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Bild und Bildung im Zeichen der - Egon Schütz Archiv - Universität ...

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sem X, vom Gegenstand. Je weiter ich verarbeite den Nervenreiz <strong>im</strong><br />

<strong>Bild</strong>, das <strong>Bild</strong> in <strong>der</strong> Verlautbarung, die Verlautbarung <strong>im</strong> Wort, das<br />

Wort <strong>im</strong> Begriff, desto weiter weg bin ich eigentlich von dem, worauf<br />

sich angeblich meine Wahrheit bezieht. Diese Linie liest Nietzsche,<br />

könnte man sagen, als einen Prozeß des zunehmenden Abstraktwer-<br />

dens des Sachverhalts durch sich überbietende Modellierungen. Am<br />

weitesten entfernt vom Ursprung, wenn denn Wahrheit darin bestehen<br />

soll, daß Begriff qua Modell <strong>und</strong> Sache übereinst<strong>im</strong>men, ist <strong>der</strong> Be-<br />

griff. Der Nervenreiz ist gewissermaßen noch am nächsten an <strong>der</strong><br />

Wahrheit. Das <strong>Bild</strong> ist schon, können wir sagen, eine Synthetisierung<br />

<strong>im</strong> Horizont <strong>der</strong> Imagination. Der Laut ist eine Synthetisierung <strong>im</strong> Ho-<br />

rizont <strong>der</strong> akustischen Reizung, das Wort ist wie<strong>der</strong>um eine Syntheti-<br />

sierung <strong>der</strong> Laute <strong>und</strong> eine Stabilisierung zu best<strong>im</strong>mten Sinneinhei-<br />

ten. Der Begriff schließlich überbietet noch einmal die Wörter an dis-<br />

ziplinierendem Effekt <strong>im</strong> Hinblick auf die Eindrücke, so daß man sa-<br />

gen kann: Es handelt sich hier um eine Codierungslinie. Man kann die<br />

einzelnen Etappen als eine Codierung <strong>der</strong> vorhergehenden lesen. Der<br />

Nervenreiz codiert das <strong>Bild</strong>, Laut codiert <strong>Bild</strong>, Wort codiert Laut, Be-<br />

griff codiert als letzte Instanz alle vorhergehenden. Man kann auch sa-<br />

gen, daß dieser Prozeß <strong>der</strong> Codierung zunehmend täuschend ist, <strong>im</strong>mer<br />

unter <strong>der</strong> Voraussetzung <strong>der</strong> Nähe zur Sache an sich. Am täuschend-<br />

sten ist <strong>der</strong> Begriff, weniger das Wort, <strong>der</strong> Laut etc.<br />

Es handelt sich um das Modell des Sichfremdwerdens <strong>der</strong> Welt<br />

in <strong>der</strong> Linie ihrer Explikation durch Zeichnen. Von daher könnte man<br />

sagen, schon hier ist die These vertreten, daß die zunehmenden Codie-<br />

rungen von Nervenreiz bis zum Begriff eine zugleich zunehmende Si-<br />

mulierung ist, daß <strong>der</strong> S<strong>im</strong>ulationsgrad <strong>im</strong>mer höher wird, je weiter er<br />

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