Volltext - Deutsches Institut für Erwachsenenbildung
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gatorisch und auf die herrschende politische und staatliche Struktur und deren Interessen<br />
zugeschnitten war.<br />
Dementsprechend ist ein wichtiges Ziel der politischen Bildung auch ihre gründliche<br />
Reformierung. Wenn wir über politische Bildung und Demokratie durch Wissensvermittlung<br />
reden, ist es wichtig, daß die Demokratisierung der <strong>Erwachsenenbildung</strong><br />
selber erfolgen muß. Wir können Demokratie nicht durch autoritäre und traditionell<br />
organisierte Formen der <strong>Erwachsenenbildung</strong> entwickeln (Verbreitung von Wissen<br />
durch einseitige Kommunikation und Übertragung von Wissen nach dem Trichterprinzip).<br />
Die Hauptsache ist, die aktive Teilnahme und Kommunikation zwischen<br />
beiden Seiten zu entwickeln: von denen, die ein bestimmtes Wissen haben, hin zu<br />
jenen, die dieses Wissen benötigen.<br />
4. Gesellschaftliche und andere Widersprüche, die die Entwicklung von Erziehung<br />
zur zivilen Gesellschaft und Demokratie behindern<br />
In der Beschreibung der notwendigen Neuorientierung von Trends und Entwicklungen<br />
in der <strong>Erwachsenenbildung</strong> hat der kroatische Erwachsenenbildner Sylvije<br />
Pongrac (1995) folgende zutreffende Beobachtung gemacht: „Es wird von höchster<br />
Bedeutung sein, die Entwicklungshemmnisse zu beseitigen (...)“. Wir wollen die<br />
wesentlichen Entwicklungshemmnisse – wir können sie auch als Widersprüche bezeichnen<br />
– betrachten, die die Entwicklung von politischer Bildung in Übergangsländern<br />
bestimmen:<br />
„Die Hauptziele der Reform werden darin bestehen, dem Individuum zu helfen,<br />
universell gültige menschliche Werte zu entdecken und sein Leben darauf zu<br />
gründen, kritisch und unabhängig denken zu lernen, selbstverantwortlich Entscheidungen<br />
zu treffen und sich dem sozial und ökonomisch gewandelten Umfeld<br />
anzupassen, das nationale und kulturelle Bewußtsein zu entwickeln helfen und den<br />
Menschen <strong>für</strong> Demokratie und Bürgerverantwortung vorzubereiten“ (Beresnevicene<br />
in Jelenc 1995).<br />
Im Widerspruch zu diesen Zielsetzungen und guten Absichten gibt es keine ausreichende<br />
Unterstützung <strong>für</strong> das intellektuelle, kulturelle und kreative Potential der<br />
Menschen, da das gesamte soziale System vor allem auf materiellen Wohlstand<br />
ausgerichtet ist und moralischen und zivilgesellschaftlichen Aspekten keine Achtung<br />
zollt.<br />
Wie kann man vor diesem Hintergrund Menschen ändern, die Jahrzehnte lang in einer<br />
Gesellschaft gelebt haben, die durch Phänomene wie Demoralisierung, Passivität,<br />
Apathie, Hilflosigkeit, das Fehlen von individueller Selbstverantwortung, Vorausplanung,<br />
Initiative, vom Fehlen wirksamer Motivation <strong>für</strong> Leistung und vom Denken<br />
in unrealistischen Stereotypen und Schlagworten gekennzeichnet war und darauf<br />
abzielte, den ‚Homo sowjeticus‘ hervorzubringen (Ratman-Liverska 1995)? Wie<br />
können bei nicht-existierenden, angemessenen zivilgesellschaftlichen und persönli-<br />
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