08.01.2013 Aufrufe

Volltext - Deutsches Institut für Erwachsenenbildung

Volltext - Deutsches Institut für Erwachsenenbildung

Volltext - Deutsches Institut für Erwachsenenbildung

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

feld von Angela Kemper. Gisela Steenbuck<br />

berichtet über das wissenschaftliche Weiterbildungsprogramm<br />

von Frauenstudien an der<br />

Universität Dortmund, Sigrid Metz-Göckel über<br />

das Graduiertenkolleg „Geschlechterverhältnis<br />

und sozialer Wandel“. Gabriele Jähnert stellt<br />

das Zentrum <strong>für</strong> interdisziplinäre Frauenforschung<br />

an der Humbold-Universität in Berlin<br />

vor. Durchgehend zeigt sich das Problem, inwieweit<br />

separierte Lösungen Dauereinrichtungen<br />

sein können oder sollen bzw. umgekehrt,<br />

wie die wissenschaftlichen Aspekte von Frauenstudien<br />

in die allgemeinen Wissenschaften integriert<br />

werden können und die politischen<br />

Ansprüche nicht verloren gehen. Beides zugleich<br />

ist offensichtlich nur schwer zu gewährleisten.<br />

Im letzten Teil des Buches werden „Wissensbereiche<br />

von women’s studies“, Inhalte und<br />

Ergebnisse von Frauenforschung vorgestellt:<br />

Schwerpunktmäßig geht es dabei um Erwerbsarbeit<br />

von Frauen, um Frauensprache sowie<br />

um sexuelle Diskriminierung.<br />

Im Deutschen <strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Erwachsenenbildung</strong><br />

wurde von der Arbeitseinheit „Kultur und Lebenswelt“<br />

ein „Rahmenplan Frauenbildung“<br />

entworfen, der die Angebotspraxis der Volkshochschulen<br />

im Bereich Frauenbildung dokumentiert<br />

und zugleich Basis sein will <strong>für</strong> „Anregungen<br />

vom systematischen Auf- und Ausbau<br />

frauengerechter Bildungsmöglichkeiten“ (S. 5).<br />

Im Vorwort wird als Charakteristik der Bildungsangebote<br />

<strong>für</strong> Frauen „die Nähe zur weiblichen<br />

Lebenswirklichkeit als besondere Qualität“<br />

ausgewiesen (ebenda). Der Rahmenplan besteht<br />

aus sieben verschiedenen Kapiteln: Nach<br />

der Darstellung der Situation der Frauenbildung<br />

an Volkshochschulen folgt die Auseinandersetzung<br />

mit feministischen Theorien und<br />

<strong>Erwachsenenbildung</strong>. Den Hauptteil machen<br />

Berichte „aus der Praxis <strong>für</strong> die Praxis“ aus. Im<br />

5. Kapitel geht es um „Frauen in den östlichen<br />

Bundesländern“, während die beiden letzten<br />

Kapitel sich mit Rahmenbedingungen in der<br />

Weiterbildung von Frauen befassen und<br />

schließlich „Informationen und Tips“ zusammenstellen.<br />

In der Darstellung der Situation von Frauenbildung<br />

finden sich zwei unterschiedliche Strukturmodelle:<br />

nämlich zum einen das Konzept<br />

der „Projektgruppe Frauenbildung“ der Volkshochschule<br />

Frankfurt/Main, zum anderen das<br />

des Fachbereichs Frauenbildung der Volkshochschule<br />

Rüsselsheim. Während in Frank-<br />

furt eine quer zu den Fachbereichen liegende<br />

Struktur die unterschiedlichen Angebote vernetzt,<br />

besteht in Rüsselsheim ein eigenständiger<br />

Fachbereich, in dem Frauenbildung zu<br />

einer „Fachdisziplin“ avanciert. Der Rahmenplan<br />

Frauenbildung – so mein Eindruck – präferiert<br />

das Rüsselsheimer Konzept und ordnet<br />

die Frauenbildung nach der Konstruktion von<br />

„Gleichheit und Differenz“. Anders als in der<br />

theoretischen Auseinandersetzung, wie sie in<br />

der Frauenforschung geführt wurde, bedeutet<br />

dies jedoch hier nicht die Frage nach der Gleichberechtigung<br />

von Frauen und Männern bzw.<br />

nach der Differenz der Geschlechter, sondern<br />

blendet die Geschlechterfrage nahezu vollkommen<br />

aus. Es geht um die Gleichheit von<br />

Frauen bzw. die Differenz unter Frauen. Aus<br />

dieser Sicht wird das Konzept <strong>für</strong> Frauenbildung<br />

hergeleitet:<br />

„Als didaktisches und systematisierendes Prinzip<br />

liegt der nachfolgenden Konzeption von<br />

Frauenbildung das Prinzip der ,lebenslagenbegleitenden<br />

Weiterbildung von Frauen‘ …<br />

zugrunde, in dem sich die Diskussion um Differenz<br />

und Gleichheit unter Frauen wiederfindet.<br />

Dabei gehen alle Praxisbeispiele, die sich auf<br />

die Differenz von Frauen beziehen, von der<br />

Lebenslage von Frauen aus (z.B. junge Mütter,<br />

arbeitslose Frauen, gut qualifizierte Frauen<br />

etc.). Es werden zunächst die Spezifika der<br />

jeweiligen Lebenslage, die daraus resultierenden<br />

Bildungsbedürfnisse, typische Problemkonstellationen<br />

und potentielle Lösungsansätze<br />

durch Weiterbildung beschrieben. …<br />

Im Unterschied zur Differenz richten sich die<br />

Beiträge zur Gleichheit von Frauen auf geschlechtsspezifische<br />

gesellschaftliche Bedingungen<br />

und Aspekte. Die Beispiele gehen von<br />

einer sozialen Lage aus, die alle Frauen miteinander<br />

teilen und die sie als Frauen benachteiligt“<br />

(S. 65/66).<br />

Damit wird m.E. die Frauenbildung verkürzt,<br />

und es schleicht sich zugleich ein letztlich<br />

biologistisches Verständnis von Weiblichkeit<br />

ein – womit Frauenbildung dem Differenzansatz,<br />

wie er in der Frauenforschung diskutiert<br />

wurde, verpflichtet ist. Geschlechterverhältnisse<br />

geraten so aus dem Blick. Erst die<br />

Betrachtung von Frausein innerhalb historisch<br />

gewachsener Geschlechterverhältnisse ermöglicht<br />

jedoch, gesellschaftsverändernde Perspektiven<br />

zu entwickeln: Weiblichkeit wie Männlichkeit<br />

sind im Verhältnis zueinander definiert,<br />

auch wenn auf dieser Folie „Spezifisches“ und<br />

161

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!