Volltext - Deutsches Institut für Erwachsenenbildung

ungsfragen kundig machen. Die Entdeckung der Seminare als ein Ort zum Austausch
und zur Reflexion persönlicher wie kommunaler Probleme hat z.B. die
Nahuat-Frauen im Bundesstaat Veracruz erstmals zur Teilnahme an Wahlen motiviert.
Langsamer verläuft dieser Bewußtseinsprozeß bei den Huichol- und Zapoteken-
Frauen. Die Ursache läßt sich vermutlich ihrer jeweiligen Stellung innerhalb ihrer
Kultur zuordnen. Während die zapotekische Frau ihre starke Stellung aus ihrer enormen
Arbeitskraft definiert und verinnerlicht hat, wird die Huichol-Frau in ihrer indianischen
Weltanschauung dem Mann untergeordnet und als Verantwortliche für das
Haus und die Vorbereitung der Feste betrachtet. Kommerzialisierungs- und
Organisationsprobleme in dem Produktivprojekt der handbestickten Huipiles und der
Tortillaproduktion zweier zapotekischer Frauengruppen haben die Anfrage nach einem
speziellen Seminar zu Beginn 1995 veranlaßt.
Die Frage der Situation der Frauen in ihren jeweiligen Gesellschaften kann nicht
nachhaltig aufgegriffen werden, ohne die Männer in die Reflexionsprozesse einzubeziehen.
Beispielhaft sensibilisiert hier der Projektpartner Asociación Jaliscense de
Apoyo a Grupos Indígenas – AJAGI die in den oben beschriebenen Projekten tätigen
Männer. Als erster Erfolg läßt sich verzeichnen, daß Frauen jetzt gemeinsam
mit ihren Männern an den „Ranchos ecológicos“ aktiv mitwirken können, in denen
für den Markt Obst und Gemüse angebaut, Farbläuse gezüchtet und Honig gewonnen
wird. Die in Zautla/Projekt CESDER arbeitende Gemeinschaftsküche ist für die
Region der Nahuats im Bundesstaat Puebla ein beispielhaftes Projekt zum Erlernen
alternativer Ernährung geworden, welches auch durch Verkauf der Gerichte zur
Verbesserung des Einkommens beiträgt. In weiteren 14 Dorfgemeinschaften dieser
Region wird mit den Frauen im Bereich Gemüseanbau, Hühnerzucht und Herstellung
von Nahrungsmittelprodukten gearbeitet, die von speziellen Gesundheitsseminaren
begleitet werden. Auch hier hat die Stärkung der Selbsthilfe direkte und
indirekte Wirkungen für die Armutsbekämpfung.
Immer wieder wird deutlich, daß die Rolle der Frau durch ihre aktive Beteiligung an
Wirtschaftsprozessen, so bescheiden sie auch immer strukturiert sein mögen, neue
Wertigkeit gewinnt. Hier neue Optionen zu erarbeiten, ohne die Männer in ihrem
Stellenwert in Familie und Gemeinschaft so drastisch in Frage zu stellen, daß neue
irrationale Konfrontationen aufgebaut werden, ist die Schwierigkeit, aber auch die
Herausforderung in der Arbeit mit indianischen Frauen.
3.3.6 Entwicklungspolitische Bildungsarbeit im Volkshochschulbereich in
Deutschland
Erfolgreiche Entwicklungsprojekte in den Ländern der Dritten Welt sollen nachhaltig
die Lebenssituation von benachteiligten Bevölkerungsgruppen, vordringlich als
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