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Volltext - Deutsches Institut für Erwachsenenbildung

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Genau diese Anstrengungen unserer Schwestern und Vorfahrinnen haben uns zur<br />

Emanzipation verholfen und damit in die Lage versetzt, unsere Unwissenheit und<br />

unser Schweigen zu brechen und aufrecht zu stehen. Diese Bemühungen müssen<br />

fortgesetzt werden. Die Frauenbildung ist in der Tat der wichtigste Bestandteil, der<br />

wichtigste Eingriff im Rahmen der Frauenemanzipation, vorausgesetzt, daß Inhalt<br />

und Methodik dieser Bildung frauenfreundlich sind.<br />

4. Die Art von Bildung, die wir brauchen<br />

Wir müssen diejenigen bestehenden Ansätze, uns zu bilden und Information und<br />

Wissen zu erlangen, stärken und ausdehnen, die uns dabei helfen, patriarchalisches<br />

Wissen, patriarchalische Normen, Werte und Verhaltensmuster in Frage zu stellen.<br />

Wir brauchen Bildung, die uns nicht nur dazu verhelfen wird, das geschriebene Wort<br />

zu lesen und zu verstehen, sondern unsere Welt zu entziffern, zu verstehen und zu<br />

kontrollieren; die uns nicht nur dabei unterstützen wird, den Alltag zu meistern, sondern<br />

uns zu Meisterinnen unseres Lebens und zu Schmiedinnen unseres Schicksals<br />

macht. Wir brauchen Bildung, die uns helfen wird, die notwendigen analytischen<br />

Fähigkeiten zu erwerben, um die sich rasch wandelnden Realitäten des Lebens zu<br />

verstehen, die uns das Vertrauen und die Stärke geben wird, uns zu weigern, uns<br />

unwürdigen und unmenschlichen Bedingungen zu unterwerfen. Wenn wir in der<br />

Frauenalphabetisierung arbeiten, dann sollten Alphabetisierungskurse <strong>für</strong> Frauen<br />

Ausgangspunkte zur Bewußtseinserweiterung sein. Sie sollten Frauen dazu ermutigen,<br />

sich zu starken Gruppen zusammenzuschließen, so daß sie mehr und mehr<br />

Kontrolle über ihr Leben erlangen, sie sollten ihnen dabei helfen, ihr Schweigen zu<br />

brechen, sie sichtbar zu machen. Die Kurse sollten eine Atmosphäre schaffen, die<br />

Frauen mehr Freiheit zugesteht, die ihnen mehr Gelegenheiten gibt, ihr volles<br />

menschliches Potential zu verwirklichen. Die Bildung zur Emanzipation von Frauen<br />

wird ein andauernder Prozeß gemeinsamen Handelns und gemeinsamer Reflexion<br />

sein müssen. Unsere bildungspolitischen Bestrebungen sollten auf bereits vorhandenem<br />

Wissen und vorhandenen Fertigkeiten aufbauen; sie sollten Frauen bestärken<br />

und das Beste aus einer jeden herausholen.<br />

Die Methodik der Frauenbildung muß partizipatorisch und nicht-hierarchisch sein.<br />

Frauen müssen dabei mitwirken, ihre eigenen Lernprogramme und -prioritäten und<br />

ihr eigenes Lerntempo festzusetzen. Der Bildungsprozeß sollte es ihnen ermöglichen,<br />

sich wohl in ihrer Haut zu fühlen, ihr Selbstvertrauen und ihre Selbstachtung<br />

aufzubauen, ihre Kreativität zu entfesseln, sie energiegeladener und fröhlicher zu<br />

machen; in einem Wort – sie zu emanzipieren.<br />

Das Ausbildungsklima sollte so beschaffen sein, daß es den Teilnehmerinnen möglich<br />

macht, Wissen <strong>für</strong> sich selbst in einer dialogischen Gruppensituation zu erwerben,<br />

an der beide Seiten (sowohl AusbilderInnen als auch Auszubildende) mit kritischem<br />

und wachem Verstand teilnehmen.<br />

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