Volltext - Deutsches Institut für Erwachsenenbildung
Volltext - Deutsches Institut für Erwachsenenbildung
Volltext - Deutsches Institut für Erwachsenenbildung
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
chen Kompetenzen Menschen dazu befähigt werden, unabhängig und wirtschaftlich<br />
korrekt zu handeln?<br />
An Demokratisierungsprozessen und der Gestaltung einer zivilen Gesellschaft müssen<br />
alle Menschen teilnehmen, wenn wir wirklich radikal mit der gesellschaftlichen<br />
Erneuerung beginnen wollen. Mit Blick auf diese Forderung stellen wir fest, daß nicht<br />
einmal <strong>für</strong> einen kleinen Prozentsatz der Bürger gründliche politische Bildung angeboten<br />
wird.<br />
Die Bevölkerung ist im Konflikt mit sich selbst. Bei der Aufrechterhaltung und Verschärfung<br />
von Konflikten werden sie durch Gesellschaft und Tagespolitik bestärkt.<br />
Fast alle Forschungen zur Bildungsnachfrage und Teilnehmermotivation in den Übergangsländern<br />
(Weißrußland, Tschechische Republik, Litauen und Polen) zeigen,<br />
daß die Menschen ihre Bedürfnisse <strong>für</strong> die persönliche Weiterentwicklung und<br />
Selbstverwirklichung zum Ausdruck bringen. Im Laufe der Realisierung dieser Bedürfnisse<br />
stoßen sie jedoch auf wirtschaftliche Zwänge, die ihre wirklichen Lebensumstände<br />
bestimmen, und in zunehmendem Maße auch auf von der Gesellschaft<br />
vorgegebene Orientierungen wie Management, internationaler wirtschaftlicher Erfolg,<br />
Banken, Finanzen, Geschäftserfolg und im Bildungsbereich die Aneignung<br />
angemessener Qualifikationen und Kompetenzen. Den (marginalisierten) Zielgruppen<br />
stehen noch am ehesten Bildungsmöglichkeiten zur Verfügung.<br />
Der Staat braucht technisch und beruflich besser qualifizierte Fachkräfte, aber ihre<br />
Ausbildung darf nicht zu eng und einseitig sein, wenn sie sich erfolgreich in der heutigen<br />
Welt zurechtfinden und angemessen mit technologischen und anderen Änderungen<br />
umgehen sollen.<br />
Die Verwirklichung dieser Programmatik unter Einschluß von Bildungsaspekten fällt<br />
immer zugunsten der Marktorientierung von Bildung aus und nicht zugunsten allgemeiner<br />
Bildung, die die persönlichen Bedürfnisse der Menschen befriedigt.<br />
Im Bildungsbereich wird eine Lösung vor allem in einer schnellen Verbesserung des<br />
nicht-formalen Bildungswesens und alternativer Möglichkeiten liegen und nicht in der<br />
Fortsetzung der rigiden traditionellen Angebotsstruktur. Bei seinen Bemühungen um<br />
bessere und schnell durchsetzbare Lösungen unterstützt der Staat jedoch häufiger<br />
das Alte als das Neue. Freiwillige Organisationen, Nichtregierungsorganisationen<br />
und Bewegungen, die sich neu bilden, werden nicht vom Staat unterstützt.<br />
Ein anderes Paradox ist, daß beinahe die gesamte Arbeitsweise von Bildungs- und<br />
Kulturinstitutionen liberalisiert wurde, während das Interesse der Menschen an diesen<br />
– die Gründe da<strong>für</strong> haben wir bereits genannt – eher abnimmt: eine Ausnahme<br />
bilden nur die <strong>Institut</strong>ionen, die sogenannte ‚heiße‘ Themen vermarkten.<br />
Es ist klar, daß viele der genannten Widersprüche und Schwierigkeiten durch wirtschaftliche<br />
Härtesituationen und das Fehlen von finanziellen Ressourcen in den<br />
60