Bild und Bildung im Zeichen der - Egon Schütz Archiv - Universität ...
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negative Vision einer alles in bloßen Strukturen vernetzenden Stille, in<br />
<strong>der</strong> <strong>der</strong> Aufschrei je<strong>der</strong> Revolte unhörbar wäre wie <strong>der</strong> Protest je<strong>der</strong><br />
Farbe fahl würde. Und selbstverständlich wäre es auch das Ende <strong>der</strong><br />
Individualität. Diese hätte sich in die Strukturen, Systeme <strong>und</strong> Subsy-<br />
steme aufgelöst, sich in ihrer Aufgegebenheit selbst aufgegeben, sich<br />
zum Schein erklärt <strong>und</strong> Experten sowie Expertisen ihrer Restwi<strong>der</strong>-<br />
stände als Pathologien den Analytikern <strong>und</strong> Therapeuten überlassen.<br />
Würde Baudrillards symptomatologische Analyse des Zeitalters <strong>der</strong><br />
S<strong>im</strong>ulation zutreffen, dann wendete sich Nietzsches hohe St<strong>und</strong>e des<br />
Mittags, die den neuen Menschen (den Übermenschen) <strong>im</strong> spielenden<br />
Kind ankündigte, in eine kybernetisch fungierende Weltnacht, in <strong>der</strong><br />
es 'den* Menschen überhaupt nicht mehr gäbe - we<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Gestalt<br />
des Kindes noch in <strong>der</strong> Gestalt des Philosophen, in denen sich <strong>der</strong><br />
Mensch zu Ende denkt.<br />
Als Schlußüberlegung: Trifft aber das alles zu? Erlaubt das Kor-<br />
rolarium <strong>der</strong> empirisch vielfach überzeugenden Analysen Baudrillards<br />
zur Heraufkunft <strong>und</strong> Gestalt des Zeitalters <strong>der</strong> S<strong>im</strong>ulation den allge-<br />
meinen Schluß auf eine Art Welt- <strong>und</strong> Menschenuntergang in <strong>der</strong> Hy-<br />
perrealität, die Wirklichkeit <strong>und</strong> Schein gleichermaßen vernichtet? Ge-<br />
gen diesen Schluß, den Nietzsche schon mit unterschiedlicher Konse-<br />
quenz zog (<strong>und</strong> <strong>der</strong> sich uns selbst aus unserer eigenen tiefengeschicht-<br />
lichen Rekonstruktion nahelegte), spricht mehreres. Bei Baudrillard<br />
spricht zunächst dagegen, daß die Totalisierung des Denkmodells des<br />
Codes zur zentralen Chiffre <strong>der</strong> S<strong>im</strong>ulationsgesellschaft eine Generali-<br />
sierung bedeutet, die - wie alle Generalisierungen - einerseits Typi-<br />
sches faßt, an<strong>der</strong>erseits aber Wi<strong>der</strong>sprechendes überspringt. Schon<br />
Baudrillards eigene Blickposition muß sich eigentlich seiner S<strong>im</strong>ula-<br />
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