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Bild und Bildung im Zeichen der - Egon Schütz Archiv - Universität ...

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nach dem 'Wer' überhaupt noch sinnvoll? Gewiß entlastet sich nicht<br />

<strong>der</strong> Einzelne. Aber kann sich - so könnte man in Anlehnung an ein al-<br />

tes Modell denken - kann sich vielleicht die Gattung entlasten, die<br />

Menschengattung als anonymes Subjekt <strong>der</strong> Klassifikation? Und dann<br />

doch wie<strong>der</strong> die Frage: Gibt es denn dieses anonyme Subjekt? O<strong>der</strong><br />

hat das Subjekt, von dem so viel die Rede war <strong>und</strong> ist, hat das Subjekt<br />

nicht selbst die Stadien durchgemacht, die Baudrillard seit Renaissan-<br />

ce <strong>und</strong> Barock identifizierte? Das würde bedeuten: am Anfang, in <strong>der</strong><br />

Renaissance, konnte die Gattung, das Gattungssubjekt noch in Analo-<br />

gie zu an<strong>der</strong>en Gattungen von Lebewesen sich verstehen <strong>und</strong> sich als<br />

Gattung Mensch in den an<strong>der</strong>en Gattungen unterbringen. Im Zeitalter<br />

<strong>der</strong> Revolution <strong>und</strong> <strong>der</strong> seriellen Produktion trennte sich die Men-<br />

schengattung von <strong>der</strong> Natur <strong>und</strong> ließ sich zugleich von den Hoffnun-<br />

gen bewegen, diese Entfremdung <strong>der</strong> Menschengattung - denken Sie<br />

etwa an Marx - könne in <strong>der</strong> Versöhnung mit <strong>der</strong> Natur wie<strong>der</strong> aufge-<br />

hoben werden. Das Gattungssubjekt war bei Marx wie bei Kant eine<br />

Utopie, eine Idee, eine eigene Teleonomie. Im Zeitalter <strong>der</strong> S<strong>im</strong>ulation<br />

müßte in <strong>der</strong> Perspektive Baudrillards die Differenz von Individuum<br />

<strong>und</strong> Gattung in <strong>der</strong> Hyperrealität codierter Vernetzungen zusammen-<br />

fallen, müßte das Problem <strong>der</strong> Entlastung <strong>und</strong> <strong>der</strong> Belastung durch<br />

Entlastung sich dadurch erledigen, daß <strong>der</strong> Individualitätsvorbehalt,<br />

<strong>der</strong> zweih<strong>und</strong>ert Jahre Denkgeschichte best<strong>im</strong>mte <strong>und</strong> auf dem alle<br />

Entfremdungstheoreme <strong>der</strong> kollektiven wie <strong>der</strong> individuellen Art beru-<br />

hen, keinen Anhalt mehr hätte. Konnte Kant noch davon ausgehen,<br />

daß <strong>der</strong> letzte Zweck <strong>der</strong> Menschheitsgeschichte nicht das Individuum,<br />

nicht die Einzelexistenz, son<strong>der</strong>n die Gattung <strong>und</strong> <strong>der</strong>en sich vollen-<br />

dende Fortexistenz sei, so müßte o<strong>der</strong> könnte man <strong>im</strong> Zeitalter <strong>der</strong><br />

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