Bild und Bildung im Zeichen der - Egon Schütz Archiv - Universität ...

mierung ist, daß sie wie eine Steuerung erscheint und zwar durch ein
Programm, über das der Mensch letztlich nicht verfügt. - So wenig,
möchte ich erläuternd hinzufügen, wie Pflanzen und Tiere über ihre
Verhaltensprogramme verfügen. - Die Folgen dieser Umschrift des
biologischen Codes auf die menschliche Kommunikation sind:
1) Es gibt keine Verstehensspielräume mehr.
2) Sender und Empfänger sind prinzipiell identisch.
3) Das Medium oder der Code vermittelt nicht mehr, sondern er
programmiert oder diktiert ähnlich wie der biologische Code pro-
grammiert oder diktiert.
Es zeichnet sich die Tendenz ab - so die Überzeugung von Bau-
drillard -, alle Formen sozialer Interaktion als Ausdruck von Program-
mierungen und Codifizierungen zu begreifen, die hinterrücks operie-
ren und in gleicher Weise unantastbar sind wie die naturhafte Codie-
rung von Lebensprogrammen oder Tiere oder der Pflanzen.
Was also geschieht für Baudrillard im Zeitalter der Simulation
und des Codes? Es etabliert sich ein Glaube oder eine Gewißheit -
massiv gesagt -, nicht mehr Herr der Lage zu sein, sondern Herr der
Lage ist das Steuerungsphänomen des Codes. Es etabliert sich der
Glaube, nicht mehr Schöpfer der interpretierenden Modelle, wie das
informationstheoretische, zu sein, nicht mehr Produzent der Medien
und Codes zu sein, sondern wir werden zu Marionetten einer Hyper-
realität, deren Gesetzgebung der Code bestimmt. Er durchmächtigt,
was unsere Realität sein soll. Man kann sagen, durch diese Verände-
rung des Bewußtseins, die Baudrillard anzuzeigen versucht (ob es
überzeugt, ist eine andere Frage), unter der Diktatur des Codes wird
mehreres hinfällig: Hinfällig wird zwangsläufig der Glaube an die
- 134 -