Bild und Bildung im Zeichen der - Egon Schütz Archiv - Universität ...

11. Vorlesung 17.6. 1993
Baudrillard entwickelt eine Art negativer Historik, nämlich die
Geschichte vom klassischen zum postindustriellen Zeitalter. (Man ver-
bindet den Begriff der negativen Historik zumeist mit Rousseau, man
könnte also sagen: Der Begriff der negativen Historik ist eigentlich im
französischen Sprach- und Denkraum, aber nicht nur dort, nicht unbe-
kannt.) Die Interpretation dieser Geschichte erfolgt in einer sukzessi-
ven Analyse von den Leitparadigmen des Automaten, des Roboters,
des Computers und ferner in einer sukzessiven Analyse von Leitsimu-
lakren, der Zuordnung von Zeichen und Gegenständen. Ich darf er-
innern: es geht um die imitative Analogie als Leitsimulakrum im Falle
der Automatenwelt, um die äquivalente Operation im Falle der Robo-
terwelt und es geht um die codierende Simulation im Falle der kyber-
netischen, der nachindustriellen Steuerungswelt. Die Gesamtent-
wicklung dieser negativen Historik hat bei Baudrillard "den Charakter
eines zunehmenden Abstraktwerdens und einer zunehmenden Verselb-
ständigung der Zeichen, der Simulakren gegenüber der Welt und den
Menschen, sie hat den Charakter einer zunehmenden Entbindung von
dem, was man ehemals die Natur oder die Realität oder die Wirklich-
keit nannte."
Dieser Prozeß der zunehmenden Abstraktion zeigt sich an der
Rolle, die die Zeichen, das Bild, die Simulakren in den verschiedenen
Ordnungen der Zeiten, die Baudrillard unterscheidet, spielen. Die
Grundstruktur Baudrillards negativer Historik in zeichentheoretischer
Hinsicht läßt sich veranschaulichen wie folgt:
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