Bild und Bildung im Zeichen der - Egon Schütz Archiv - Universität ...

teilskraft und Selbsterkenntnis, ist anscheinend nicht nur nicht gefragt
(wenngleich jede sinnvolle Wahlaufforderung davon ausgeht, daß es
so etwas wie eine eigene Entscheidung gibt), sie, die eigene Entschei-
dung, bereitet offenbar vehemente Ängste, gleichsam als Kehrseite
ehemals nachdrücklich und heute sehr scheinhaft postulierter Autono-
mie in "Einsamkeit und Freiheit", einer Autonomie, die Selbstverant-
wortlichkeit einschließt oder einschloß. So kann man in der Tat in der
Sicht Baudrillards, unterstützt durch die Sicht Gehlens, zu dem Ein-
druck gelangen, daß das Gehlensche Gesetz der Entlastung durch In-
stitutionalisierung, der Freisetzung neuer Energien durch sogenannte
Miintergnindserfüllung" der primären Bedürfnisse, sich unter simula-
tionsgesellschaftlichen Lebensbedingungen gleichsam pervertiert hat.
Inwiefern pervertiert? Es hat sich insofern pervertiert, als die Strate-
gien der Entlastung, als die Produktion der Entlastungsmittel und de-
ren Effizienz umgeschlagen sind in eine ständig progredierende Be-
lastung. Der Mensch der industriellen und noch mehr der Mensch der
postindustriellen, der kybernetischen Gesellschaft, unter dem Druck
anonymer Codes, steht anscheinend vor der kaum lösbaren Aufgabe,
sich von den Folgen seiner Entlastung zu entlasten. Das gilt nicht nur
für den Bereich der Ökologie, der deutlich hat auffallen lassen, was zu-
vor im zeichentechnisch weniger vermittelten Umgang mit der Natur
durchaus schon bekannt war, daß - in unseren eigenen Worten - die
Universalisierung des Menschen und die Inflationierung seiner Be-
dürfnisse an Grenzen stoßen würde, an Grenzen, die das Überleben der
Menschengattung durch überwertige Entlastung in Frage stellt. Hun-
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