Bild und Bildung im Zeichen der - Egon Schütz Archiv - Universität ...

tionsthese entziehen, will sie diese mit Anspruch auf Richtigkeit und
Triftigkeit formulieren können. Andernfalls nämlich müßte sich die
These vom Simulationszeitalter selbst als Simulation verstehen, als
Ausdruck des analysierten Terrors. Baudrillard wäre in der Rolle jenes
automatischen Schreibers surrealistischer Inspiration, die die analyti-
sche Intention, die Baudrillard verfolgt, zunichte machte. Es muß also
auch - das ist evident - unter Bedingungen universeller Lebenscodie-
rung immer noch die Möglichkeit eines Distanzvorbehalts geben. Die-
se aber hat Baudrillard nicht allein, sondern er teilt offenbar diesen
Vorbehalt der Distanz mit vielen anderen, wenn anders es nicht unsin-
nig sein sollte, die Analyse in einer Publikation vorzulegen und zur
Diskussion zu stellen. Die Tatsache des Schreibens selbst erhebt schon
implizit den Anspruch einer Ausnahme vom Zeitgesetz verselbstän-
digter Simulation, bedeutet eine indirekte Einschränkung ihrer Pene-
tranz.
Ein zweites Argument, das gegen die generelle Geltung der
These von der Diktatur der Simulation und des Codes spricht, ist, daß
Baudrillard (wie im übrigen auch Nietzsche) von einem explikativen
Modell Gebrauch macht, das er von seiner eigentlichen Herkunft - der
Biologie - trennt, um es als 'Gesamtbild' der Lage zu etablieren. Diese
Modellierung eines Modells zum Gesamtbild einer Zeit setzt aber im-
mer noch die subjektive Imaginationskraft voraus, die der Kultur hy-
perrealer Simulation zum Opfer gefallen sein soll. Anthropologisch
gesprochen gilt folgendes: Baudrillard selbst muß immer noch etwas
als etwas sehen können (wie alle anderen, die seiner Hinsicht folgen),
will er die Zeit insgesamt als Ausdruck des genetischen Codierungs-
modells fassen. Eine völlig verselbständigte Simulation wie ein völlig
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