Volltext - Deutsches Institut für Erwachsenenbildung
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Vor allem müssen unsere bildungspolitischen Bestrebungen den Teilnehmerinnenn<br />
Klarheit verschaffen über unsere Vorstellung einer erwerbstätigen Lebensgestaltung,<br />
über unsere Vorstellung der Gesellschaft, die wir aufbauen wollen, und ihnen unsere<br />
gemeinsamen Ziele verständlich machen.<br />
Wir brauchen eine Bildung, die uns nicht nur den Erwerb von Fertigkeiten und Wissen<br />
erleichtert, sondern den Teilnehmerinnen dazu verhilft, Werte wie Gerechtigkeit,<br />
Gleichberechtigung, Ehrlichkeit, Wahrheit und Solidarität unter unterdrückten Gruppen<br />
anzunehmen und zu stärken. Sie sollte dazu Energien in Frauen da<strong>für</strong> wecken<br />
und freisetzen, sich ihren unterschiedlichen Kämpfen auf verschiedenen Ebenen mit<br />
Überzeugung und Mut zu stellen.<br />
Wir brauchen eine Bildung, die nicht zu mehr Wettbewerbsdenken und Ehrgeiz führt,<br />
sondern die Vertrauen und Solidarität unter Frauen schafft. Sie sollte ihnen dabei<br />
helfen, Verbände und Netzwerke auf verschiedenen Ebenen zu gründen.<br />
Sie sollte Frauen dabei unterstützen, einen analytischen und kritischen Verstand und<br />
einen wissenschaftlichen Ansatz zu entwickeln, um die Realitäten um sich herum<br />
zu begreifen. Sie sollte ihnen dabei helfen, die Zusammenhänge zwischen Mikround<br />
Makrorealitäten, zwischen Mikrorealitäten und Makropolitik, zwischen dem Lokalen<br />
und dem Globalen zu erkennen.<br />
Bildung sollte so angelegt sein, daß sie die Teilnehmerinnen von der Last vorgefertigter<br />
Antworten, die von dominanten Kulturen und politischen Strukturen gegeben<br />
werden, befreit. Sie sollte Frauen dazu ermutigen, die Natur der Dinge aus ihrer Sicht<br />
zu erkunden und <strong>für</strong> sich selbst zu entscheiden, ob das, was ihnen von anderen<br />
gesagt wird, mit der Realität übereinstimmt.<br />
Bildung sollte auch einen Prozeß in Gang setzen, der Autorität und Herrschaft in<br />
Frage stellt und herausfordert. Dies kann geschehen, indem man eine Atmosphäre<br />
schafft, in der jeder offen sein, Fragen stellen, Kritik üben und die Notwendigkeit<br />
spüren kann, jederzeit wachsam zu sein.<br />
Vor allem aber sollte Bildung Spaß und Freude bringen. Wir müssen die oft strapazierte<br />
Zweiteilung von Freude und Arbeit, Unterhaltung und ernsthaftem Beruf aufgeben.<br />
Mit Sicherheit kann Arbeit Spaß machen, ein ernsthafter Beruf kann unterhaltsam<br />
sein.<br />
Aber die Emanzipation der Frauen ist nicht nur an der Basis möglich und durchführbar.<br />
Es gibt viele andere Beiträge, die notwendig sind (und geleistet werden). Wir<br />
brauchen gute Ausbildungsgruppen, feministische ForscherInnen, HerausgeberInnen,<br />
feministische FilmemacherInnen, DichterInnen, SängerInnen, ÄrztInnen,<br />
RechtsanwältInnen. Es sind die gemeinsamen Anstrengungen all jener und vieler<br />
anderer – Männer und Frauen, die zur Emanzipation der Frauen führen und führen<br />
werden.<br />
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