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Volltext - Deutsches Institut für Erwachsenenbildung

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zum Erwerb der Zulassungsberechtigung. Doch verschiedene Gesellschaften scheinen<br />

mehr oder weniger absichtlich unterschiedliche Vorkehrungen <strong>für</strong> denselben<br />

Zweck zu treffen: das Erkennen von verpaßten Chancen und nicht genutzten Begabungen<br />

intellektuell fähiger, aber ausbildungsmäßig zu kurz gekommener Menschen,<br />

deren schulische Leistungen nicht ihren eigentlichen Fähigkeiten entsprachen<br />

oder die von der Schule verwiesen oder dort nicht ausreichend gefördert wurden.<br />

Mit den Bemühungen um sowohl (zahlenmäßig) verstärkten als auch breiter gefächerten<br />

(aus einem weiteren sozialen Feld, einschließlich ethnischer Minderheiten,<br />

kommenden) Zugang <strong>für</strong> Erwachsene zur weiterführenden Bildung sind insbesondere<br />

Erwachsenenbildner in den Universitäten einer Anzahl von Gesellschaften intensiv<br />

befaßt. Hiermit beschäftigt sich beispielsweise auch ein Forschungsnetzwerk<br />

der Europäischen Gesellschaft <strong>für</strong> Forschung in der <strong>Erwachsenenbildung</strong> (ESREA).<br />

Man kann argumentieren, daß die Notwendigkeit außeruniversitärer liberaler <strong>Erwachsenenbildung</strong><br />

entfallen ist, da Erwachsene heute in vielfältigerer Weise Zugang<br />

zur Hochschulausbildung finden (auf Teilzeitbasis, in selbstbestimmter Weise oder<br />

als Fernstudium), wenn sie den Wunsch dazu haben. Daraus, daß der Anteil jugendlicher<br />

Studienanfänger von einer sehr geringen Rate Mitte des Jahrhunderts auf<br />

nunmehr fast die Hälfte aller 18jährigen angestiegen ist, läßt sich vielleicht die<br />

Schlußfolgerung ziehen, daß eine separate außeruniversitäre, kompensatorische,<br />

einen zweiten Bildungsweg eröffnende (und zweitklassige?) <strong>Erwachsenenbildung</strong><br />

nicht mehr erforderlich ist, daß die Hochschulausbildung <strong>für</strong> alle auf dem ersten Bildungsweg<br />

zur Regel, die <strong>Erwachsenenbildung</strong> mündig geworden ist und die Zitadellen<br />

der akademischen Macht eingenommen hat.<br />

Bei einem dritten Trend, der <strong>für</strong> diese Untersuchung der Beziehung zwischen <strong>Erwachsenenbildung</strong><br />

und Hochschulwesen relevant ist, geht es um die Identität und<br />

die Rolle der Lehrkräfte der Erwachsenen- bzw. weiterführenden Bildung innerhalb<br />

der Universität. Als Mitglieder der akademischen Gemeinschaft sind diese dern<br />

Druck ausgesetzt, der üblichen Vorstellung des Akademikers zu entsprechen und<br />

insbesondere Forschung zu betreiben und in renommierten wissenschaftlichen<br />

Fachzeitschriften zu veröffentlichen. Dies kann zu ernsthaften persönlichen Konflikten<br />

bei denjenigen führen, die in den mehr praxisorientierten Traditionen der <strong>Erwachsenenbildung</strong><br />

<strong>für</strong> den sozialen Wandel verwurzelt sind und an ihnen festhallten<br />

wollen. Der Sozialarbeiter wird zum Professor <strong>für</strong> Andragogik, der Wissen, das der<br />

barfüßige Feldarbeiter vielleicht dringend benötigt, mystifiziert und akademisiert, um<br />

den Armen und Analphabeten die Teilhabe an der Macht zu ermöglichen (vgl. Duke<br />

1994).<br />

Es überrascht nicht, daß die <strong>Erwachsenenbildung</strong> die Führungsrolle bei der Erfindung<br />

der partizipatorischen Aktionsforschung gespielt hat. Diese strebt an, die<br />

Forschungsobjekte als Subjekte zu behandeln, die ihr Wissen selber schaffen, besitzen<br />

und anwenden. Ebensowenig überraschend ist, daß die partizipatorische<br />

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