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Volltext - Deutsches Institut für Erwachsenenbildung

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zungen zu den biologistischen Vorstellungen<br />

der nationalsozialistischen Ideen schwer.<br />

Geesche Dannemann resümiert ihre Untersuchung:<br />

„Das tragische Element im Leben Bertha<br />

Ramsauers kommt darin zum Ausdruck, daß<br />

sie zwar ,ihr‘ Heim über die Zeit des Nationalsozialismus<br />

retten konnte, diese Rettung aber<br />

nur durch eine tiefe Verstrickung in nationalsozialistische<br />

Strukturen möglich war. Dies hatte<br />

zur Folge, daß nach 1945 ein Weiterbestehen<br />

des Heims bzw. ein Neuanfang schon aufgrund<br />

des Widerspruchs der Militärregierung<br />

nicht möglich war. Der Tod Bertha Ramsauers<br />

und der Umstand, daß sich auch später keine<br />

neue Leiterin finden ließ, verhinderten eine<br />

Wiederaufnahme der Bildungsarbeit in<br />

Husbäke“ (S. 88f.).<br />

Birgit Meyer-Ehlert hat in einer standardisierten<br />

Befragungsaktion 521 Weiterbildungseinrichtungen<br />

in Nordrhein-Westfalen nach der<br />

Situation der bei ihnen beschäftigten Frauen<br />

befragt. Sie unterscheidet dabei Volkshochschulen,<br />

Träger der politischen Bildung, „andere“<br />

Träger wie Familienbildungsstätten, Akademien,<br />

Heimvolkshochschulen und Tagungshäuser<br />

sowie schließlich alternative Träger.<br />

Die Volkshochschulen machen ein gutes Viertel<br />

ihrer Befragungsstichprobe aus, ebenso<br />

wie die alternativen Träger. Die „anderen“ Träger<br />

sind mit knapp 40 % am stärksten vertreten,<br />

während Träger der politischen Bildung<br />

nur ca. 10 % ausmachen. Gefragt wurde detailliert<br />

nach der Situation und Qualifikation des<br />

Personals sowie nach Maßnahmen zur Herstellung<br />

von Gleichberechtigung. Neben Fragen<br />

nach der Dauer der Existenz der Weiterbildungseinrichtung<br />

gehören dazu auch Fragen<br />

nach der Zahl der Beschäftigten in verschiedenen<br />

Bereichen von pädagogischer Arbeit bis<br />

zu Hauswirtschaft, nach der Lohnstruktur, den<br />

Abschlüssen, nach Förderplänen und Bildungs(urlaubs)maßnahmen.<br />

Die Ergebnisse werden detailliert <strong>für</strong> die verschiedenen<br />

Träger wie <strong>für</strong> jede einzelne Frage<br />

des Fragebogens präsentiert, so daß das Buch<br />

auch als Materialsammlung nutzbar ist.<br />

Insgesamt stellt Birgit Meyer-Ehlert fest, daß in<br />

der Weiterbildung weitgehend männlich bestimmte<br />

geschlechtshierarchische Strukturen<br />

und geschlechtsstereotype Verteilungen vorzufinden<br />

sind, d.h., die <strong>Erwachsenenbildung</strong><br />

widerspiegelt die allgemeine geschlechtsspezifische<br />

Arbeitsteilung in dieser Gesellschaft.<br />

Dies betrifft auch den Zusammenhang<br />

von familiärer Situation und beruflicher Stellung.<br />

An der Universität Dortmund wurde das weiterbildende<br />

Studium „Frauenstudien“ zunächst<br />

als Modellversuch konzipiert und erprobt und<br />

schließlich 1992 fest etabliert. Der von Irmhild<br />

Kettschau u.a. herausgegebene Band beinhaltet<br />

den Abschlußbericht des Modellversuchs<br />

sowie einige Erfahrungsberichte von beteiligten<br />

Dozentinnen, Politikerinnen und Teilnehmerinnen.<br />

Das weiterbildende Studium zielt auf „emanzipatorische<br />

Frauenarbeit“ als berufliches Aufgabenfeld.<br />

Ausgangspunkt seiner Konzipierung<br />

war der Versuch, „informelle Qualifikationen<br />

aus Familienarbeit und Ehrenamt“ sowohl<br />

beim Zugang zu den Studien wie bei der<br />

inhaltlichen Gestaltung zu berücksichtigen (S.<br />

15). 153 Frauen nahmen während der Modellversuchszeit<br />

in drei Studiengruppen am weiterbildenden<br />

Studium teil. Als curriculare Zielsetzungen<br />

des Modellversuchs formulierten<br />

die Initiatorinnen folgende:<br />

„Tätigkeitsbereiche der emanzipatorischen<br />

Frauenarbeit sind – mit zunehmender Tendenz<br />

– vertreten in <strong>Institut</strong>ionen und Organisationen<br />

der <strong>Erwachsenenbildung</strong>, der Wohlfahrtspflege<br />

und -beratung, in Kirchen, Verbänden,<br />

Gewerkschaften und Unternehmen,<br />

Verwaltungen und Medien wie im politischen<br />

Bereich auf kommunaler, regionaler, Landesund<br />

Bundesebene.<br />

Leitendes Ziel der emanzipatorischen Frauenarbeit<br />

ist es, über Frauen benachteiligende<br />

Strukturen aufzuklären und Bedingungen <strong>für</strong><br />

eine gleichberechtigte und gleichwertige Partizipation<br />

beider Geschlechter in allen gesellschaftlichen<br />

Bereichen – insbesondere in Familie,<br />

Beruf und Öffentlichkeit – zu schaffen“<br />

(S. 41).<br />

Das Curriculum umfaßt sieben Studienschwerpunkte,<br />

von denen zwei ausgewählt werden<br />

müssen. Diese Schwerpunkte sind Familie und<br />

Haushalt, Arbeit und Beruf, Bildung und Qualifikation,<br />

Öffentlichkeit und Politik, Umwelt und<br />

Gesundheit, Kunst und Kultur, Didaktik und<br />

Methodik. Weiteres Gliederungsprinzip sind<br />

drei unterschiedliche Studienbereiche, nämlich<br />

– spezielle Veranstaltungen <strong>für</strong> das weiterbildende<br />

Studium Frauenstudien,<br />

– Veranstaltungen zur Frauenforschung,<br />

– Veranstaltungen von Fachwissenschaften<br />

(S. 43).<br />

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