstands und zum anderen eine Reflexion in<br />
kleinen Gruppen über den Sinn des Gelernten auslösen. Wie wissen sie, daß sie<br />
wissen? Nicht durch das Beantworten einer Frage, sondern durch die Tatsache, daß<br />
sie das Gelernte gerade praktiziert haben, daß sie zweimal eine Unterrichtseinheit<br />
gestaltet und praktischen Unterricht gegeben haben. Das Selbstbewußtsein der<br />
Erwachsenenbildner in diesen Kursen steigt, was sich in ihren herausfordernden<br />
Fragen, ihrem ungezwungenen Lachen und der Lockerheit des Umgangs miteinander<br />
und mit sich selber zeigt.<br />
Paulo Freire hat einmal in einem Gespräch gesagt: „Nur der Student kann den Augenblick<br />
des Todes des ‚Professors‘ bestimmen“. Diesen Augenblick habe ich in allen<br />
meinen Kursen erlebt.<br />
Die sieben Planungsschritte<br />
Wer? Warum? Wann? Wo? Wo<strong>für</strong>? Was? Wie? Bei der Konzipierung eines Kurses<br />
<strong>für</strong> die <strong>Erwachsenenbildung</strong> sind diese sieben Planungsschritte von großer Hilfe. Als<br />
erstes machen wir uns klar, WER die Lernenden sind. Eine Vorstellung von den erwachsenen<br />
Lernenden – mit so vielen Informationen, wie wir zusammentragen kön-<br />
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